Von: Ivd
Latina – Die jüngsten Kontrollen auf Italiens landwirtschaftlichen Betrieben infolge des tragischen Todes eines illegal angestellten Inders haben das erschreckende Ausmaß an illegaler Beschäftigung offengelegt. Durchgeführt von amtlichen Inspektoren und der Spezialeinheit für Arbeitsschutz der Carabinieri, wurden Anfang Juli landesweit 310 Obst- und Gemüseanbauer überprüft. Das Ergebnis: Von den 786 kontrollierten ausländischen Arbeitskräften waren 308 irregulär beschäftigt, darunter 96 illegal. Diese Entdeckungen führten zu 128 Betriebsunterbrechungen und Geldstrafen von insgesamt 1,68 Millionen Euro.
Der Tod eines indischen Landarbeiters in Latina brachte den Stein ins Rollen: Der 31-Jährige starb an den Folgen eines Arbeitsunfalls, bei dem er in eine Erntemaschine geraten war und seinen Arm verlor. Sein Arbeitgeber versäume es, sofort medizinische Hilfe anzufordern und setzte den Schwerverletzten auf die Straße, da er über keinen Arbeitsvertrag verfügte und die Konsequenzen fürchtete. Dieser Vorfall löste landesweite Demonstrationen und Forderungen nach der Abschaffung des Bossi-Fini-Gesetzes aus, das die Einwanderung nach Arbeitskräftebedarf regelt.
Die moderne Form des “Caporalato”
Italienische Gewerkschaften schätzen, dass rund 230.000 Erntehelfer im Land unter ausbeuterischen Bedingungen arbeiten. Die Praxis des “Caporalato”, die auf die Anwerbung billiger Arbeitskräfte durch Mittelsmänner abzielt, hat in Italien eine lange Tradition. Heute nutzen diese Anwerber moderne Technologien wie WhatsApp, um Arbeitskräfte effizienter zu rekrutieren und den Überblick über die Löhne zu behalten.
Viele von ihnen sind Migranten, die oft nicht mehr als zwei bis vier Euro pro Stunde verdienen. Die Mafia spielt dabei eine unrühmliche Rolle, indem sie in die Vermittlung und Ausbeutung illegaler Arbeitskräfte involviert ist. Die Praktik wird häufig als moderne Sklaverei bezeichnet: Menschen aus Ländern mit prekären Lebensumstellungen werden angeworben. Sie hoffen auf ein besseres Leben, werden aber häufig bereits bei der Einreise um mehrere Tausend Euro betrogen und verfügen anschließend über keine Bleibe- oder Arbeitserlaubnis.
Polizei befreit 33 indische Sklavenarbeiter
Ein weiterer schockierender Fall ereignete sich in der Nähe von Verona, wo 33 indische Erntehelfer unter sklavenähnlichen Bedingungen gehalten wurden. Sie arbeiteten sieben Tage die Woche bis zu zwölf Stunden täglich für einen Lohn von vier Euro pro Stunde. Ihre Arbeitgeber, ebenfalls Inder, hatten ihnen falsche Versprechen gemacht und ihnen nach der Ankunft in Italien die Pässe abgenommen.
Während die italienische Landwirtschaft ohne diese billigen Arbeitskräfte kaum überlebensfähig scheint, wirft das System ein dunkles Licht auf die Arbeitsbedingungen und die oft menschenunwürdigen Lebensumstände der Erntehelfer. Billiges Obst und Gemüse lassen sich nicht mehr ohne bitteren Beigeschmack genießen. Es bleibt abzuwarten, ob die jüngsten Enthüllungen zu nachhaltigen Veränderungen führen werden.