Von: ka
Senago – Der Mörder der im siebten Monat schwangeren Giulia Tramontano führte nicht nur ein Doppelleben, sondern plante vielleicht sogar, auch seine Liebhaberin aus dem Weg zu räumen. Letztendlich waren es aber auch die Aussagen der 23-jährigen Italo-Engländerin, die in der gleichen Bar wie Alessandro Impagnatiello arbeitete, die dem 30-Jährigen zum Verhängnis wurden.
Es war der 31.Mai – der letzte Tag vor dem Auffinden der Leiche der im siebten Monat schwangeren Giulia Tramontano – als die 23-jährige Italo-Engländerin C. den Carabinieri die Tage und Nächte voller Angst schilderte und ihnen damit entscheidende Hinweise lieferte. „Alessandro war so sehr aufgeregt, dass er verschwitzt wirkte“, so die Italo-Engländerin über das Zusammentreffen mit dem Mörder, das sich in der Nacht vom Samstag auf den Sonntag ereignete. Zu diesem Zeitpunkt wusste die 23-jährige Arbeitskollegin noch nicht, dass Giulia Tramontano bereits seit mehreren Stunden tot war. Seinem späteren Geständnis und einer Rekonstruktion der Tat zufolge hatte der 30-Jährige die 29-Jährige bereits zwischen 20.00 und 21.30 Uhr mit einem Messer erstochen und daraufhin einen ersten Versuch unternommen, die Leiche zu Hause in der Badewanne zu verbrennen.
C. schöpfte aber bereits Verdacht. Die beiden Frauen hatten sich am Samstagnachmittag getroffen und während des herzlich verlaufenden Gesprächs erkannt, welch gefährlichen und verlogenen „Doppelspieler“ sie aufgesessen waren. Um sie vor Alessandro Impagnatiello in Sicherheit zu bringen, hatte C. Giulia sogar angeboten, sie bei sich übernachten zu lassen. Die 29-Jährige hatte aber dankend abgelehnt und sich bei der 23-Jährigen mit den Worten verabschiedet, dass sie „Alessandro nur mehr treffen wolle, um einige Sachen aus der Wohnung zu holen und mit ihm Schluss zu machen“. Sie hatte hinzugefügt, dass sie das Kind ohne den 30-Jährigen großziehen wolle.
Wenige Stunden später war Giulia Tramontano tot. Am Samstagabend versuchte C., Giulia zu erreichen, aber die 29-Jährige, die zu diesem Zeitpunkt ermordet in der Wohnung lag, antwortet nicht. Die Kurznachrichten, die die 23-Jährige als Antwort erhielt, überzeugten sie nicht, weil sie nicht von Giulia zu kommen schienen. Kurz vor Mitternacht rief sie Alessandro Impagnatiello mittels Videoanruf an. Erst beim dritten Versuch nahm der das Gespräch an.
Da C. Verdacht schöpfte und um das Leben von Giulia bangte, zeichnete sie den ganzen neun Minuten dauernden Anruf auf. Als sie vom Mörder verlangte, mit Giulia zu sprechen, entgegnete er ihr zuerst, dass sie eingeschlafen sei, und kurz darauf, dass sie sich mit einer Freundin verabredet habe. „Um die Lage zu klären“, drängte er sie schließlich zu einem Treffen, aber C. ließ sich nicht darauf ein und lehnte dieses Ansinnen des Mörders ab. Die 23-Jährige, die zu diesem Zeitpunkt noch bei der Arbeit war, bat ihren Kollegen um eine Mitfahrgelegenheit. In der Nähe ihrer Wohnung sah sie Alessandro Impagnatiello an einer Haltestelle der Straßenbahn stehen.
„Als ich nach Hause kam, sah ich Alessandro an der Straßenbahnhaltestelle auf mich warten. Wenig später klingelte es an meiner Tür. Ich ließ ihn hochkommen. Er bestand darauf, hereinzukommen, aber das wollte ich nicht. Weil ich große Angst hatte, war es mir lieber, mit ihm nur durch die Gitterstäbe des Balkonfensters zu sprechen“, beschreibt C. diese Minuten voller Angst. Der 23-Jährigen fiel auf, dass aus dem Rucksack des 30-Jährigen zwei blaue Latexhandschuhe hervorlugten. Ihr schwante das Schlimmste. Es gelang ihr noch, davon ein Foto zu schießen.
Weil sie sich um das Schicksal von Giulia Tramontano immer größere Sorgen machte, war es nun C. selbst, die eine Freundin darum bat, bei ihr übernachten zu dürfen. „Ich hatte Angst, weil ich nicht wusste, was mit Giulia geschehen war und wozu Alessandro fähig war“, so C. gegenüber den Carabinieri. Heute halten es die Ermittler für möglich, dass der 30-Jährige vorhatte, auch die aus seiner Sicht wahrscheinliche Mitwisserin der Tat aus dem Weg zu räumen.
Giulia Tramontano: Il difensore di Alessandro Impagnatiello rinuncia al mandato. "E’ stata una questione fra me e il mio assistito", ha detto l’avvocato Sebastiano Sartori dopo aver depositato l’atto. Stamattina il legale aveva visitato in carcere il giovane reo confesso, confermando che ha indicato al gip dove trovare il coltello. Domani rilievi scientifici nell'abitazione di #Senago in cui la giovane incinta è stata uccisa e nel garage. Sentite oggi come testimoni la mamma e la sorella, venerdì prossimo l'autopsia. I video della notte dell’omicidio. Ci sono stati complici?[VIDEO – Il caso nell’ultima puntata]→ https://bit.ly/3C9YrIm
Posted by Chi l'ha visto? on Monday, June 5, 2023
In jedem Fall hatte Alessandro Impagnatiello schon seit Wochen das Vertrauen seiner Arbeitskollegin verloren. Zu Beginn ihrer Affäre hatte Impagnatiello ihr noch erzählt, dass seine Beziehung mit Giulia vorbei sei. Ein in seinem Auto gefundener Nagellack und Fotos, die die schwangere Giulia bei einem gemeinsamen Ibiza-Urlaub zeigen, hatten aber verraten, dass die beiden Frauen Opfer eines üblen Spiels des 30-Jährigen geworden waren. Zuletzt hatte er behauptet, dass das Kind nicht von ihm stamme, was eine glatte Lüge war. Zu diesem Zweck hatte er sogar einen DNA-Nachweis gefälscht. Impagnatiello, der bei der Arbeit den Spitznamen „Il Lurido“ („Der Schmutzige“, Anmerkung der Redaktion) trug, war aber seit Langem für seine Lügen bekannt. Weil er Geld aus der Kasse gestohlen haben soll, sei er vor einiger Zeit auch zeitweise von der Arbeit suspendiert worden. Seine Kollegen mieden ihn.
Als die Carabinieri in seinem Volkswagen T-Roc Blutspuren entdeckten und Beamte der Spurensicherung seine Wohnung in Augenschein nehmen wollten, brach Alessandro Impagnatiello zusammen. Er gestand die Tat und führte die Carabinieri zu dem von der gemeinsamen Wohnung nur wenige hundert Meter entfernten Ort, wo er die Leiche der im siebten Monat schwangeren Giulia Tramontano notdürftig versteckt hatte. Nach dem zu Papier gebrachten Geständnis öffneten sich für den 30-Jährigen die Gefängnistore.
Seit dem Bekanntwerden des Femizids an der hochschwangeren Frau steht Italien unter Schock. Viele Italiener meinen, dass für diese schreckliche Tat keine Strafe zu hoch sei. „Mir wurde meine Schwester genommen. Ich wurde darum gebracht, Tante sein zu können und den kleinen Thiago pflegen und liebkosen zu dürfen. Giulia, du wirst immer bei mir sein“, so die Schwester des Opfers, Chiara Tramontano.