Von: ka
Vigonovo – Nach Abschluss der Ermittlungen hegt die Staatsanwaltschaft von Venedig keinen Zweifel mehr, dass Filippo Turetta den grausamen Mord an seiner ehemaligen Freundin Giulia Cecchettin geplant habe. Eine Unmenge von belastendem Material soll aus der Sicht des mit dem Fall betrauten Oberstaatsanwalts Bruno Cherchi beweisen, dass vom jungen Mann nicht nur die „Entführung“ der jungen Studentin, sondern auch seine Flucht „bis ins Detail“ geplant worden sei. Insbesondere die Entdeckung einer „Spionage-App“ zeuge von der Besessenheit des Täters.
Ein halbes Jahr nach dem Mord an Giulia Cecchettin, die am 11. November 2023 ermordet und eine Woche später unweit des Barcis-Sees in Friaul aufgefunden wurde, sind die Ermittlungen abgeschlossen. Die Staatsanwaltschaft von Venedig glaubt, dass Filippo Turetta den grausamen Mord an seiner ehemaligen Freundin Giulia Cecchettin geplant habe.
Speziell die Entdeckung einer „Spionage-App“ legt Zeugnis von der Besessenheit des Täters ab. Die „Spionage-App“, die der Student ohne ihr Wissen auf ihrem Smartphone installiert hatte, erlaubte es dem 23-Jährigen, die 22-Jährige durch das Mitlesen aller ein- und ausgehenden Anrufe und Nachrichten fast lückenlos zu überwachen. Über diese „Spionage-App“ wusste der Student auch darüber Bescheid, welche Anwendungen sie benutzte und wo sie sich gerade aufhielt. Dem mit dem Fall betrauten Oberstaatsanwalt Bruno Cherchi zufolge habe Filippo Turetta „mindestens seit dem 7. November“ – also vier Tage vor der Tat – begonnen, seinen „skrupellosen kriminellen Plan“ zu organisieren, Giulia, die ihn verlassen hatte, zu entführen und zu töten.
Laut dem Oberstaatsanwalt sei die Tat „bis ins Detail“ geplant worden. Er suchte im Internet nach „Isolierband, Handschellen, Seilen, Schaufeln und schwarzen Säcken“ und beschaffte sich über das Netz alle Utensilien, die nötig waren, um seine Ex-Freundin zu entführen, zu ermorden und sich ihres Leichnams zu entledigen. Zudem legte er auf seinem Computer eine Datei an, wo er seinen Plan niederschrieb. Er notierte, wie er Giulias Hände und Beine mit Klebeband fesseln und ihr den Mund verstopfen sollte.
Diese Datei wurde zwar gelöscht, konnte später aber von Computerexperten wiederhergestellt werden. Auch die Tatsache, dass er akribisch die Schritte seiner Flucht plante – um den Kontakt mit Dritten zu vermeiden, deckte sich Filippo Turetta mit „Bargeld, sauberer Kleidung und Proviant“ ein – lässt den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge an einen vorsätzlich verübten Mord denken. „Er erkundigte sich auch nach Orten in den Bergen, die er für das Verbergen einer Leiche für geeignet hielt. Um ohne elektronische Hilfsmittel zu entkommen, besorgte er sich klassische Straßenkarten“, so der Oberstaatsanwalt.
Der Staatsanwaltschaft von Venedig zufolge sei die Menge des von den Ermittlern zusammengetragenen Beweismaterials erdrückend. Neben vorsätzlich verübten Mord, Tragen einer Waffe, Entführung, Verbergen der Leiche und Stalking legt die Anklage dem 23-Jährigen auch den erschwerenden Umstand der Grausamkeit zur Last. Die von Oberstaatsanwalt Bruno Cherchi und seinem Stellvertreter Andrea Petroni geleiteten Ermittlungen der Carabinieri von Venedig würden zeigen, dass Turetta den Mord an Giulia Cecchettin „einschließlich des Versteckens der Leiche und seiner Flucht“ bis ins Detail geplant habe.
„Der erschwerende Umstand der Grausamkeit ergibt sich aus den 75 Stichwunden, von denen nur 20 auf die Verteidigung des Opfers zurückgeführt werden können. Die Anzahl und die Art und Weise, viele Stichverletzungen betreffen das Gesicht des Opfers, übersteigen eindeutig die Tötungsabsicht. Vor dem eigentlichen Mord ist das Opfer mit wiederholten Tritten misshandelt worden“, erklärt Oberstaatsanwalt Bruno Cherchi. Die Ermittlungsakten enthalten auch die Nachrichten und Aussagen der Freundinnen von Giulia Cecchettin, die das Stalking und die Einschüchterungen bestätigen sollen, denen die 22-Jährige durch das besitzergreifende und gewalttätige Verhalten des 23-Jährigen ausgeliefert war.
Um Filippo Turetta im Falle eines Schuldspruchs zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilen zu können, ist der gerichtliche Nachweis eines Vorsatzes unbedingt notwendig. Mit Blick auf das von der Staatsanwaltschaft von Venedig zusammengetragene belastende Beweismaterial droht dem 23-Jährigen die Höchststrafe.
Giulias Vater Gino Cecchettin interessiert der kommende Mordprozess wenig. „Es ist sehr hart für mich, jeden Tag aufzustehen und in Giulias leeres Zimmer blicken zu müssen“, so Gino Cecchettin.