Von: ka
Rom/Mailand/Neapel – Am Dienstag gingen in ganz Italien die Wanderhändler, die aufgrund der Corona-Einschränkungen in den „roten Zonen“ keine Märkte abhalten dürfen, auf die Straße.
Die Händler, die Autobahnen blockierten und in den Innenstädten große Protestkundgebungen abhielten, forderten die Regierung dazu auf, die Covid-19-Einschränkungen zurückzunehmen und dem notleidenden Handelssektor finanziell unter die Arme zu greifen. Als ein Teil der Demonstranten den Platz vor dem Parlament in Rom stürmen wollte, kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei.
Aufgrund des in den „roten Regionen“ geltenden Verbots, Märkte abzuhalten, sind viele Wanderhändler, die Waren feilbieten, die nicht zum Lebensmittelsektor gehören, schier verzweifelt. Um ihren Forderungen nach einer Öffnung der Märkte und nach finanzieller Unterstützung Nachdruck zu verleihen, gingen am Dienstag in ganz Italien die Wanderhändler auf die Straße. Ihnen schlossen sich auch viele Inhaber und Angestellte der Gastronomiebetriebe, die ebenfalls seit Monaten ohne Arbeit sind, an.
Die größten Demonstrationen fanden in Rom, Mailand und in Neapel statt. Die gemeinsame Protestkundgebung der Händler und Gastronomen in Rom mündete in Gewalt. Kurz nach der Kundgebung von Vittorio Sgarbi – der bekannte Maßnahmen-Gegner hatte in seiner Rede unter anderem von einem „kriminellen Staat“ und „einer Regierung, die die Krankheit nährt“, weil „die Schließungen nicht die Anzahl der Toten gesenkt haben“, gesprochen – riefen Teile der Organisatoren dazu auf, die Absperrungen zu überwinden.
Als die Demonstranten, unter denen sich auch Impfgegner, Corona-Leugner und Neofaschisten von CasaPound gemischt hatten, den abgesperrten Platz vor dem römischen Parlament stürmen wollten, griff die Polizei ein. Die Protestierer, die die Beamten mit Flaschen und Feuerwerkskörpern bewarfen, wurden von den Polizisten gewaltsam daran gehindert, zum Parlament vorzudringen. Letzten Meldungen zufolge erlitten dabei zwei Polizisten sowie mehrere Demonstranten Verletzungen. Eine Frau, die in Ohnmacht gefallen war, musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Mehrere gewaltbereite Protestierer wurden festgenommen.
Die übergroße Mehrheit der Demonstranten, die zusammen mit ihren Familien nach Rom gekommen waren, um friedlich für ihre Anliegen zu protestieren, lehnte es aber ab, an der versuchten Stürmung des Platzes teilzunehmen. Am späten Nachmittag wurde eine Delegation der Protestierer vom Parlamentsabgeordneten Emanuele Fiano empfangen.
Auch im Zentrum von Mailand versammelte sich eine große Anzahl von Wanderhändlern und Lokalinhabern, um gegen die „rote Zone“ und die Schließung ihrer Betriebe und ihrer Handelstätigkeit zu protestieren. Sollten nicht bald Lockerungen oder zumindest finanzielle Hilfen eintreffen, drohten die Wanderhändler damit, die Umfahrungen der lombardischen Metropole zu blockieren.
In Neapel machten Hunderte von Wanderhändlern, zu denen sich die Inhaber von Restaurants, Bars und Fitnesscentern gesellt hatten, diese Drohung war. Mit Dutzenden von Lkw und Lieferfahrzeugen blockierten sie bei Caserta mehrere Stunden lang die Autobahn A1 Mailand-Neapel. „Für die Regierung sind wir unsichtbar“ und „Wir fordern nur zu arbeiten“ oder „Der Staat hat uns verlassen“ war auf den ausgehängten Spruchbändern zu lesen. Die Polizei versuchte vergeblich, die Lenker der Lkw zur Weiterfahrt zu bewegen.
Die verschiedenen Organisatoren der Kundgebungen zeigten sich über die Teilnahme an den Protesten sehr zufrieden. Sie kündigten im Falle eines Schweigens der Regierung für die nächsten Tage neue Demonstrationen an. „Nie wieder geschlossene Märkte“, so ein viel gehörter Slogan.
Beobachtern zufolge zeige die große Teilnahme an den Demonstrationen, die fast immer friedlich verliefen, dass nach Monaten geschlossener Betriebe und ausbleibender Hilfen vielen Händlern und Lokalinhabern das Wasser bis zum Hals steht. Will die Regierung den Rückhalt in der Bevölkerung nicht verlieren – so diesen Stimmen – müssen in den nächsten Wochen spürbare Verbesserungen der Lage eintreten.