Jugendlicher wird Zeuge tödlicher Schüsse auf das Raubtier – VIDEO

Erwischt: Wilderer beim Schießen eines Wolfs in flagranti ertappt

Mittwoch, 09. Oktober 2024 | 07:05 Uhr

Von: ka

Andrano/Castiglione d’Otranto – Ein Jugendlicher, der in der ländlichen Umgebung von Castiglione d’Otranto unterwegs war, wurde zufällig Zeuge wie ein mit einem Jagdgewehr bewaffneter Mann einen Wolf tötete. Dem Jugendlichen gelang es den Mann, der sich vom Tatort entfernte, nachdem er auf das streng geschützte Raubtier mehrere Gewehrschüsse abgegeben hatte, noch von hinten zu fotografieren. Zugleich filmte er den tot im Gras liegenden Wolf.

APA/APA/dpa/Christian Charisius

Durch die Fotos, die der Jugendliche in den sozialen Netzwerken gepostet hatte, wurden die Verantwortlichen des regionalen Wolfbeobachtungsprojekts Hic Sunt Lupi auf die grausame Tat aufmerksam. Nachdem sie mit dem Jugendlichen Kontakt aufgenommen hatten, zeigten die Regionalbehörden den Vorfall bei den Carabinieri an.

Als die Carabinieribeamten zusammen mit den Förstern den Ort des Geschehens aufsuchten, war der Wolfskadaver verschwunden. Nur mehr einige Blutspuren, mehrere Büschel des Pelzes des Raubtiers und einige Patronenhülsen, die von den Carabinieri sichergestellt wurden, zeugten von der Wilderei. Angesichts dieser Spuren und insbesondere der geschossenen Fotos sind die Carabinieri jedoch zuversichtlich, dem Wilderer bald auf die Spur zu kommen. Sollte es sich beim geschossenen Tier wirklich um einen Wolf handeln, riskiert der Urheber der Tat eine hohe Strafe.

Facebook/Hic Sunt Lupi

Die seit dem letzten Jahr stark sinkende Anzahl von Wolfsrissen sowie der Fund eines toten Wolfes in Radein befeuern Gerüchte, dass auch hierzulande zu illegalen Mitteln gegriffen wird, um den Wölfen, die eigentlich streng geschützt sind, beizukommen. In verschiedenen Gegenden Italiens und Europas wurde das illegale Töten von Wölfen – zumeist geschah dies durch vergiftete Köder – bereits dokumentiert, aber bis zum Vorfall in der süditalienischen Region Apulien gelang es bislang noch es nie, einen Wilderer beim Schießen eines Wolfs praktisch in flagranti zu erwischen.

Der überaus bedenkliche Fall von Wilderei ereignete sich am 6. Oktober in der ländlichen Umgebung von Castiglione d’Otranto, einer Fraktion von Andrano im Salento. Ein Jugendlicher, der am Sonntagnachmittag zufällig in dieser Gegend unterwegs war, wurde plötzlich von mehreren Gewehrschüssen aufgeschreckt. Als er sich umsah, beobachtete er einen Mann mit einem geschulterten Gewehr, der wie ein Jäger gekleidet war, dabei, wie er sich von einem Wolf entfernte, der tot im Gras lag. Dem Jugendlichen, der längst sein Smartphone gezogen hatte, gelang es noch, mehrere Fotos zu schießen. Die Fotos zeigen den Wolfskadaver und den unbekannten Wilderer.

Facebook/Hic Sunt Lupi

Durch die Fotos, die der Jugendliche auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte und die in der Folge in den sozialen Netzwerken rasch verbreitet worden waren, wurden die Leiter des Projekts Hic Sunt Lupi auf die grausame Tat aufmerksam. Bei Hic Sunt Lupi handelt es sich um ein Projekt der Region Apulien, dessen Verantwortliche mit der Beobachtung der Wölfe und dem Wolfsmanagement betraut sind.

Der Leiter und die Mitarbeiter des Wolfbeobachtungsprojekts Hic Sunt Lupi nahmen sofort Kontakt mit dem Jugendlichen auf. Nach der Durchsicht der verschiedenen Bilder, von denen nur eine Aufnahme veröffentlicht wurde, zeigten sie den Vorfall bei den Carabinieri an. Als die Carabinieribeamten den vom Jugendlichen benannten Ort aufsuchten, war der Wolfskadaver jedoch bereits verschwunden. Offensichtlich war der Kadaver “entsorgt” worden.

APA/APA/dpa/Armin Weigel – archiv

Wie Hic Sunt Lupi auf seiner Facebook-Seite mitteilt, blieben vom toten Wolf lediglich einige Blutspuren und mehrere Büschel seines Pelzes zurück. Aufschlussreich sind die Patronenhülsen, die von den Carabinieri von Tricase am Tatort sichergestellt wurden. Angesichts dieser Spuren und insbesondere der geschossenen Fotos sind die Carabinieri jedoch zuversichtlich, dem Wilderer bald auf die Spur zu kommen. Dank der sichergestellten Pelzbüschel können die Raubtierexperten zudem feststellen, ob es sich beim getöteten Tier um einen echten Wolf oder einen Hybriden – also einen Mischling zwischen einem Wolf und einem Hund – handelte.

Facebook/Hic Sunt Lupi

“Wir möchten betonen, dass es sich hier um einen Fall von Wilderei handelt, die nicht mit der seriösen und rechtmäßigen Tätigkeit der Jäger verwechselt werden darf. Um mit ihnen eine wirksame Zusammenarbeit aufzubauen, haben wir mit den Jagdverbänden einen Runden Tisch eingerichtet”, stellen die Verantwortlichen des Wolfbeobachtungsprojekts Hic Sunt Lupi klar, dass sie im Rahmen den Wolfsmanagements mit den Jägern zusammenarbeiten.

APA/APA/dpa/Bernd Weißbrod

Sollte es sich beim erschossenen Tier wirklich um einen Wolf – also um eine besonders geschützte Tierart – handeln, riskiert der Wilderer eine hohe Strafe. Im Falle eines Schuldspruchs könnten ihm laut Artikel 544 bis des italienischen Strafgesetzbuchs eine Freiheitsstrafe von vier Monaten bis zu zwei Jahren sowie eine hohe Geldstrafe drohen. Sollten weitere Vergehen wie illegaler Waffenbesitz und Tötung besonders geschützter Arten hinzukommen, dürften die Richter das Strafmaß voll ausschöpfen.

Wilderei, insbesondere dann, wenn sie streng geschützte Tierarten betrifft, ist kein Kavaliersdelikt.