Von: ka
Rom – Auch wenn die wirklichen Sommerferien gerade erst begonnen haben, wird in Rom bereits über den Beginn des nächsten Schuljahres nachgedacht. Ziel der römischen Regierung und der ihr unterstehenden Behörden ist es, für alle Schulstufen den Präsenzunterricht zu gewährleisten.
Auch wenn ähnlich wie im Vorjahr zur Erreichung dieses Ziels ein ganzes Bündel von Maßnahmen, die auch die Schülertransporte einschließen, vorgesehen ist, erachten die Verantwortlichen es als besonders wichtig, die Lehrer und Schulangestellten, die das Impfangebot bisher noch nicht angenommen haben, für die Impfung gewinnen. Im Raum stehen aber auch weit drastischere Vorschläge wie unter anderem jener, nur geimpfte Schüler zum Präsenzunterricht zuzulassen und für Ungeimpfte den Fernunterricht vorzusehen.
„Wir sind ein bisschen im Rückstand geraten, aber wir haben besonders bei den 70- bis 80-Jährigen viel aufgeholt. Jetzt müssen wir uns den 50- bis 60-Jährigen zuwenden. Um in Sicherheit wieder die Schulen öffnen zu können, müssen wir aber ganz besonders die 215.000 Lehrer und Schulangestellten, die bisher noch kein Impfangebot angenommen haben, für die Impfung gewinnen“, so die unmissverständlichen Worte des außerordentlichen Kommissars für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage, General Francesco Paolo Figliuolo.
„Wir müssen dazu imstande sein, die Sicherheit der Schüler und Studenten zu gewährleisten. Mit Blick auf den Beginn des kommenden Schuljahres werde ich alle Regionen schriftlich dazu auffordern, mit allen Mitteln die noch fehlenden Lehrer und Schulangestellten dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen. In acht oder neun Regionen liegt die Impfquote des Schulpersonals noch bei unter 80 Prozent. Diese Regionen müssen mehr tun, um den Lehrern und Schulangestellten die große Bedeutung, die die Impfung für sie selbst und für die Gemeinschaft hat, zu vermitteln. Dies ist unbedingt notwendig, um die Schulen in Sicherheit und mit so wenigen Einschränkungen wie möglich öffnen zu können“, fügte der Kommissar für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage hinzu.
Francesco Paolo Figliuolo und die römische Regierung, die es – noch – bei Appellen belassen wollen, hoffen, dass möglichst viele noch nicht geimpfte Angestellte der Schulen das Angebot annehmen werden. Eine Polemik in der norditalienischen Region Emilia-Romagna zeigt aber, dass – immer sollten die Einladungen, das Impfangebot anzunehmen, nicht greifen – auch drastische Maßnahmen in Raum stehen.
Der Schlagabtausch nahm seinen Anfang, nachdem am 29. Juni der Regionalassessor für das Gesundheitswesen, Raffaele Donini, auf der Seite der Region seinen Vorschlag veröffentlicht hatte, für alle geimpften Schüler und Studenten von zwölf bis 19 Jahren den Präsenzunterricht zu garantieren und sie auch im Falle ansteigender Corona-Zahlen von jeglichen Einschränkungen wie Quarantänemaßnahmen und Fernunterricht zu entbinden.
„Da nur mit der Impfung der Zwölf- bis 19-Jährigen der Neustart der Schule bewältigt werden kann, halte ich es unabhängig von der epidemiologischen Lage im Herbst für richtig, dass die Geimpften von eventuell verfügten Maßnahmen wie Quarantäne und Fernunterricht ausgenommen bleiben“, so Raffaele Donini.
Neben Zustimmung löste der Vorschlag des Regionalassessors für das Gesundheitswesen der Emilia-Romagna einen Sturm der Entrüstung aus. Die Vereinigung „Rete Nazionale Scuola in Presenza“ sprach von einer „Diskriminierung der nicht geimpften Schüler“. Die Vereinigung reichte eine offizielle Abmahnung ein, in der der Präsident der Region dazu aufgefordert wird, „die sofortige öffentliche Zurücknahme jeglicher unrechtmäßiger Äußerungen anzuordnen, die nicht geimpfte Schüler gegenüber geimpften diskriminieren und nur für die Letzteren Präsenzunterricht und die Abschaffung der Quarantäne vorsehen“. Neben der Vereinigung „Rete Nazionale Scuola in Presenza“ äußerten auch die Schulgewerkschaften starke Bedenken.
Der Vorschlag liegt aber längst auf dem Tisch. Auch in der süditalienischen Region Kampanien wird trotz heftiger Kritik darüber diskutiert, den Präsenzunterricht an die Impfung zu binden.