Wut und Angst in Isera

Erschreckend: Wölfe zerfleischen trächtige Eselin

Freitag, 09. Februar 2024 | 08:04 Uhr

Von: ka

Isera – Im Trentino machen nicht nur die Bären von sich reden. Auch die Wölfe, die immer zahlreicher werden und immer weniger Scheu vor dem Menschen zeigen, bereiten der Trentiner Landbevölkerung große Sorgen.

In Lenzima, einer Bergfraktion der Gemeinde Isera bei Rovereto, zerfleischten mindestens drei Wölfe eine trächtige Eselin. Da das sanftmütige und ruhige Tier beim traditionellen Umzug durchs Dorf die Heilige Lucia begleitet hatte, um den Kindern Geschenke zu bringen, löste ihr grausames Ende besonders großes Entsetzen aus. Das traurige Schicksal der trächtigen Eselin ist symptomatisch für die Ängste der Menschen von Isera. Nachdem in Wohngebietsnähe mehrmals Wölfe gesichtet wurden, trauen sich nicht wenige Einwohner seltener ins Umland.

APA/APA/dpa/Julian Stratenschulte

Wie das Trentiner Tagblatt L’Adige berichtet, herrschen in Isera Wut und Angst. Vor wenigen Tagen drangen in Lenzima, einer Bergfraktion der Gemeinde Isera bei Rovereto, ein Rudel Wölfe in ein Gehege ein, in dem die beiden Brüder Mario und Simone Frisinghelli eine kleine Eselherde von sechs Tieren hielten. Die Wölfe – ersten Untersuchungen zufolge sollen es mindestens drei Raubtiere gewesen sein – fielen über eine trächtige Eselin her und zerfleischten sie. Da die sanftmütige und ruhige Eselin beim traditionellen Umzug durchs Dorf die Heilige Lucia begleitet hatte, um den Kindern Geschenke zu bringen, löste ihr grausames Ende besonders großes Entsetzen aus.

Facebook/Teresa Ceschi

„Die Anwesenheit großer Raubtiere in der Nähe der Häuser ist beängstigend und es beunruhigt uns. Es ist das erste Mal, dass wir Angriffe auf Nutztiere verzeichnet haben, aber die Sichtungen von Wölfen werden immer häufiger. Das führt dazu, dass sich manche Leute nicht mehr ins ländliche Umland oder in die Wälder oberhalb der Dörfer wagen“, erklärt der Bürgermeister von Isera, Graziano Luzzi.

Facebook/Alberto Bertolini/Patone

Der Angriff auf die Esel ereignete sich in der Nacht vom Montag auf den Dienstag. „Meine Großmutter, die in der Nähe des Bauernhofs wohnt, hörte Scharren und andere Geräusche, aber weil sie dachte, es sei ein trächtiges Weibchen, das bald gebären würde, achtete sie nicht darauf. Stattdessen waren es die Wölfe, die unsere Tiere jagten und die kleine Eselin Santa Lucia, die im vierten Monat trächtig war, zerfleischten. In dreißig Jahren meiner Tätigkeit ist mir so etwas noch nie passiert, aber da jetzt die Wölfe vor unserer Tür sind, müssen wir auch mit diesen Raubtieren rechnen. Es sei nur daran erinnert, dass wir hier in nächster Nähe unter dem zu mähenden Gras die Überreste von fünf oder sechs Rehen gefunden haben, was beweist, wie stark die Präsenz dieser Raubtiere hier ist“, erzählt Simone Frisinghelli.

APA/APA/dpa/Julian Stratenschulte

„Um meine Tiere zu schützen, werde ich einen elektrischen Drahtzaun errichten müssen. Anstatt für die Schäden, die die Raubtiere verursachen, aufzukommen, sollte die Provinz lieber ein seriöses Raubtiermanagement einführen. Dies würde es ermöglichen, unsere Tätigkeit in Ruhe auszuüben. Inzwischen gibt es zu viele Wölfe. Sie vermehren sich schnell und werden zu Herren des Landes. Sie müssen entweder umgesiedelt oder beseitigt werden“, meint die Besitzer der Esel.

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Mario und Simone Frisinghelli sind mit ihren Sorgen nicht allein. Einige Kleinbauern, die in den Bergen oberhalb des unteren Etschtals Gemüse anbauen, ihre Rebgüter bewirtschaften und Rinder und Kälber für die Fleischgewinnung aufziehen, gaben bereits entweder „nur“ ihre besonders abgelegenen Güter oder gar ganz ihre Bauerschaft auf. Auch die Almbewirtschaftung leidet unter der Raubtierplage.

Valentin Platzgummer – archiv

In der Trentiner Landbevölkerung werden Wut und Angst immer größer. „Das Management der Großraubtiere liegt nicht im Verantwortungsbereich der Gemeinden. Alles, was wir tun können, ist, Aufklärung und Prävention zu betreiben. Wir stehen am Scheideweg. Entweder wir bereiten uns auf das Zusammenleben vor, indem wir unsere Gewohnheiten ändern, oder wir tun etwas, um ihre Population zu verringern. Die Wölfe zeigen kaum mehr Scheu. Dorfbewohner sind schon auf dem Spielplatz von Lenzima oder beim Spaziergang mit dem Hund auf Wölfe gestoßen. Ich wiederhole mich. Aus Angst, ihnen zu begegnen, verzichten immer mehr Menschen darauf, nicht nur in der ländlichen Umgebung, sondern selbst in der Nähe ihrer Häuser zu spazieren“, schlägt Graziano Luzzi Alarm. Der Bürgermeister von Isera fordert das Land Trentino zu schnellem Handeln auf.