Von: ka
Castellamare di Stabia – Anna Procida aus Castellamare di Stabia erlebte am 3. Januar den schlimmsten Tag ihres Berufslebens. Nachdem die 30-jährige Erste Hilfe-Krankenpflegerin den Verwandten einer Patientin gebeten hatte, aufgrund der Überfüllung des Raums draußen zu warten, schlug dieser ihr mit seiner Faust mitten ins Gesicht.
Die junge Frau verlor durch den Angriff nicht „nur“ einen Schneidezahn, sondern erlitt auch noch Absplitterungen an zwei weiteren Zähnen sowie einen Nasenbeinbruch. Besonders schlimm aber ist, dass Anna Procida nun Angst hat, ihre Arbeit zu verrichten. „Ich habe immer von diesem Beruf geträumt, aber jetzt habe ich Angst. Er hat nicht nur vor einer Frau nicht Halt gemacht, er hat mich auch noch verprügelt, weil ich eine Frau bin. So kann es nicht weitergehen“, sagt Anna Procida.
Als die Mutter von zwei kleinen Kindern mit geschwollenem Gesicht nach Hause kam, fragte ihre viereinhalb Jahre alte Tochter sie, was passiert sei. „Ich sagte ihr, ich sei bei der Arbeit die Treppe hinuntergefallen. Aber sie merkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Also erzählte ich ihr, dass ich mich mit einem Mann gestritten habe und von ihm geschubst worden sei, sodass ich das Gleichgewicht verloren habe“, so Anna Procida gegenüber dem Corriere della Sera.
„Die Erste Hilfe war voller Angehöriger von Menschen, die behandelt werden mussten. Es sah aus wie auf einem Markt. Meine Schwester Maria Rosaria, die wie ich ebenfalls in der Notaufnahme des Krankenhauses San Leonardo von Castellamare di Stabia arbeitet, teilte einigen Verwandten von Patienten mit, dass es für sie und die Patienten gefährlich sei, in einem überfüllten Raum zu warten, woraufhin sie sie bat, nach draußen zu gehen. Als Antwort erhielt sie jedoch nur Beschimpfungen und Beleidigungen. Nachdem sie von einer Frau bedrängt und angegriffen worden war, schritt ich ein. Als ich näherkam, schlug mir plötzlich ein großer und starker Mann mit seiner Faust mitten ins Gesicht. Ich verlor einen Schneidezahn und erlitt Absplitterungen an zwei weiteren Zähnen sowie einen Nasenbeinbruch“, erzählt die 30-jährige Krankenpflegerin vom vielleicht schlimmsten Abend ihres Berufslebens.
Der Chirurg der Notaufnahme versuchte zwar, ihr zu helfen, aber da er viel kleiner als der Angreifer ist, konnte er nicht viel ausrichten. Nach dem Angriff auf Anna Procida fuhr der Mann fort, in der Ersten Hilfe zu randalieren. Vor seiner Flucht spuckte er noch zwei Kolleginnen der 30-Jährigen ins Gesicht. Im Gegensatz zu den großen Notaufnahmen der Krankenhäuser in Neapel befindet sich im Bezirkskrankenhaus von Castellamare di Stabia keine Polizeistation.
Die Tatsache, dass der ganze Angriff von mehreren Überwachungskameras gefilmt wurde, wodurch es ein Leichtes sein dürfte, den Täter zu identifizieren und dingfest zu machen, ist für Anna Procida und ihre Kolleginnen nur ein schwacher Trost. Anna Procida wurde im Krankenhaus, in dem sie selbst arbeitet, eine Heilungsdauer von 25 Tagen bescheinigt.
„Meine Schwester und ich wollten schon immer Krankenpflegerinnen werden. Es ist eine Leidenschaft, die wir von unserer Familie geerbt haben. Wir lieben unsere Arbeit in der Notaufnahme, aber wir hätten nie gedacht, dass wir einmal einen solchen Angriff erleiden würden. Wir haben Angst, beschimpft, beleidigt und angegriffen zu werden. Er hat nicht nur vor einer Frau nicht Halt gemacht, er hat mich auch noch verprügelt, weil ich eine Frau bin. So kann es nicht weitergehen“, so das bittere Fazit von Anna Procida.
Der brutale Angriff auf Anna Procida ist leider kein Einzelfall. In ganz Italien häufen sich die Fälle von Krankenpflegern und Ärzten, die Opfer von Übergriffen werden. Die junge Frau, die sich nicht verstecken will und vielmehr die italienische Öffentlichkeit auf die schwierige Lage in den Notaufnahmen des Landes aufmerksam machen möchte, erhält Solidaritätsbekundungen aus dem ganzen Land.