Ex-Mann und gedungene Mörder bald vor Gericht – VIDEO

„Eine Million und zwei Häuser, wenn ihr Margherita umbringt“

Montag, 06. Mai 2024 | 08:46 Uhr

Von: ka

Conegliano – Obwohl der 79-jährige Enzo Lorenzon sehr vermögend war und es sich leisten konnte, seiner Ex-Frau, der 72-jährigen Margherita Ceschin, eine monatliche Unterhaltszahlung von 10.000 Euro zu überweisen, beschloss er den Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft zufolge dennoch, sich der 72-Jährigen ein für alle Mal zu entledigen.

Zu diesem Zweck bediente er sich mehrerer Männer aus der Dominikanischen Republik, die er vermutlich über seine um 48 Jahre jüngere Geliebte Dileyisi Guzman Lorenzo kennengelernt hatte. Laut den Ermittlern soll er den Männern, die für Geld zu allem bereit waren, für den am 23. Juni des vergangenen Jahres verübten Mord an Margherita Ceschin nicht weniger als eine Million Euro und zwei Häuser in ihrem Heimatland versprochen haben.

Der diabolische Plan des Mannes und seiner Auftragsmörder, den gewaltsamen Tod der 72-Jährigen als „missglückten“ Raubüberfall aussehen zu lassen, flog jedoch auf. Im Laufe ihrer Untersuchungen gelang es den Ermittlern, gegen Enzo Lorenzon und die gedungenen Mörder eine erdrückende Menge von belastendem Material zusammenzutragen, aber als „Königsbeweis“ gilt ein „Pizzino“ – eine verschlüsselte Botschaft auf einem kleinen Stück Papier – mit dem einer der inhaftierten Mörder Enzo Lorenzon eine Mitteilung schicken wollte. Der Staatsanwalt betrachtet ihn als eine Art „Geständnis“.

Margherita Ceschin wurde am 24. Juni tot in ihrer Wohnung in Conegliano bei Treviso aufgefunden. Da im Schlafzimmer alle Schränke und Schubladen geöffnet waren und die Kleider verstreut auf dem Fußboden lagen, vermuteten die Ermittler zunächst, dass die 72-Jährige Einbrecher überrascht hat und von ihnen getötet worden ist. Die Carabinieri stießen aber schnell auf viele Ungereimtheiten. Die mutmaßlichen „Räuber“ hatten weder den offen in einer Schublade liegenden wertvollen Schmuck noch das Goldkettchen, das das Opfer am Hals trug, an sich genommen.

Die Autopsie der Leiche räumte letzte Zweifel aus. Margherita Ceschin war nicht einem Herzinfarkt zum Opfer gefallen, sondern in der Nacht vom 23. auf den 24. Juni mit einem Kissen erstickt worden. In der Folge nahmen die Carabinieri und die Staatsanwaltschaft von Treviso das familiäre Umfeld in Augenschein. Enzo Lorenzon und Margherita Ceschin hatten sich gerichtlich getrennt, waren aber noch nicht geschieden. Da die 72-Jährige eine Unterhaltszahlung von 10.000 Euro gefordert hatte, war zwischen ihr und ihrem vermögenden Ex-Mann – Enzo Lorenzon ist Inhaber eines großen landwirtschaftlichen Betriebs – immer wieder heftiger Streit ausgebrochen.

Zudem fanden die Ermittler ein weiteres wichtiges Detail. Die Ehe zwischen dem älteren Paar war vor allem deshalb zu Bruch gegangen, weil Enzo Lorenzon mit der „Badante“ seiner Frau, der 31-jährigen Dileyisi Guzman Lorenzo, ein Verhältnis begonnen hatte. Die beiden Töchter des Paars, die das Verhältnis ihres Vaters mit der 48 Jahre jüngeren Dominikanerin überhaupt nicht goutierten, zogen es selbst während der Beerdigung ihrer Mutter vor, zu ihrem Vater einen großen Abstand zu halten.

YouTube/Margherita Ceschin

Mit Fortgang der Ermittlungen, zu denen das Abhören von Telefongesprächen und verschiedene Zeugenaussagen gehörten, verdichteten sich die Hinweise, dass Margherita Ceschin einem teuflischen Mordplan zum Opfer gefallen war. Abgehörte Telefongespräche und die Ortspeilung der Smartphones führten die Carabinieri auf die Fährte von mehreren Landsleuten von Dileyisi Guzman Lorenzo. Fast genau einen Monat nach der Tat nahmen die Carabinieri Enzo Lorenzon, Dileyisi Guzman Lorenzo sowie zwei Dominikaner, den 39-jährigen Sergio Lorenzo und den 42-jährigen Juan Maria Guzman, fest. Ein zunächst geflüchteter weiterer Dominikaner, Jose Mateo Garcia, wurde Anfang dieses Jahres in Spanien verhaftet und an Italien ausgeliefert. Zwei weitere Dominikaner, Sergio Lorenzos Bruder Joel und seine Verlobte Kendy Maria Rodriguez, sind hingegen immer noch flüchtig.

Nach den monatelangen Ermittlungen hegt die Staatsanwaltschaft keinen Zweifel mehr, wie die Tat abgelaufen sein soll. Sergio Lorenzo und Jose Mateo Garcia, die als die beiden eigentlichen Mörder der Frau gelten, sollen am 23. Juni in die Wohnung der Frau eingedrungen sein und Margherita Ceschin nach einem Schlag auf den Kopf und einem Tritt in die Brustgegend mit einem Kissen erstickt haben. Joels Aufgabe habe darin bestanden, während der Tat vor dem Haus Schmiere zu stehen. Juan Maria Guzman hingegen habe so etwas wie eine „Vermittlerrolle“ innegehabt. Zusammen mit Kendy Maria Rodriguez soll er sich darum gekümmert haben, über mehrere Bekannte Jose Mateo Garcias vermuteten „Lohn“ in mehreren Tranchen in seine Heimat zu überweisen.

Ihren Traum, dank eines Mordes reich zu werden, mussten die Dominikaner jedoch bald begraben. Während Enzo Lorenzon aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit in einer Pflegeanstalt in Hausarrest sitzt, sind die Dominikaner im Gefängnis von Treviso inhaftiert. Die Kenntnis von Enzo Lorenzons Versprechen an die Dominikaner, ihnen für den Mord an der 72-Jährigen eine Million Euro zu überweisen und in ihrer Heimat zwei Häuser zu kaufen, ist Sergio Lorenzos Zellengenossen zu verdanken.

Den Ermittlern gelang es, gegen Enzo Lorenzon und die gedungenen Mörder eine erdrückende Menge von belastendem Material zusammenzutragen, aber als „Königsbeweis“ gilt ein „Pizzino“ – eine verschlüsselte Botschaft auf einem kleinen Stück Papier – mit dem Sergio Lorenzo über einen Mithäftling Enzo Lorenzon eine Notiz schicken wollte. Sergio Lorenzo schrieb Enzo Lorenzon, dass er ihm „treu“ sei, von ihm aber die Bezahlung seines Rechtsanwalts verlange. „Mein Bruder Joel ist Schmiere gestanden!“, fügte er ganz am Ende hinzu. Der Staatsanwalt betrachtet dies als eine Art „Geständnis“.

Enzo Lorenzons Geliebte Dileyisi Guzman Lorenzo hingegen, die bis dahin als Mittäterin galt, kann nach Abschluss aller Ermittlungen aufatmen. Da sie dem Staatsanwalt zufolge nichts mit dem Mord zu tun habe, beantragte er für sie die Archivierung. Auf die anderen hingegen wartet ein Mordprozess, der aus heutiger Sicht auch mit der Verhängung lebenslänglicher Haftstrafen enden könnte. Die Familienangehörigen von Margherita Ceschin, die Mutter zweier Töchter und Oma von drei Enkelkindern war, verlangen für die Ermordete Gerechtigkeit.