Kind wollte nie stattgefundenen Missbrauch nicht bestätigen – VIDEO

Erschütternd: Anvertrautes Mädchen im Gewitter allein gelassen

Montag, 19. August 2019 | 07:59 Uhr

Von: ka

Bibbiano – Der unglaubliche Skandal von Bibbiano, in dem neben Sozialdiensten, Ärzten, Psychologen, Psychotherapeuten auch ein Bürgermeister verwickelt ist, brachte am Sonntag neue, verstörende Details zutage. Ein Mädchen, das einen in Wirklichkeit nie stattgefundenen Missbrauch nicht „bestätigen“ wollte, wurde von der Frau, der das kleine Kind anvertraut worden war, alleine unter einem Gewitter ausgesetzt. Zudem wurde versucht, einen Maresciallo der Carabinieri, der im Fall ermittelte, unter Druck zu setzen.

Im Rahmen der „Angeli e Demoni“(Engel und Dämonen, Anmerkung der Redaktion) getauften Ermittlungsarbeit, hatten die Carabinieri im Juni dieses Jahres eine unglaubliche und perfide Methode aufgedeckt, deren einziger Zweck es war, die sozial schwierige Lage bestimmter Familien zum Schaden der betroffenen Kinder und Eltern auszunützen und sie zugunsten von „Pflegefamilien“ von „Freunden und Bekannten“ und – vor allem zum Füllen der eigenen Brieftasche – zu missbrauchen. Am Sonntag wurden neue, verstörende Details der Methoden der im Fall involvierten Personen – unter anderem einer Frau, der ein Mädchen anvertraut worden war – bekannt.

In einem von den Ermittlern mitgeschnittenen Gespräch, das am Sonntag von den Regionalnachrichten TgR Emilia-Romagna veröffentlicht wurde, ist eine Frau zu hören, wie sie das ihr anvertraute Kind – ein Mädchen – zuerst anbrüllt und es dann alleine unter einem Gewitter ausgesetzt. „Steig aus, ich will dich nicht mehr“, so die Frau im von den Carabinieri mitgeschnittenen Gespräch.

Aber das war noch nicht alles. Während eines weiteren Mitschnitts wies die gleiche Frau das Kind, das widerrechtlich und unter höchst dubiosen Umständen ihrer natürlichen Familie entrissen worden war, wieder zurecht, weil es einen angeblichen Missbrauch, der in Wirklichkeit nie stattgefunden hatte, nicht in ein Tagebuch schreiben wollte. „Du schreibst nicht, weil du Angst hast, zu schreiben, weil die Dinge, die du schreiben musst, jetzt so tief liegen, dass du sie nicht mehr schreiben willst. Du willst ihnen nicht mehr nahe kommen“, so die Frau zum kleinen Mädchen. Laut den Ermittlungsergebnissen hätte auch in diesem Fall gleich wie in vielen anderen Fällen ein Missbrauch, der zur Entnahme des Mädchens aus seiner Familie geführt hatte, nie stattgefunden.

Während der gleichen Nachrichtensendung strahlte der TgR Emilia-Romagna auch ein mittels eines Abhörgerätes aufgezeichnetes Gespräch zwischen einer Neuropsychiaterin und einer Psychologin des lokalen Gesundheitsbetriebes von Reggio Emilia auf. Im Gespräch der Frauen – gegen beide wurden bereits Ermittlungsverfahren eingeleitet – ging es um einen Maresciallo der Carabinieri. „In jedem Fall hättest du ihm sagen können ‚Schauen Sie, Sie sind verheiratet, haben Kinder, also man weiß nie…‘“, so die eine Frau zur anderen. Auf diese Worte folgte ein Gelächter. Der Maresciallo der Carabinieri, auf den sich die Frauen im Gespräch bezogen, hatte von den beiden Ärztinnen zuvor Dokumente und weitere Papiere der angeblich missbrauchten, anderen Familie in Pflege anvertrauten Kinder von Bibbiano verlangt.

Später nahm auch Innenminister Matteo Salvini zu den an die Öffentlichkeit gedrungenen Vorgängen in Bibbiano Stellung. „Wahnsinn, zwei Ärztinnen des Systems Bibbiano lachen miteinander und drohen dabei den in die Ermittlungen tätigen Carabinieri. Ich hoffe, dass vor nichts haltgemacht wird. Die schuldigen Verbrecher müssen für diesen monströsen Vorfall bezahlen“, so Matteo Salvini auf Twitter.

Der Innenminister ist mit dieser Meinung nicht allein. Dieses Verbrechen und das traurige Schicksal der Pflegekinder lösten bereits beim ersten Bekanntwerden im Juni in der italienischen Öffentlichkeit tiefe Abscheu und Entsetzen aus. Viele Italiener fordern eine harte Bestrafung der Verantwortlichen. Niemand – so die traurige Erkenntnis – kann aber den Betroffenen je ihre Kindheit und den betroffen Müttern und Vätern ihr Elternglück zurückgeben.