Überfälle auf Olivenöltransporter häufen sich

Extra Vergine-Mafia: Das Geschäft mit gestohlenen Oliven

Mittwoch, 16. April 2025 | 07:04 Uhr

Von: idr

Barletta – In Italien macht sich ein gefährlicher Trend rund um eines der beliebtesten Exportgüter breit: Olivenöl. Seitdem sich die Preise für Extra Vergine und Co innerhalb von nur drei Jahren verdoppelt haben, häufen sich die Überfälle auf Olivenöltransporte. Dabei kommt es immer wieder zu filmreifen Szenen, wenn die organisierte Kriminalität ihr schweres Geschütz auffährt.

Mafia-Stunt á la Hollywood in Apulien

Es ist der Stoff, aus dem Hollywood-Drehbücher gemacht sind: Ein serbischer Lkw-Fahrer nimmt eine Ladung Olivenöl in der apulischen Stadt Barletta entgegen, wohlwissend, dass sich sein Berufsrisiko in den letzten Jahren schleichend vervielfacht hat. Auf einer Landstraße nähert sich dann ein verdächtiger SUV, der den Lkw zunächst versucht, von der Straße abzudrängen. Dann folgen Schüsse, bis der Serbe den Tross anhält.

Mehrere schwerbewaffnete Männer steigen aus dem Geländewagen, übernehmen das Steuer des Trucks und bringen den Lkw-Lenker in ihr Auto. Später wird der Fahrer unverletzt und gefesselt neben dem Lkw aufgefunden. Von den Tätern und den Oliven fehlt jede Spur. Was wie der Anfang einer neuen Actionserie klingt, ist genauso kürzlich in Apulien passiert und reiht sich damit in eine Serie von Vorfällen ein.

Preise und Risiko explodieren

Immer wieder überfallen Gangster in Italien Olivenöltransporte, um an das kostbare, flüssige Gold zu kommen. Bei Preisen von zehn bis 20 Euro pro Liter – je nach Güterklasse – passt der Name „flüssiges Gold“ besser denn je. Das hat auch die Mafia für sich erkannt, die Ladungen im Wert von mehreren Tausend Euro einfach weiterverkaufen kann, ohne besonderes Aufsehen zu erregen.

Die Geschichte aus Apulien folgt einem bekannten Muster. Spediteure stellt das zunehmend vor ein wachsendes Sicherheitsproblem. Sie setzen daher verstärkt auf privaten Wachschutz, doch die Vorfälle häufen sich und verursachen bei den Unternehmern erhebliche Kosten. Außerdem ist auch das Wachpersonal einer Vielzahl von gewaltbereiten und schwerbewaffneten Gangstern machtlos ausgeliefert.

Das Problem mit geschützten Herkunftsbezeichnungen

Doch die Mafia beschränkt sich nicht nur auf den Diebstahl von reinem, hochwertige Olivenöl made in Italy, sie verwässert auch das Original mit billigen Fälschungen. Immer wieder werden große Mengen gefälschtes Olivenöl sichergestellt. Sie sind mit billigen Verschnitten gepanscht und nicht auf gesundheitliche Risiken geprüft. Anschließend werden die Olivenöle unter Beimischung der Fälschungen mit den Gütesiegeln für geschützte Ursprungsbezeichnung g.g.A. oder g.U. versehen und gelangen in den Handel.

Olivenöl ist daher das am meisten gefälschte Lebensmittel weltweit. So wurden im Juli 2024 in Süditalien bei einem einzigen Einsatz 42 Tonnen gefälschtes Olivenöl sichergestellt, sowie 71 Tonnen einer öligen Substanz, die dem Olivenöl beigefügt werden sollte. Doch auch dieser Schlag ist nur ein kleiner Tropfen Olivenöl auf einen sehr großen, heißen Stein.

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