Von: ka
Ponza/Formia – Einer Fähre, die am Samstagvormittag von Formia zur Insel Ponza unterwegs war, drohte kurz vor dem Inselhafen das Kentern.
Wie im Video zu sehen ist, schaukelte das große Fährschiff in der schweren See stark hin und her, als wäre es eine Nussschale. Die 37 Passagiere, die in ihrer panischen Angst bereits glaubten, das tragische Schicksal der unglücklichen Passagiere der vor zehn Jahren gesunkenen Costa Concordia zu teilen, kamen mit dem Schrecken davon. Ihre Autos hingegen hatten weniger Glück. Die im Schiffsbauch geparkten Fahrzeuge fielen viele Male aufeinander, wodurch fast alle stark beschädigt wurden. Der Bürgermeister von Ponza nahm den Höllentrip der Fähre „Quirino“ zum Anlass, den Bau eines besseren Hafens zu fordern.
Das Video, das von einem Einwohner der Insel Ponza von einem Ort oberhalb des Hafens gefilmt wurde, ist erschreckend. Kurz vor der Einfahrt in den Inselhafen drohte die Fähre „Quirino“ zu kentern. Die von sehr starken Winden aufgewühlte See schlug die „Quirino“ erst auf die eine und dann auf die andere Seite. In den rund zehn Minuten, in denen es nicht gelang, die große Fähre wieder aufzurichten, fürchteten die 37 Passagiere um ihr Leben.
Während an Bord Panik herrschte und Schreie der schieren Verzweiflung zu hören waren, fielen die im Bauch des Fährschiffs geparkten Fahrzeuge übereinander. Am Ende konnte der Kapitän das Schiff dennoch wieder unter Kontrolle bringen und sicher in den Hafen von Ponza einlaufen. Die Menschen auf der „Quirino“ kamen mit dem Schrecken davon, doch was geschah wirklich am Samstagmorgen auf dem Meer zwischen Formia und Ponza?
Am Samstagmorgen herrschte auf dem Tyrrhenischen Meer schlechtes Wetter. Der Zivilschutz der Region Latium hatte bereits Stunden zuvor eine sogenannte gelbe Wetterwarnmeldung herausgegeben. Vor der Küste und auf hoher See wurden starke Winde und Stürme und damit einhergehend eine entsprechend schwere See erwartet. Werden Stürme gemeldet, die auch größeren Schiffen gefährlich werden können, fallen in der Regel alle Fährfahrten aus, aber die Verantwortlichen kamen offenbar zum Schluss, dass auf der Fährstrecke zwischen Formia und Ponza keine besondere Gefahr herrsche. So geschah es, dass die Fähre „Quirino“, die der Gesellschaft Medmar Navi gehört, am Samstagmorgen pünktlich um 9.00 Uhr mit 37 Passagieren und Crewmitgliedern an Bord vom Hafen von Formia ablegte.
Momenti di paura a bordo di un #traghetto diretto a #Ponza che ha rischiato di ribaltarsi per le onde e il vento pic.twitter.com/6leFg3tRFJ
— Tg2 (@tg2rai) January 21, 2024
Die Überfahrt neigte sich dem Ende zu, als es in der Hafenbucht von Ponza ohne große Vorwarnung fast zur Katastrophe kam. „Während der heikelsten Phasen des Anlegemanövers im Hafen von Ponza wurde das Passagierschiff Quirino plötzlich von einer Reihe starker Wellen getroffen, was dazu führte, dass im Laderaum sieben der elf verstauten Fahrzeuge beschädigt wurden“, so die italienische Küstenwache in ihrem Bericht.
Erstaunlich ist, dass selbst ein so großes Schiff wie die „Quirino“ zum Spielball der Wellen wurde. Die im Jahr 1979 gebaute Fähre ist immerhin fast 70 Meter lang und kann mehr als 600 Passagiere und 50 Fahrzeuge aufnehmen. Das Pech der Fähre war, dass sie ausgerechnet während des Einfahrmanövers von hohen – einige sprechen von „abnormalen“ – Wellen getroffen wurde, was jenen schrecklichen „Tanz“ verursachte, der im Video zu sehen ist.
Am Ende gelang es dem Kapitän, die Fähre sicher in den Hafen zu lenken. Die Passagiere und die Besatzungsmitglieder kamen mit dem Schrecken davon. Der Transport- und Verkehrsassessor der Region Latium, Fabrizio Ghera, teilte mit, dass seine Behörde in Zusammenarbeit mit der italienischen Küstenwache und der Reederei Laziomar alle Geschehnisse untersuchen werde. „Der starke Wind und die ungünstigen Seebedingungen waren sicherlich die Hauptursache für den Vorfall“, meint Fabrizio Ghera.
Der Bürgermeister von Ponza, Francesco Ambrosino, will sich damit aber nicht zufriedengeben. Francesco Ambrosino nimmt den Höllentrip der Fähre „Quirino“ zum Anlass, den Bau eines besseren Hafens zu fordern. „Leider ist es nicht das erste Mal, dass wir dies erleben müssen. Da die ernste Gefahr einer Tragödie besteht, können wir nicht länger warten. Ponza braucht einen sicheren Hafen. Auch die Flotte der Fährschiffe und Tragflügelboote muss dringend modernisiert werden. Es ist nicht länger hinnehmbar, weiterhin mit 50 Jahre alten Schiffen zu fahren und einen Hafen anzulaufen, der vor über 350 Jahren von den Bourbonen gebaut wurde. Genug der Ausreden, die Region und das Ministerium sollten ihrer Verantwortung nachkommen“, fordert Francesco Ambrosino. Der angesprochene Minister Salvini verspricht, „in der Hoffnung, die vom Bürgermeister beklagten Probleme lösen zu können, den Sachverhalt zu prüfen“.
Der Bürgermeister von Ponza mag recht haben, aber im Nachhinein wäre es wohl klüger gewesen, die Fähre erst gar nicht auslaufen zu lassen.