Von: ka
Vicenza – Da immer mehr Krankenpfleger altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden oder kündigen und für sie immer weniger Berufsneulinge nachrücken, wird in Venetiens Krankenhäusern der Mangel an Pflegekräften immer dramatischer.
Die Tatsache, dass sich die Universitäten immer schwerer tun, die zur Verfügung gestellten Studienplätze zu besetzen, zeugt davon, dass der Beruf des Krankenpflegers immer stärker an Anziehungskraft verliert. Der in früheren Zeiten gefürchtete Aufnahmetest gerät inzwischen zur Farce. Angesichts der geringen Nachfrage nach Studienplätzen sind für die Zulassung zum Krankenpflegestudium selbst niedrigste Bewertungen kein Hindernis mehr.
Den Vogel jedoch schoss ein Studienanfänger in Vicenza ab. Obwohl er beim Aufnahmetest nur einen von 100 möglichen Punkten erreichen konnte, wurde er zum Krankenpflegestudium zugelassen. Da es erfahrungsgemäß jeder Dritte nicht schafft, die Ausbildung zum Krankenpfleger abzuschließen, wird es zur Behebung des Pflegenotstands jedoch nicht reichen, beim Aufnahmetest alle “durchzuwinken”.
Ähnlich wie in Südtirol macht sich auch in Venetien der Mangel an Pflegekräften immer stärker bemerkbar. Nichts verdeutlicht den Verlust an Anziehungskraft der Pflegeberufe stärker als unbesetzte Studienplätze. Während ein Teil der 120 Plätze des von der Universität Verona organisierten Studiengangs nicht besetzt werden konnten, traten in Vicenza von den ursprünglich 98 eingeschriebenen Bewerbern, die bei der Aufnahmeprüfung Vicenza als den von ihnen gewünschten Studienort angegeben hatten, überhaupt nur rund 80 zum Krankenpflege-Studiengang an.
Dabei geriet der Aufnahmetest zur Farce. Aufgrund der geringen Anzahl von Bewerbern bestanden alle Kandidaten den Test. Selbst niedrigste Bewertungen waren für die Zulassung zum Krankenpflegestudium kein Hindernis mehr. Sogar ein Kandidat, der beim Aufnahmetest nur einen von 100 möglichen Punkten erobern konnte, wurde zum Studium zugelassen.
“Der Test bestand aus Fragen, die Logik, Mathematik, Chemie und Biologie sowie allgemeine Kultur zum Inhalt hatten. Für den Studiengang in Vicenza wurden auch Bewerber mit sehr niedrigen Punktezahlen, darunter einer mit nur einem von 100 möglichen Punkten, zugelassen. Ich habe nichts gegen die betreffenden Studienanfänger, aber wenn man sich die Zahlen vor Augen hält, die auf langjährige Erfahrungswerte fußen, wird schnell offensichtlich, dass es ein grundlegendes Problem gibt. Erfahrungsgemäß werfen mindestens 30 Prozent der Studenten vor dem Ende des Studienzyklus das Handtuch”, so der scheidende Präsident der Kammer der Pflegeberufe von Vicenza, Federico Pegoraro, gegenüber dem Corriere del Veneto.
Federico Pegoraro beobachtet mit Sorge, dass sich dieser überaus bedenkliche Trend auch auf die Stellenausschreibungen niederschlägt. “Für die 138 freien Stellen für Krankenpfleger, die der Gesundheitsbetrieb von Vicenza ausgeschrieben hatte, bewarben sich nur 60 Interessenten. Da wir in diesem Fall von unbefristeten Verträgen sprechen, ist es offensichtlich, dass es den Pflegeberufen an Attraktivität mangelt. Zugleich müssen wir feststellen, dass die Kündigungen immer häufiger werden. Einerseits handelt es sich um Pensionierungen, aber andererseits sehen wir auch, dass viele Krankenpfleger das öffentliche Gesundheitswesen verlassen, um in privaten Gesundheitseinrichtungen oder gar im Ausland zu arbeiten”, erklärt Pegoraro. In der Tat locken Länder wie die Schweiz oder Norwegen mit Monatslöhnen, die ein Vielfaches italienischer Gehälter betragen.
Über die Gründe hegt der scheidende Präsident der Kammer der Pflegeberufe von Vicenza wenig Zweifel. “Die Misere hat viele Ursachen. Die Höhe des Gehalts trägt sicherlich nicht dazu bei, angehende Krankenpfleger für diesen Beruf zu begeistern. Aber das ist nicht alles. Heutzutage suchen die jungen Leute nach einem günstigen Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben, wobei das Pendel oftmals zugunsten des eigenen Wohlbefindens ausschlägt. Mit seinen Feiertags-, Wochenende- und Nachtdiensten hat der Krankenpflegeberuf dabei schlechte Karten. Der Beruf des Krankenpflegers ist nicht nur sehr anstrengend, sondern auch in psychischer Hinsicht sehr fordernd, denn er bringt uns durch die Arbeit mit den Patienten fast täglich in Kontakt mit Schmerz und Tod”, erklärt Federico Pegoraro.
Durch den immer gravierender werdenden Pflegenotstand gerät das Gesundheitswesen Venetiens in eine immer bedenklicher werdende Schieflage. Auch in Südtirol macht sich der auf allen Ebenen herrschende Mangel an Fachkräften der Gesundheitsberufe immer stärker bemerkbar.
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40 Kommentare auf "“Einer von 100 möglichen Punkten reicht fürs Studium!”"
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Die Voraussetzungen zu erleichtern ist Nonsens! Wer will von Pflegepersonal betreut werden das eigentlich gar nicht die Voraussetzungen für den Beruf mitbringt.
Eine Uni-Studium aus Voraussetzung für Pflegeberufe ist viel zu hoch angesiedelt. Für die Pflege braucht es die Mittelschule und 3 Jahre Pflegeschule, so wie es früher war.
@N.G.
Die Erleichterung der Zugangsvoraussetzungen für das Studium ist genau der richtige Ansatz. Ein Aufnahmetest stellt lediglich eine Momentaufnahme dar und vermittelt oft kein umfassendes Bild der Eignung. Sinnvoller wäre es, ähnlich wie im Medizinstudium bereits in Erwägung gezogen, alle Interessierten ohne Zugangstest zuzulassen und nur diejenigen weiterstudieren zu lassen, die im ersten Jahr sämtliche Zwischenprüfungen erfolgreich bestehen.
@N.G.: Da hast du recht. Das Problem liegt in der Bezahlung, den Arbeitsstunden und der körperlichen, wie seelischen Belastung. Das geht sich nicht aus. Die Politik ist hier gefragt eine Änderung herbeizuführen. Aber die Politik beschäftigt sich lieber mit ihren eigenen Gehältern, Renten- und Inflationsansprüchen. Zahlen muss es der Bürger. Solange sich im System nichts ändert, wird es auch bei diesen Berufen keine Besserung geben und nicht nur hier.
@@ Also waren sie immer umsonst? Wenn es ja nur ne Momentaufnahme war? Also darf jetzt Not am Mann ist Hans und Franz, egal wie dumm die sind, Pfleger werden?
@@ PS: Und wihet nimmst du die Leute? Der Zustand der Gesellschaften,die Diskrepanz zwischen Alt und Jung ist dir bekannt?
N. G. Ist doch bereits..
genau so isches, leider
@N. G.
Mal durchschnaufen, Brille putzen und dann aufmerksam lesen, was ich geschrieben habe . Ein Aufnahmetest, wie du scheinbar der Meinung bist, macht noch keinen Pfleger. Natürlich müssen dein “Hans” und “Franz” die Ausbildung erfolgreich absolvieren. Es geht hier lediglich um die Zulassung zur Ausbildung. Und um auf deinen zweiten Beitrag zurückzukommen,es werden zumindest mehr Personen die Ausbildung beginnen, wenn die Zugangskriterien erleichtert sind. Natürlich ist das keine Garantie, dass diese auch abgeschlossen wird. Übrigens, beim Medizinstudium ist Ähnliches geplant.
https://www.google.com/amp/s/www.rainews.it/amp/tgr/tagesschau/articoli/2024/10/medizin-studium-keine-aufnahmeprufung-mehr-e2135f70-2709-4164-ab6c-758db5a2e1cb.html
@bern ,danke bern,so ist es
Hans und Franz und Erna, sind sie auch noch so dumm, dürfen ihre Eltern betreuen. Ganz ohne Ausbildung
@Grantelbart Diplompfleger? Das sind dann ja die wichtigsten. Gell? Wir brauchen in Zukunft Massen an Pflegern!
Wobei du die dann bezahlen kannst, deren Studiengänge usw. wie du willst, zur Pflege musst du berufen sein. Ich will keine gut bezahlten Theoretiker die nicht Spass an der Arbeit aber dafür am Geld haben.
@Grantelbart Andere sind auch nicht dumm und holen sich beispielsweise aus Brasilien, Spanien usw. Leute da es dort zu viele gibt.
Jedenfalls, du wirst bemerken, das ist ein Schuss in den Ofen unf bringt fast gar nix.
Checkst es wieder mal nicht. Wertschätzung für Berufe fängt eben beim Gehalt an, der Applaus reicht nicht! Und auch berufen sein allein reicht nicht. Da du es anscheinend nicht weisst, Krankenpfleger brauchen gute Kenntnisse in Anatomie, Physiologie, Pharmakologie, Physik usw damit sie dich fachgerecht pflegen können, womit ich nicht das morgendliche Waschen meine. Spass an der Arbeit hört ganz schnell auf wenn kein Personal mehr da ist, denn damit verheizt man die „guten Berufenen“ ganz flott und dann kommen eben die Brasilianer und was weiss ich wer noch. Aber wer braucht schon Qualität in der Pflege, stimmts?
Lieber N.G.: Du hast die Pflegehelfer und -innen vergessen, die zu Hauf eingesetzt werden und auch direkt Hand anlegen müssen. Deren Job ist auch kein Honiglecken, Schichtwechsel und nicht planmäßiger Einsatz sind an der Tagesordnung. In DE z.B. sind das häufig Leute aus dem Balkan, deren Deutsch nicht gerade perfekt ist …. Sehr oft haben die auch führende Positionen inne. Ist wohl auch eine Sache der Kalkulation der Einrichtungen. $$$
@N.G.: Wer nicht gerade aus dem Verein der Nächstenliebe kommt und vielleicht sogar einen Uni-Abschluss hat, wird es sich mehrfach überlegen, einen solchen Job anzunehmen. Ich mag mir nicht vorstellen, wie hoch dann die Kosten für eine solche Unterbringung sein würden – nur noch für reiche Leute erschwinglich? Es macht also durchaus Sinn, “normale” Leute anzulernen. Die haben weniger “Flausen” im Kopf, sind in der Regel froh, einen sicheren Job zu haben und sind durchaus zuverlässig und fleißig. Es ist also unverschämt, von dummen Leuten zu reden, die hart arbeiten und den Laden am Laufen halten.
@bern
Ja aber warum muss dann ein Arzt 10 Jahre Universitätsstudium inklusive Spezialisierungen machen? Ist die Krankenschwester nur die Dienstmagd des Arztes? Ich glaube nicht, viel Arbeit ist die Gleiche.
@Grantelbart du glaubst doch nicht ermsthaft, dass die aufnahmeprüfung an der claudiana etwas zu sagen hat? Die ist halt da, weil es iralien vorschreibt, glaub es oder nicht, aber jeder krankenpflegestudent wird zugelassen, vorausgesetzt er taucht am tag der prüfung auf!
DIE FRAGE IST DOCH ……WAS DIE JUNGEN LEUTE ÜBERHAUPT NOCH TUN WOLLEN….INFLUENCER WARSCHEINDLICH😁😁😱😜
Du scheinst den Arbeitsmarktes nicht zu kennen. Die Jugend hat mehr und mehr die freie Auswahl was sie tun will. Zu viele offene Stellen für zu wenig Jugendliche! Das ist der Grund und nicht dein Unsinn!
@lumbumba:
Eine anspruchsvolle Arbeit mit viel Verantwortung, Nacht und Wochenddiensten will eben keiner mehr machen für diesen lausigen Lohn. Die Jungen sind doch nicht blöde!? Attraktivität ist das Stichwort, ein Blick in andere Länder wie Schweiz und Österreich zeigt wie es geht. Aber in Italia wird seit Jahrzehnten nur darüber philosophiert und selbst nach der Pandeimie hat sich nichts verändert, nicht einmal eine Inflationsangleichung der Löhne ist drin, Unwillen oder Unfähigkeit ist hier die Frage.
@Grantelbart Ein wichtiger Punkt entgeht dir. Erstens, die haben mehr Geld als wird und zweitens, alle anderen Länder die auch Geld haben werden sich die Leute dann wieder bei uns abholen. Wieviel darf es denn kosten?
@ NG:
Dein einziger Ansatz ist scheinbar: bloss den Pflegern nicht mehr Gehalt geben!
Es geht nicht darum Pfleger aus aller Welt einzukaufen wie es die Schweiz oder die Emirate machen, es geht darum den Job für Einheimische attraktiver zu machen und das können wir uns als fast reichste Provinz Italiens sehr wohl leisten, sofern dieses Gesunheitsdings für uns irgendeine Priorität hat.
..Roboter werden in Zukunft diese Arbeiten erledigen!🤣
Wenn ich so höre oder lese wie viele meine Zeitgenossen drauf sind, ist mir ein Roboter lieber.
Leider ist das nicht zum Lachen, sondern Realität. 🤔
@Galantis: Und Vieles mehr, wie z.B. Autos lenken. Ich befürchte, dass das Zwischenmenschliche arg leiden wird. Lacht man über einen Witz, der von einer Blechdose erzählt wird? Wir werden überhaupt nur noch wenig lachen, befürchte ich. Höchstens, wenn so ein Blechhaufen die Treppe herunterfällt ….
Die Freundin meines Sohnes träumte davon Krankenschwester zu werden, brach dann aber ab als sie im Praktikum ohne jegliche Hilfe Arbeiten wie Blut Abnahmen durchführen und Verbände wechseln sollte. Sie hatte einfach Angst den Patienten schmerzen o.ä. zuführen. Sie fühlte sich allein gelassen
Jo guit, wen wundot se ibahaup no, ba den gonzen Casino! Wenn man des ols so verfolgt hot wos vor Corona wor, während und jetzt, jo nua wuas jedo selbo wos do los isch und sischt mog man la an Pfleger selbo frogn…
man miaset holt a gewerbe-ober für Krankenpfleger mochen (als oberschule), danach no a (guat betohlte) berufsspezialisierende Lehre ins Programm und Problem gelöst.
Bei uns in D ist die Ausbildung noch kein Studium.Da müssen die Ärzte die Fachlichkeit garantieren. Es gibt mittlerweile immer mehr ungelernte Pflegehelfer .Dann gibt es Krankenpflegehelfer mit der einjährigen Ausbildung und dann leider immer weniger Krankenschwestern und Pfleger mit der dreijährigen kostenlosen Ausbildung. Danach verdient man mit Schichtzulage ca.2800 € Netto. Wenn man aber in Köln wohnt kostet es über 1000€ Miete für 50qm.Demnächst gehen sehr viele in Rente. Dann kann man nur beten das man nicht schwer erkrankt.
tja bei uns verdient man Die Hälfte, dafür sind die Wohnungspreise gleich
Es geht nicht nur um die Gesundheit, wer pflegt die Alten! Ganz Europa kämpft mit dem selben Problemen.
@N. G. Die Tante sagte doch bereits zu Europa ” wir schaffen das” warum so negativ?
… als Krankenpfleger netto 13Euro verdienen und beim Mechaniker, Kaminkehrer, Computertechniker und reden wir nicht von Zahnarzt, Gynäkologen usw das 3, 4 oder 10 oder 15fache die Stunde brutto bezahlen wird sich für Viele halt nicht mehr rechnen…. und dann soll man noch Nachts, Sonn- und Feiertags arbeiten…
Der Beruf muss vor allem besser bezahlt werden und attraktiver gestaltet werden.
Wenn man bedenkt was Pfleger leisten müssen und einen Bruchteil der Entlohnung eines Politikers erhalten, der meistend nur den Sessel wärmt. 😡
Für alle die es nicht wissen: auch an der Claudiana reicht 1 Punkt oder sogar minuspunkte um zum Studium (krankenpflege, sanitätsassistenz) zugelassen zu werden!
Wann endlich werden wieder Fachschulen eingeführt,ab 14 eine fachspezifische 4 jährige Ausbildung mit sehr viel Praxisunterricht und Möglichkeiten zu höherer Qualifikation, anständige Arbeitsbedingungen,entsprechender Entlohnung und größere Wertschätzung würde denn Beruf auch wieder Attraktiv machen.