Krankenpfleger warnt vor Leichtsinn

„Es ist wieder so weit. Wir nehmen schwerkranke Covid-Patienten auf“

Sonntag, 12. Juli 2020 | 08:15 Uhr

Von: ka

Cremona – Ein Krankenpfleger, Luca Alini, der an seinem Arbeitsplatz – dem Krankenhaus von Cremona – am eigenen Leib spürt, dass die Coronaepidemie wieder an Fahrt gewinnt, macht auf seiner Facebook-Seite seinem Ärger Luft.

„Es ist wieder so weit. Wir nehmen wieder schwerkranke Covid-Patienten auf“, schreibt Luca Alini in seinem Beitrag, dem er ein am Ende seines Arbeitstages geschossenes Selfie beifügt. „Das ist kein Foto vom März oder April. Der Notstand ist noch nicht vorbei“, meint Luca Alini.

Facebook/Luca Alini

Die Stadt Cremona hatte gleich wie fast die ganze Lombardei über Wochen hinweg zu den italienischen Epizentren der Coronapandemie gehört. Im März und im April waren die Not und vor allem der Mangel an Intensivbetten dermaßen groß gewesen, dass die Verantwortlichen dazu gezwungen waren, vor dem Krankenhaus von Cremona eine provisorische, aus Zelten bestehende Covid-19-Abteilung zu errichten. Gleich wie das ganze Gesundheitspersonal war auch Luca Alini in diesen Wochen der Verzweiflung einer sehr hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt.

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Für einige Zeit schien die Gefahr gebannt, aber seit mehreren Tagen spürt Luca Alini, dass die Coronaepidemie wieder an Fahrt gewinnt. Seinem Ärger über leichtsinnige und nachlässige Mitbürger machte er auf seiner Facebook-Seite Luft.

„Es ist wieder so weit. Es ist nicht meine Gewohnheit, Selfies zu schießen und sie auf Facebook zu veröffentlichen. Dieses hier habe ich am Ende meiner Arbeit gegen 22.00 Uhr gemacht. Das Foto stammt nicht vom März oder April. In meiner Abteilung haben wir erneut begonnen, Patienten mit schweren Atembeschwerden aufzunehmen. Die Lage ist nicht dieselbe wie im Februar oder März, als dauernd die Sirenen der Krankenwagen zu hören gewesen waren und die Intensivbetten nie ausgereicht hatten, aber die Notlage ist noch nicht vorbei“, so der Krankenpfleger aus Cremona auf seiner Facebook-Seite.

Facebook/Luca Alini

„Das Virus existiert immer noch. Mittlerweile denkt der Großteil der Leute ans Meer, an die Berge, an das Aperitif mit den Freunden oder an den Wochenendausflug. Wenn aber jemand einen Menschen kennt, der durch das Virus eine seiner Lieben verloren hat, dann frage er ihn, was er von dem allen und der Tatsache hält, dass viele Leute weiterhin darauf beharren, keine Gesichtsmaske zu tragen. In der Zwischenzeit fahren wir fort, das zu tun, was wir schon immer getan haben, auch wenn wir heute keine Helden oder Engel mehr sind und keine Ehrentitel mehr tragen“, so Luca Alini.

Der letzte Patient der ersten Welle konnte am 30. Juni aus dem Krankenhaus entlassen werden. Es dauerte aber kaum eine Woche bis Patienten, die sich mit dem Coronavirus angesteckt hatten, stationär aufgenommen werden mussten. „Acht Tage sind vergangen. Wir sind nicht mehr Covid-19-frei. Ich hoffe, dass das alles, was passiert ist, sich nicht wiederholt, aber niemand kann sich dessen sicher sein“, so Luca Alini, der sich im März bei seiner Arbeit angesteckt und selbst die Krankheit durchgemacht hatte, auf Facebook.

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Der Sanitätsdirektor des Gesundheitsbezirks von Cremona, Rosario Canino, pflichtet ihm bei. „Zurzeit versorgen wir im Krankenhaus zehn Covid-19-Patienten. In den letzten Tagen hat es eine kleine Welle von Neuaufnahmen gegeben. Wir müssen sehr wachsam bleiben. Zu viele Leute haben die Gesichtsmaske schon abgenommen oder fahren fort, sie am Hals zu tragen. Gerade jetzt dürfen wir aber nicht locker lassen“, meint Rosario Canino.

Diesen letzten Worten ist nichts hinzuzufügen.