Von: ka
Neapel – Der Stadtpolizei von Neapel gelang es, eine illegale Druckerei, welche in erster Linie Ausländer mit gefälschten Dokumenten versorgte, auszuheben. Im Zuge der Polizeiaktion wurde ein Mann aus Ghana festgenommen. Inzwischen ermittelt die Abteilung für Terrorbekämpfung der Staatsanwaltschaft von Neapel im Fall. Wurden auch Terroristen mit gefälschten Pässen versorgt?
Die Ermittlungen wurden durch einen Hinweis einer vertraulichen Quelle in die Wege geleitet. Daraufhin begann die Polizei, einen ghanaischen Staatsbürger – den 42-jährigen Mohammed Alì Tahiru – zu beschatten. Die polizeilichen Untersuchungen ergaben, dass der 42-Jährige sehr häufig zwischen seiner Wohnung und einer nahen Moschee wechselte und dabei einen schwunghaften Handel mit gefälschten Dokumenten betrieb. Seine Kunden traf er vorwiegend vor der Moschee, wo sich schnell herumgesprochen hatte, dass Mohammed Alì Tahiru schnell und zuverlässig fehlende „Dokumente“ besorgen konnte.
Nachdem sie genug Beweise gesammelt hatten, entschieden sich die Beamten zum Zugriff. Die Polizisten verhafteten Mohammed Alì Tahiru, als er gerade mit 30 gefälschten Papieren, die er offenbar abliefern sollte, aus seiner heruntergekommenen Wohnung kam. In der Wohnung selbst, die sich als regelrechte „Fälscherfabrik“ entpuppte, stellten die Beamten insgesamt 7.500 gefälschte Dokumente aller Art – unter ihnen Reisepässe, Identitätsausweise, Führerscheine und Aufenthaltsgenehmigungen – sowie eine hohe Anzahl von gestohlenen, „leeren“, noch auszufüllenden Identitätskarten der Gemeinde Neapel sicher. Zudem fanden die Ermittler eine ganze Wand mit insgesamt 300 an ihr angehefteten Passfotos vor, die laut ersten Erkenntnissen von seinen letzten Kunden stammten. Zuletzt beschlagnahmten die Beamten noch einen Computer und zwei Laserdrucker der allerneuesten Generation, 3.000 Euro in bar sowie mehrere Stempel, die zum Fälschen der verschiedensten Dokumente dienten.
Wie die Polizisten später feststellen konnten, erfreuten sich besonders in Einwandererkreisen die Dienste des 42-Jährigen großer Beliebtheit, weil er zu relativ günstigen Preisen – die geforderten Summen begannen bei 20 Euro – innerhalb weniger Tage qualitativ recht hochwertige Fälschungen liefern konnte.
Während Mohammed Alì Tahiru in Haft sitzt, wird das gesamte beschlagnahmte Material nun von der Abteilung für Terrorbekämpfung der Staatsanwaltschaft von Neapel untersucht. Besonderes Augenmerk wird dabei darauf gelegt, ob es zwischen der kriminellen Bande, der offenbar Mohammed Alì Tahiru vorstand, und anderen Verbrechern oder gar Terrororganisationen Verbindungen gab. Der Verdacht kommt nicht von ungefähr. Im Februar warnte der italienische Auslandsnachrichtendienst AISE (Agenzia di informazioni e sicurezza esterna) vor einer Organisation, welche sich in der Gegend von Neapel befinden und Personen mit gefälschten Pässen versorgen soll. Sollte der 42-Jährige damit in Verbindung gestanden haben, bekäme sein „Fälscherhandwerk“ eine ganz neue Dimension.