Jugendgewalt verursacht Tod eines 66-jährigen Rentners – VIDEO

Geschlagen, gefoltert und an einen Stuhl gefesselt: Gewalt aus Langeweile

Freitag, 03. Mai 2019 | 08:37 Uhr

Von: ka

Manduria – In Manduria, einer Kleinstadt in der Nähe von Tarent in Apulien, wurde ein besonders trauriger Fall von Jugendgewalt bekannt. Ein 66-jähriger, alleinstehender Rentner wurde über einen langen Zeitraum hinweg von einer Jugendgang verfolgt, gedemütigt, geschlagen und gefoltert. Dabei filmten die meist minderjährigen Täter ihre „Aktionen“ und tauschten die Videos über Whatsapp untereinander aus. Der Mann, der nach einem Hinweis der Nachbarn aus seiner Wohnung befreit worden war, erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

Nachdem sie von den Nachbarn einen Hinweis erhalten hatten, drangen am 6. April Polizeibeamte in die Wohnung des 66-jährigen Rentners Antonio Stano ein. Dort fanden sie den armen Mann an einen Stuhl gefesselt vor. Antonio Stano, der vermutlich bereist seit Tagen in dieser Lage ausharren musste und verschiedene, von Folter und Schlägen hervorgerufene Verletzungen aufwies, wurde von den Polizisten befreit und in ein Krankenhaus gebracht. Vergeblich versuchten die Ärzte, mittels mehrerer Operationen das Leben des 66-Jährigen zu retten. Am 23. April starb Antonio Stano an einer Magenblutung.

In der Zwischenzeit nahmen die Polizisten auf Anordnung der Jugendstaatsanwaltschaft einige der 14 Mitglieder der Bande fest. Die Jugendlichen und jungen Männer, von denen zwölf minderjährig und zwei volljährig sind, hatten dem alleinstehenden Rentner vermutlich bereits seit dem Jahr 2012 nachgestellt. Antonio Stano, der an psychischen Problemen leidet, war von den jugendlichen Gewalttätern immer wieder gedemütigt, geschlagen und verfolgt worden. Es war sogar soweit gekommen, dass sich Stano aus Angst vor der Jugendbande nicht mehr aus dem Haus getraut und sogar darauf verzichtet hatte, Lebensmittel für sich einzukaufen. Die Jugendlichen besaßen sogar die Unverfrorenheit, ihre Taten zu filmen und die Videos über Whatsapp untereinander auszutauschen. Später waren die Mitglieder der Bande sogar in seine Wohnung eingedrungen und hatten ihn beraubt. Zuletzt hatten sie ihn in seiner eigenen Wohnung an einen Stuhl gebunden und solange gefoltert und geschlagen bis er Wochen später nach seiner Rettung durch die Polizeikräfte im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen erlag.

Während der ersten Ermittlungen begab sich am 12. April ein 16-jähriges Mädchen, die die Freundin eines der Täter war, zusammen mit ihrer Mutter zur Polizei und händigte den Beamten mehrere Videos aus, die bis zu ihrem Smartphone gelangt waren. In den Videos erkannte die 16-Jährige ihren Freund und einige andere Mitglieder der Jugendgang wieder, wie sie Antonio Stano schlugen und demütigten. Dank dieser Zeugenaussage und den Videos gelang es den Polizeibeamten nach und nach die meisten Mitglieder der Bande zu identifizieren und zu verhaften.

Die mutmaßlichen „Beweggründe“ der Bandenmitglieder machten die Ermittler sprachlos. Ersten Erkenntnissen zufolge hatten die Jugendlichen den alten und psychisch kranken Mann rein aus Langeweile und als Zeitvertreib verprügelt und gedemütigt. Die Minderjährigen sowie die beiden 19 und 22 Jahre alten Volljährigen wurden wegen Körperverletzung mit Todesfolge, Stalking, Körperverletzung, Raub, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung verhaftet und in das Gefängnis oder in eine Anstalt für jugendliche Straftäter überstellt. Nach mehreren Verhören zeigten am Donnerstag mehrere Jugendliche das erste Mal so etwas wie Reue. Sie teilten mit, dass sie ihr Verhalten bedauern würden.

Der Fall von Manduria löste in ganz Italien Abscheu und Entsetzen aus. Besonders traurig war für die Ermittler die Tatsache, dass viele Einwohner der Kleinstadt von den Nöten des 66-Jährigen gewusst, aber den Blick lieber zur anderen Seite gewendet hatten. Nachbarn, Verwandte und sogar die Sozialdienste – letztere waren angeblich von einer Lehrerin eines der Täter auf die Gewalt gegen den alten Mann aufmerksam gemacht worden – sollen es vorgezogen haben, zu schweigen, oder leiteten wichtige Informationen nicht weiter. Eine „Wand des Schweigens“ die das Leiden und den traurigen Tod von Antonio Stano mitverursacht hat.

ANSA