Vom Exmann entstellte Valentina Pitzalis kann aufatmen – VIDEO

Ende eines Albtraums: Ermittlungen wegen Mordes archiviert

Freitag, 02. Oktober 2020 | 08:15 Uhr

Von: ka

Cagliari/Bacu Abis – Für die Sardin Valentina Pitzalis, die vor neun Jahren von ihrem ehemaligen Ehemann mit Benzin überschüttet und angezündet worden war, endete am 1. Oktober ein jahrelanger Albtraum.

Die Staatsanwaltschaft von Cagliari beschloss, die auf Antrieb der Mutter des Ex-Mannes gegen sie in die Wege geleiteten Ermittlungen wegen Mordes und Brandstiftung – ihr Ex-Mann war in den Flammen umgekommen – zu archivieren. Die Mutter hingegen wurde wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe und zu einer Schadenersatzzahlung verurteilt.

Facebook/Fanpage.it

Die traurige Geschichte der für den Rest ihres Lebens schwer gezeichneten Valentina Pitzalis begann am 17. April 2011. Mit dem Vorwand, ihr noch einige Dokumente übergeben zu müssen, ließ sie sich von ihrem Ex-Mann Manuel Piredda, von dem sie sich getrennt hatte, zu einem Treffen in seiner Wohnung in Bacu Abis überreden. Dies erwies sich jedoch als perfide geplante Falle. Sobald sie in die Wohnung eintrat, überschüttete Manuel Piredda, der sich mit der Trennung nicht abfinden wollte, sie mit Benzin und zündete sie an. Anschließend übergoss er sich selbst mit der gleichen Flüssigkeit und stürzte sich ins Feuer. Sein mutmaßliches Ziel, seine Ex-Frau zu ermorden, erreichte er aber zum Glück nicht.

Instagram/Valentina Pitzalis

Wehrleute der herbeigerufenen Feuerwehr retteten sie im letzten Moment aus der in Flammen stehenden Wohnung. Allerdings trug die früher lebensfrohe und hübsche junge Frau vom versuchten Femizid schwerste Verbrennungen und den Verlust einer Hand davon. Nach vielen Operationen und einem langen Aufenthalt im Krankenhaus wollte die für den Rest ihres Lebens schwer gezeichnete, aber willensstarke Valentina Pitzalis eigentlich in Ruhe einen neuen Lebensabschnitt beginnen und die Erinnerung an die schreckliche Gewalttat, die ihr von ihrem Ex-Mann zugefügt worden war, hinter sich lassen.

Facebook/Un sorriso per Vale

Aber ihr Albtraum wollte nicht enden. Die Mutter von Manuel Piredda, Roberta Mamusa, beschuldigte sie, ihren Sohn getötet zu haben. Im Jahr 2016 reichten ihre Anwälte eine erste Anzeige ein. Diese erste Eingabe wurde archiviert. In der Folge schuf Roberta Mamusa mehrere Facebook-Seiten, die alleine dem Zweck dienten, Valentina Pitzalis der Lüge zu bezichtigen und ihr einen zur Beseitigung ihres Sohnes ausgeheckten „Mordplan“ anzudichten.

Auf eine zweite Anzeige hin leitete die Staatsanwaltschaft von Cagliari gegen Valentina Pitzalis Ermittlungen wegen Mordes und Brandstiftung ein. Mit dem Ziel, Hinweise auf „Feuerverletzungen“ zu finden, wurde im Zuge dieser Untersuchungen sogar der Leichnam von Manuel Piredda exhumiert. Zudem wurde ausgerechnet das Telefon jener Frau, die Opfer eines abscheulichen Gewaltverbrechens geworden war, über Monate hinweg überwacht. Aber weder die sterblichen Überreste ihres Ex-Mannes, noch die Mitschnitte ihrer Telefongespräche erbrachten Hinweise auf das Gewaltopfer belastende Verletzungen oder einen angeblich vorhandenen „teuflischen Plan“.

Facebook/Un sorriso per Vale

Nach drei Jahren nahm auch dieser Albtraum ein Ende. Die Staatsanwaltschaft von Cagliari beschloss am 1. Oktober, die auf Antrieb der ehemaligen Schwiegermutter gegen Valentina Pitzalis in die Wege geleiteten Ermittlungen wegen Mordes und Brandstiftung zu archivieren.

Auch das von Valentina Pitzalis gegen Roberta Mamusa angestrengte Verfahren endete mit einem Sieg der entstellten Frau. Roberta Mamusa wurde im September wegen Verleumdung zu einer Geldstrafe von 800 Euro und zu einer in einem weiteren Verfahren noch zu beziffernden Schadenersatzzahlung, für die die Mutter des Ex-Mannes eine Kaution von 5.000 Euro hinterlegen muss, verurteilt.

Facebook/Un sorriso per Vale

Nachdem mit Anfang Oktober zumindest alle juristischen „Altlasten“ aus ihrem alten Leben beseitigt wurden, bekommt Valentina Pitzalis nun endlich die Ruhe, die schreckliche Gewalterfahrung und ihre Folgen aufzuarbeiten. In ihrem Buch „Nessuno può toglierti il sorriso“ – „Keiner kann dir das Lächeln nehmen. Eine Geschichte von Liebe und Gewalt, eine Lehre von Mut und Hoffnung“ – erzählt Valentina Pitzalis ihre Lebensgeschichte. Gleichzeitig versucht sie mit dem Buch – und nicht zuletzt auch mit ihren Seiten in den sozialen Netzwerken – die schreckliche Gewalterfahrung aufzuarbeiten.

Heute ist Valentina Pitzalis ein Symbol im Kampf gegen an Frauen verübte Gewaltverbrechen.