Gebäudeteile stürzten herab

Erdbeben bei Neapel schürt Panik in Bevölkerung

Donnerstag, 13. März 2025 | 08:20 Uhr
Update

Von: luk

Neapel/Pozzuoli – Ein starkes Erdbeben der Stärke 4,4 hat in der Nacht die Region um Neapel erschüttert. Das Beben ereignete sich kurz nach 1.00 Uhr in den phlegreischen Feldern, einem vulkanisch aktiven Gebiet westlich der Stadt. Es war das stärkste Beben der jüngsten Erdbebenserie.

Das Epizentrum lag zwei Kilometer unter der Meeresoberfläche nahe der Küste von Pozzuoli. Besonders stark war das Beben jedoch in Neapel zu spüren, insbesondere im Stadtteil Bagnoli, wo Gebäudeteile herabstürzten. In Bagnoli wurde auch die einzige Verletzte gemeldet: Eine Frau erlitt Schürfwunden, als eine Zwischendecke einstürzte und sie traf.

Feuerwehrleute halfen zudem mehreren Anwohnern, die in ihren Wohnungen eingeschlossen waren, nachdem Türen durch die Erschütterung verklemmt wurden.

Panik in der Bevölkerung

In Panik verließen viele Menschen fluchtartig ihre Häuser. In Bagnoli kam es an einer ehemaligen NATO-Basis, die als Notunterkunft dienen sollte, zu Spannungen. Weil die Tore verschlossen waren, brachen verzweifelte Anwohner sie auf, um dort Zuflucht zu finden. Die Polizei versuchte, die Situation unter Kontrolle zu halten.

Schulen geschlossen

Der Zivilschutz untersucht derzeit das gesamte Ausmaß der Schäden. Erste Prüfungen betreffen vor allem Schulen, die vorsorglich geschlossen bleiben, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Ansa. In Bagnoli wurden Risse in mehreren Gebäuden gemeldet. Der Bürgermeister von Pozzuoli, Luigi Manzoni, warnte, dass das Beben außergewöhnlich starke Bodenbeschleunigungen aufwies – ein Indiz für seine hohe Intensität.

Auf das Hauptbeben folgten mindestens sechs Nachbeben, das stärkste mit einer Magnitude von 1,6 um 1.40 Uhr. Das letzte wurde um 3.26 Uhr mit einer Stärke von 1,1 registriert. Die Behörden rufen zur Ruhe auf, warnen aber vor möglichen weiteren Erschütterungen.

Erdbeben steht mit Supervulkan in Verbindung

Die Phlegräischen Felder, ein Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität, werden seit geraumer Zeit von vielen kleinen Erdbeben heimgesucht. Meistens sind es kleine und kaum spürbare Erschütterungen, die die Erdkruste in dem Areal schwächen. Seit elf Jahren gilt für das Gebiet die Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. In den vergangenen Monaten kam es jedoch auch zu stärkeren Erdstößen. Zuletzt gab es im vergangenen Mai ein Erdbeben der Stärke 4,4. Das war das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren. 49 Familien mussten im Raum der Hafenstadt Pozzuoli ihre Wohnungen verlassen, weil die Häuser nach dem Erdbeben Stabilitätsprobleme aufwiesen.

Regierung machte 184 Mio. Euro für das erdbebengefährdete Gebiet locker

Die italienische Regierung stellte im Februar 184 Millionen Euro für das Gebiet um den Supervulkan bei Neapel bereit. So sollen 50 Projekte im Areal der Phlegräischen Felder finanziert werden, um die Auswirkungen der ständigen Erdbeben auf Gebäude und Infrastruktur in der Gegend zu verringern. Premierministerin Giorgia Meloni teilte mit, dass sie zusammen mit Zivilschutzminister Nello Musumeci die Lage in Neapel und Umgebung verfolge.

Die Erschütterungen stehen mit dem Supervulkan in Verbindung, der zuletzt vor über 80 Jahren ausbrach. Der bisher letzte Ausbruch begann am 18. März 1944 und dauerte zehn Tage. Trotz der Evakuierung von mehr als 10.000 Menschen gab es damals 26 Tote. Im Jahr 79 nach Christus hatten nach mehreren Ausbrüchen des Vesuvs Asche, Schlamm und Lava die antike Stadt Pompeji unter sich begraben. Die Anlage gehört heute zu den meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Italiens. Nach dem schweren Erdbeben am 20. Mai befürchten die Behörden weitere Erschütterungen und haben im Oktober Übungen für eine Massenevakuierung der Bevölkerung organisiert. Im seismischen Gebiet leben circa 800.000 Personen.

Vulkanologen beobachten mit Sorge die Entwicklung der Lage. “Dieses neue Erdbeben hängt mit der schnelleren Hebung des Bodens im Bereich der Phlegräischen Felder zusammen. In letzter Zeit hat sich die Hebung des Bodens verdreifacht und ist von einem auf drei Zentimeter pro Monat gestiegen”, erklärte Francesca Bianco, Leiterin der Abteilung Vulkane am Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie gegenüber der italienischen Nachrichtenagentur ANSA.

Die Erdbeben in den Phlegräischen Feldern hängen mit der Geschwindigkeit der Bodenerhebung zusammen. Dieses letzte Erdbeben kam laut Bianco daher nicht unerwartet. “Leider ist es nicht möglich, festzustellen, wann sich ein Erdbeben ereignet und welche Stärke es haben wird. Fest steht, dass sich das Phänomen des Bradyseismus, der Bodenerhebung im Bereich der Phlegräischen Felder, seit 2023 klar verstärkt hat”, sagte Bianco.

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