Toskana-Lagune wird zur Todeszone

Fischsterben im Mittelmeer: Hunderte Tonnen toter Fisch

Freitag, 16. August 2024 | 08:15 Uhr

Von: Ivd

Orbetello – In der normalerweise idyllischen Lagune von Orbetello hat sich Ende Juli ein ökologisches Drama abgespielt, das die Region in eine tiefe Krise gestürzt hat. Was einst als Badeparadies und „Juwel der Toskana“ galt, hat sich binnen weniger Tage in eine übelriechende Fisch-Friedhof verwandelt. Grund dafür sind die hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer.

200 Tonnen toter Fisch

Das Wasser dort ist normalerweise eine erfrischende Oase für Touristen und Lebensgrundlage für die lokale Fischerei. In diesem Jahr erreichte sie in der Bucht von Orbetello erschreckende 35 Grad – Temperaturen, bei denen das Leben in der Lagune keine Chance hatte. Tausende Fische kämpften verzweifelt um Sauerstoff, bevor sie schließlich an die Oberfläche trieben und qualvoll erstickten. Über 200 Tonnen Fischkadaver mussten entsorgt werden, und der damit verbundene Gestank verbreitete sich kilometerweit, vertrieb Badegäste und ruinierte den Tourismus in der Region.

Doch hinter dem katastrophalen Fischsterben steckt mehr als nur die Rekordhitze. Die Lagune von Orbetello ist ein beinahe geschlossenes System, in dem schlechter Wasseraustausch und Algenwachstum die Sauerstoffwerte in den Keller trieben. Dazu kommen die Rückstände aus den Aquakulturen und Abwässer der Gemeinde, die die Situation weiter verschärften. „Wir müssen die Lagune endlich als das verstehen, was sie ist – ein empfindliches Ökosystem, das unsere Aufmerksamkeit braucht“, betont Stella Traupe, Sprecherin des Bürgerkollektivs „Collettivo Kairós“, das eine Protestaktion organisiert hat, um auf die Missstände hinzuweisen.

Das Desaster trifft nicht nur die Fischer hart, die Millionenverluste beklagen, sondern auch die Tourismusbranche, die jetzt um ihre August-Gäste bangt. „Wer will schon bei diesem Gestank noch ein Glas Wein am Strand genießen?“ fragen sich die Restaurantbesitzer. Die Regierung in Rom wurde bereits um Hilfe gebeten, und es wird über den Ausnahmezustand nachgedacht.

Unheilvolles Omen

Die Krise von Orbetello ist ein Vorbote dessen, was viele Experten als „Tropikalisierung“ des Mittelmeers bezeichnen. Temperaturen, die eher an die Karibik als an Europa erinnern, lassen die Fischer weiter hinausfahren, da sich die Bestände ins kühlere Wasser zurückziehen. Zugleich breiten sich tropische Fischarten aus, für die es keinen Markt gibt und die oft mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen. „Das Mittelmeer ist die Frontlinie des Klimawandels“, warnt UN-Generalsekretär António Guterres. „Wir müssen diesen Wettlauf gegen den Notstand der Ozeane gewinnen.“

Die Zukunft der Lagune und der gesamten Region hängt nun davon ab, wie schnell und effektiv gehandelt wird. Es bleibt abzuwarten, ob die Maßnahmen ausreichen, um das „Juwel der Toskana“ vor dem endgültigen Untergang zu bewahren – oder ob die Lagune von Orbetello auf ewig ein warnendes Beispiel für die verheerenden Folgen des Klimawandels bleibt.

Kommentare

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6 Kommentare auf "Fischsterben im Mittelmeer: Hunderte Tonnen toter Fisch"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
Suedtirolfan
Suedtirolfan
Universalgelehrter
3 h 39 Min

Das sind dir Folgen des real existierenden KLIMAWANDELS !

Das müssten so langsam auch die letzten Zweifler , Verschwörungstheoretiecker und ewig-
gestrigen begriffen haben .

lch schreibe das hier auf SN seit mehreren Jahren…🌎

Trixie77
Trixie77
Tratscher
2 h 58 Min

🙈🙈🙈
Möchtest du eine Ehrung weil du das mehrere Jahre hier schreibst?
Ändern wird das ziemlich genau: Null

nok
nok
Superredner
2 h 40 Min

Ja Sie haben recht. Können Sie uns auch erzählen seit wann es den Klimawandel gibt und um was es da genau geht?

Skye
Skye
Tratscher
3 h 11 Min

Unsere bärtig – glatzköpfige Politfraktion im südt. Landtag sagt, dass es keinen Klimawandel gibt. Alles nur Erfindung.

Montegiovi
Montegiovi
Grünschnabel
2 h 48 Min

Ich war vor dreißig Jahren schon dort und heuer im Juli. Die Lagune war damals wie heute nicht sehr einladend. Man passiert sie auf dem Weg nach Porto Santo Stefano. Es hat sich meines Erachtens auch nicht viel getan in Orbetello die letzten dreißig Jahre. Die Strände oberhalb und unterhalb sind ein Traum und dort ist die Zeit auch nicht stehen geblieben. Lagunen kämpfen alle paar Jahre immer schon mit diesen Problemen. 

TheP
TheP
Neuling
3 h 10 Min

Ich lese diese Zeilen und verzweifle beinahe daran, dass wir es gemeinsam immer noch nicht schaffen aktiv für den Klimaschuttz zu sein. Ich schreie wieviel Zeichen brauchen wir denn noch. Trinke dann meinen Kaffee aus und fahre mit dem Dieselauto weiter nach Bibione zum wohlverdienten Sommerurlaub. Und im Stillen summe ich Dreamer vor mich hin…

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