Von: Ivd
Rom – Der Ausgang der Bundestagswahl in Deutschland löste in Italien gemischte Gefühle aus: Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gratulierte Merz zum Wahlsieg und äußert ihren Wunsch nach einer engeren Zusammenarbeit. Melonis Stellvertreter Antonio Tajani grenzte sich von der in Teilen AfD ab und sucht die Nähe der CDU/CSU. Lega-Spitze Matteo Salvini hingegen gratulierte der AfD-Kanzlerkandidaten zum Wahlergebnis und verharmloste ihre Vorhaben.
Meloni setzt auf enge Zusammenarbeit
Meloni holte den voraussichtlich neune starken Mann in Deutschland sofort ans Telefon und gratulierte ihm. In einer offiziellen Mitteilung des Palazzo Chigi bekräftigt Meloni „ihre Hoffnung auf eine weitere Intensivierung der bereits ausgezeichneten bilateralen Beziehungen“ und brachte ihre Bereitschaft zum Ausdruck, „umgehend in engem Kontakt zusammenzuarbeiten, um die Sicherheit zu stärken, Europas Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen und die vielen gemeinsamen Herausforderungen anzugehen, angefangen mit der Bekämpfung der illegalen Einwanderung.“
Salvini plädiert für die AfD
Auch Verkehrsminister Matteo Salvini äußerte sich zum Ausgang der Wahl und warnte die Parteien vor inoffiziellen Abmachungen. Er gratulierte AfD-Spitzenkandidatin Alice Weidel zum Wahlerfolg von 20,8 Prozent. Über die AfD sagte er: „Ich sehe wenig bis nichts Extremes. Ich hoffe, dass die Volksabstimmung nicht durch eine geheime Absprache zwischen der Volkspartei und den Sozialisten untergraben wird.“ Gemeint ist eine mögliche Koalition aus CDU/CSU und der SPD. Er pocht auf eine Zusammenarbeit der Union mit der AfD, ähnlich wie jüngst US-Vizepräsident JD Vance.
Tajani im Schulterschluss mit CDU-CSU
Entschieden anders sieht das der stellvertretende Ministerpräsident Antonio Tajani: “Die AfD ist nicht unser Gesprächspartner, weil sie eine völlig andere Vision hat als wir. Ich respektiere jeden, der wählt, aber die Positionen sind mit meinen unvereinbar, ich unterstütze die CDU-CSU.“ Weiter betont er, dass der Sieg der Union wichtig für die Stabilität Deutschlands sei. “Die CDU-CSU-Allianz ist das beste Gegenmittel gegen Extremismus und Populismus, die Europa zu schaden drohen”, so Tajani.
Schlein zeigt Stärke gegen rechts
Elly Schlein, Generalsekretärin der italienischen Demokratischen Partei, analysierte das Wahlergebnis in einer Liveübertragung. Sie führte den Wahlausgang auf wirtschaftliche Unsicherheiten zurück: “Die materielle Lage der Menschen hat sicherlich einen großen Einfluss, ebenso wie in den USA.” Trotzdem zeigte sie sich optimistisch, dass eine starke Rechte nicht zwangsläufig die Zukunft Europas prägen muss: “Die Rechte ist heute stark, auch dank der Unterstützung von Trump und Musk, aber sie ist nicht unschlagbar. Wir werden sie nicht besiegen, indem wir ihnen folgen, sondern durch wirtschaftliche und soziale Antworten.”
Bonelli kritisiert Musk
Angelo Bonelli, Abgeordneter der italienischen Grünen und Linken Allianz, kritisierte in diesem Zusammenhang den Einfluss von Tesla- und X-Chef Elon Musk: “Die Wahlen in Deutschland wurden stark von der Einmischung von Elon Musk beeinflusst, einem Mitglied der Trump-Regierung und Eigentümer der X-Plattform, der versuchte, die Abstimmung zugunsten der AfD zu manipulieren.” Dennoch zeigte er sich erleichtert: “Trotz dieser Einmischung steht Musk geschlagen da: Es wird keine Regierung mit der AfD geben.”
Zukunft der deutsch-italienischen Beziehungen
Mit dem Wahlsieg von Friedrich Merz stehen Deutschland und Italien möglicherweise vor einer Neuausrichtung ihrer Beziehungen. Während Meloni auf eine enge Zusammenarbeit setzt, pochen vor allem Salvini und Teile der Opposition auf die Nähe zur AfD. Entscheidend wird nun sein, ob und in welcher Form Merz eine Regierungskoalition schmieden kann.
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