Von: ka
Rom/Zürich/Berlin – Eine Kooperation zwischen der Schweiz, Italien und Deutschland ermöglicht es, die Ukraine mit einem der modernsten Flugabwehrsysteme, die sich derzeit auf dem Markt befinden, zu beliefern.
Das Waffensystem, bei dem es sich um eine moderne Flugabwehrkanone eines Schweizer Rüstungskonzerns handelt, die von Deutschland finanziert und in Italien – in der Nähe von Rom – hergestellt wird, soll sich laut Informationen der römischen Tageszeitung La Repubblica bereits seit Ostern in der Ukraine im Einsatz befinden. Dank dieser Schnellfeuerkanone können nicht nur erfolgreich Drohnen aller Größen, sondern auch Marschflugkörper erfolgreich zu bekämpft werden.
Wie die römische Tageszeitung La Repubblica enthüllt, stammt eine der geheimsten Waffen, die die ukrainischen Truppen zum Schutz des Luftraums gegen russische Drohnen und Raketen einsetzen, aus einer italienischen Fabrik. Es handelt sich um Flugabwehrkanonen des Typs Oerlikon Skynex Air Defence System des Schweizer Rüstungskonzerns Rheinmetall, die von Deutschland mit 194 Millionen Euro finanziert und in Italien – in der Nähe von Rom – hergestellt werden. Herzstück des Systems, zu dem neben einem Radar auch ein sogenannter Kontrollknoten gehört, ist die Oerlikon Revolver Gun.
Die Flugabwehrkanone Oerlikon Revolver Gun ist eine vollautomatische Schnellfeuerwaffe, die in der Minute bis zu 1.000 Geschosse des Kalibers 35 × 228 Millimeter abfeuern kann. Ein Gerät an der Mündung des Laufs misst die exakte Geschwindigkeit jedes abgefeuerten Geschosses und stellt den Zünder automatisch so ein, dass das Geschoss detoniert, sobald es sich einer bestimmten Entfernung vom Ziel nähert. Jedes Geschoss verteilt mehr als 150 kleine Mikroprojektile aus Wolfram mit einem Gewicht von wenigen Gramm, die eine tödliche kegelförmige Wolke bilden und das ankommende Ziel – zumeist eine Drohne – treffen.
Die Wolfram-Projektile sind für sich allein genommen zwar zu klein, um größeren Schaden anzurichten, aber durch die durch mehrere Treffer hervorgerufenen Schäden, die im Falle von Drohnen Trag- und Steuerflächen, Sensoren und die Aerodynamik zerstören, wird das feindliche Ziel zum Absturz gebracht. Durch andere Geschosse und durch verschiedene Feuermodi lassen sich nicht nur eine breite Palette von feindlichen Flugobjekten, aber auch Bodenziele oder Ziele wie Schnellboote erfolgreich bekämpfen.
Militärexperten zufolge soll die Reichweite der Kanone bis zu drei Kilometer betragen. Das Waffensystem Skynex Air Defence, das aus dieser Kanone oder einer Zwillingskanone kleineren Kalibers, dem Radar, der die Ziele sichtbar macht und erfasst, und dem Feuerleitwerk sowie dem Kontrollknoten besteht, ermöglicht es den Ukrainern, eine ganze Reihe von möglichen Bedrohungen aus der Luft erfolgreich anzugreifen. Neben Drohnen aller Größen sowie Marschflugkörpern, die von der russischen Armee massenweise eingesetzt werden, können durch diese Kanonen unter anderem auch Hubschrauber oder tieffliegende Flugzeuge abgeschossen werden.
Vorteilhaft ist, dass sich Skynex einfach auf dem Anhänger eines Lastwagens transportieren lässt und zum Schutz eines relativ großen Gebiets eingesetzt werden kann. Zudem ergänzen diese Flugabwehrkanonen die Flugabwehrsysteme auf Raketenbasis wie die US-amerikanischen Patriots, die zwar sehr effektiv sind, deren Einsatz in dicht besiedelten Gebieten aber große Gefahren birgt.
Die Entscheidung, Skynex-Systeme an die Ukraine zu liefern, kam von der deutschen Regierung unter Kanzler Olaf Scholz, die nach langem Zögern Kiew eine verstärkte militärische Unterstützung zugesagt hatte. Für die Produktion bot sich der Schweizer Konzern Rheinmetall mit Sitz in Zürich an, der ein Werk in der Nähe von Rom besitzt. Der damalige Verteidigungsminister Lorenzo Guerini und der italienische Ministerpräsident Mario Draghi gaben grünes Licht für die Produktion, die von der Berliner Regierung mit 194 Millionen Euro finanziert wurde. Ein Artikel in der Schweizer Kriegsmaterialverordnung, der die Übertragung von Waffentechnologie aus der Schweiz an andere Länder – darunter auch Italien – regelt, vollendete diesen „Deal“, an dem am Ende drei europäische Länder beteiligt sind.
Ursprünglich war die Auslieferung an die ukrainische Armee erst für Januar 2024 geplant. Dem Schweizer Rüstungsunternehmen gelang es jedoch, die Produktion in Rom schneller anlaufen zu lassen und die Arbeiten viel früher als erwartet abzuschließen. Dank dieser intensiven Bemühungen konnten die ersten Skynex-Systeme bereits zu Ostern ausgeliefert werden. Nachdem die Produktion der ersten Kanonen abgeschlossen war, genehmigte die Regierung Meloni die Lieferung in die Ukraine. Diese erfolgte laut La Repubblica über eine streng geheime Luftbrücke nach Polen.
Skynex in the sky over #Kyiv tonight 💥💥💥🤟🏻🇺🇦🇺🇦🇺🇦#RussiaIsATerroristState pic.twitter.com/Z0EcGzWeg2
— Aurora Borealis (@aborealis940) May 1, 2023
Bislang, so La Repubblica, wurde die Skynex-Technologie nur in Katar eingesetzt, um die Stadien der Fußballweltmeisterschaft vor der Gefahr eines Einsatzes von Kampfdrohnen durch Terroristen zu schützen. Seit Ostern soll sich eine unbekannte Anzahl von Skynex-Flugabwehrsystemen im Kampfgebiet im Einsatz befinden und bereits erfolgreich russische Raketen- und Drohnenangriffe abgewehrt haben. Ein auf Twitter veröffentlichtes Video, das vom 1. Mai stammt, soll Angaben zufolge den Einsatz von Skynex im Himmel über Kiew zeigen.
In der Ukraine hofft man, dass die „Skynex-Flak“ die ukrainischen Nächte sicherer machen kann. Wie die immer höhere Anzahl abgeschossener russischer Raketen zeigt, scheint diese Hoffnung nicht ganz unbegründet zu sein. Angesichts der Lieferung der Panzerhaubitzen des Typs M109L italienischer Produktion und der Übersendung der Skynex-Flugabwehrbatterien aus Italien über Polen in die Ukraine verwundert es nicht, dass Giorgia Meloni in Kiew ein gerne gesehener Gast ist.