Von: ka
Rom – Die fragwürdige Mode, aufwendige und teure Kinderfeste zu feiern, hat nun auch Italien erreicht. Väter und Mütter, die sich diesen „Spaß“ leisten können und andere Eltern beeindrucken wollen, geben gerne auch vierstellige Summen für die Geburtstagsfeiern ihrer kleinen Sprösslinge aus.
Vom Geltungsdrang dieser Eltern lebt mittlerweile eine ganze Branche von Eventplanern für Kinderfeste. Von der Limousine für die kleinen Gäste über Mädchentreffen im Schönheitssalon bis hin zu Kinderfesten in Luxusvillen mit gut bezahlten Akrobaten, Stelzengängern und Animateuren sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. „Für ein Kinderfest werden schon mal 5.000 Euro ausgegeben“, sagt ein bekannter Eventplaner aus Rom.
Sowohl was die Vorbereitung, die Kosten als auch die Anzahl der Gäste betrifft, ähneln manche Kindergeburtstage immer mehr kleinen Hochzeiten. Der Trend zu aufwendigen und teuren Kinderfesten und -events hat sich in den letzten zehn Jahren verstärkt und beschert einer ganzen Branche, die diese Events organisiert, goldene Umsätze.
Die Devise der beauftragenden Väter und Mütter lautet, nicht nur das Geburtstagskind oder seine kleinen Gäste zu überraschen, sondern oft und gerne auch die anderen Eltern zu beeindrucken. Und dafür werden keine Kosten und Mühen gescheut, denn hinter der Erfüllung der Wünsche des Geburtstagskindes steht nicht selten der Ehrgeiz, den eigenen Status oder das, was man gerne wäre oder noch erreichen möchte, darzustellen.
Riccardo Arpinelli, ein bekannter römischer Partyveranstalter und Inhaber zweier Eventfirmen, die sich auf die Organisation von Kinderevents spezialisiert haben, hat schon viele solcher Veranstaltungen für die Kleinen organisiert, bei denen den wohlhabenden Eltern jeder noch so ausgefallene Wunsch erfüllt wurde.
„Einmal haben wir eine Pyjamaparty organisiert und im Haus des Geburtstagskindes zehn kleine Hütten aufgebaut, mit Luftmatratzen, Lichtern, Luftballons und zwei Animateuren, die allen die Haare geflochten haben. Die Mädchen schliefen dort und frühstückten am nächsten Tag zusammen. Ein anderes Mal wollte ein Kunde, dass während der Party seines Sohnes Spiderman an der Fassade des Hauses hochklettert. Ich habe ihn gefunden, ein Bauarbeiter zog sich den Spiderman-Anzug an und kletterte das Haus hoch. Für den zehnminütigen Spiderman-Auftritt hat der Kunde 150 Euro bezahlt“, erzählt Riccardo Arpinelli gegenüber dem italienischen OnlinemediumToday.it.
Der römische Partyveranstalter erinnert sich aber auch an Kindergeburtstage, bei denen alle Kinder mit Limousinen abgeholt und in die eigens angemietete Villa gebracht wurden.
Wie Riccardo Arpinelli betont, hängen die Kosten von den gewünschten Leistungen ab. „Meine Firma bietet ein Basispaket ab 450 Euro für eine eineinhalbstündige Party nur mit den Kindern an. Wenn der Kunde einen besonderen Ort wünscht, geht der Preis natürlich nach oben. Es gibt Villen, die bis zu 2.000 Euro allein für die Miete verlangen. Das Catering besteht hauptsächlich aus Sandwiches und belegten Brötchen, man kann sich aber auch vom Koch Burger zubereiten lassen, es gibt auch einen Apecar mit Pizza und Frittiertem und einen Eiswagen. Dazu kommen die Kosten für den Fotografen, die Torte oder die verkleideten Künstler und Animateure, die die Kinder unterhalten. Wir haben auch schon Feste in einer Straßenbahn, die durch Rom fährt, oder auf einem Boot am Meer organisiert. Ein besonderes Kinderfest kann bis zu 5.000 Euro und mehr kosten“, zählt Riccardo Arpinelli auf.
Der letzte Schrei sind Workshop-Partys, bei denen die Kinder nicht nur spielen, sondern auch etwas lernen und gestalten, vom Keksebacken bis zur Gartenarbeit. „Wir organisieren das Blumenlabor, bei dem jedes Kind eine Blumendekoration bastelt“, erklärt der Partyplaner.
Der Renner bei den Mädchen ist aber die Baby Spa Party: Behandlungen und Maniküre für Mädchen, die feiern wollen wie ihre Mütter. Dutzende Schönheitszentren in ganz Italien bieten diesen Service für kleine Mädchen ab drei Jahren an. Der neue Party-Trend ist so angesagt, dass viele Wellnesszentren das Geschäft wittern und den Baby Spa Partys, „Entspannung und Spaß für Mädchen“, einen eigenen Bereich in ihren Einrichtungen widmen.
Maniküre, Pediküre, Make-up und Frisuren werden den Mädchen angeboten, erklärt die Inhaberin eines solchen Schönheitssalons. „Wir empfangen sie, ziehen ihnen einen rosa Kittel an und setzen sie an ihre Plätze. Jede hat ihren eigenen Platz und einen Mitarbeiter, der sich nur um sie kümmert. Die Behandlung dauert eine Stunde und kostet 80 Euro pro Kind. Auf Wunsch bieten wir den Mädchen auch eine Gesichtsmaske an“, erklärt die Inhaberin.
Angesichts der sozialen Verwahrlosung vieler Kinder und der Tatsache, dass viele von ihnen in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen müssen und selbst begabte Kinder manchmal kaum eine Chance auf eine angemessene Ausbildung haben, ist dieser Trend nicht nur skurril, sondern für viele Italiener auch moralisch höchst fragwürdig.
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