Chef der Bande feiert Fest mit fliegenden Geldscheinen – VIDEO

Frauenhandel: Minderjährige zur Prostitution gezwungen

Montag, 19. März 2018 | 08:12 Uhr

Von: ka

Catania/Trient – Im Rahmen der Ermittlungen der Bezirksdirektion der Antimafia-Polizei, kurz DDA (Direzione Distrettuale Antimafia, Anmerkung der Redaktion), von Catania wurden in Trient die 38-jährige Nigerianerin Queen Enaye und ihr 32-jähriger Freund und Landsmann Collins Omorogbe festgenommen. Ihnen wird zur Last gelegt, minderjährige Frauen aus Nigeria versklavt und zur Prostitution gezwungen zu haben.

Die Ermittlungen der Polizei und der DDA von Catania begannen, als das französische Kriegsschiff „Ducuing“ im Hafen von Catania anlegte. An Bord des Schiffs befanden sich 134 Flüchtlinge, welche von der französischen Marine wenige Stunden zuvor aus dem Mittelmeer gerettet worden waren. Unter den Flüchtlingen befanden sich viele Frauen, von denen einige minderjährig waren und aus Nigeria stammten. In den nächsten Tagen fassten drei junge Frauen Vertrauen zu den Helferinnen des Erstauffanglagers und erzählten ihnen ihre schreckliche Geschichte, die Monate später zu den beiden Festnahmen führen sollte.

Polizia di Stato

Dank der Aussagen der Mädchen und den Ermittlungen der DDA konnte ein umfangreiches Netzwerk einer Bande von Frauenhändlern rekonstruiert werden, das aus meist miteinander verwandten Personen in Nigeria und Italien bestand. Laut ersten Erkenntnissen der Ermittler standen an der Spitze der kriminellen Organisation die 38-jährige als „Käuferin“ fungierende Madame – Madame oder Maman nennen nigerianische Prostituierte ihre „Chefin“ – und ihr 32-jähriger Freund.

Mit der Hoffnung auf eine normale Beschäftigung in Europa warben die Verwandten des kriminellen Paares, unter denen sich auch die Schwester der Madame befand, die jungen Frauen in Nigeria an. Die jungen Frauen mussten mit den Menschenhändlern eine „Abmachung“ eingehen, die gesamten Reisekosten von 30.000 Euro zu übernehmen und – einmal in Europa angekommen – die Schulden zurückzuzahlen. Mittels eines „Juju“ genannten Ritus der Schwarzen Magie nötigten die Verbrecher die jungen Frauen dazu, den „Vertrag“ bis zur Ableistung der 30.000 Euro unbedingt zu erfüllen und alle Befehle der Madame zu befolgen.

Polizia di Stato

Anstatt eine normale Arbeitsstelle zu erhalten, wurden die jungen sehr oft noch minderjährigen Frauen von der Bande zur Prostitution gezwungen. Dank technischer Auswertung der Telefonkontakte gelang es der Polizei, die Verbindungen zwischen der Madame Queen Enaye und ihrer Schwester in Nigeria sowie den jungen zur Prostitution gezwungenen Frauen zu rekonstruieren. In Gesprächen zwischen der Madame und ihrer Schwester ging es neben massiven Drohungen gegenüber den Mädchen auch darum, die Verwandten der jungen Prostituierten in Nigeria mit magischen Riten unter Druck zu setzen. In einem Fall wurde auf diese Weise auch ein junger Mann von Nigeria nach Italien gebracht, wo er zur Bettelei gezwungen werden sollte. Im Gegensatz zu den Frauen war für die Bande der junge Nigerianer aber weniger „wertvoll“. Seine abzuleistenden Schulden beliefen sich „nur“ auf 6.000 Euro.

Polizia di Stato

Das kriminelle Geschäftsmodell der Bande war außerordentlich erfolgreich. Collins Omoregbe gefiel sich darin, seinen aus dem Frauenhandel stammenden Reichtum öffentlich zur Schau zu stellen. Auf seinem Facebook-Profil postete er ein Video, das ihn dabei zeigt, wie er mit einem roten Mantel und einer teuren Kopfbedeckung bekleidet und mit einem Zepter in der Hand tanzt und gleichzeitig eine Vielzahl von Geldscheinen in die Luft wirft. Das Zepter wurde später bei seiner Festnahme von der Polizei von Trient und Catania in seiner Wohnung in Trient sichergestellt.

Die 38-Jährige und der 32-Jährige wurden nach der Festnahme in die Trientner Haftanstalt von Spini überstellt. Ihnen und weiteren noch unbekannten Tätern werden Begünstigung der illegalen Einwanderung, Bedrohung, das Aussetzen von Personen einer Lebensgefahr oder Gefährdung derer Unversehrtheit sowie Versklavung und Nötigung zur Prostitution und Bettelei vorgeworfen.

Für die jungen Frauen ist der Albtraum zu Ende. Werden sie das Erlebte aber jemals überwinden können?