Von: ka
Altavilla Milicia – Drei Tage nach der schrecklichen Tragödie, bei der 54-jährige Giovanni Barreca seine 41-jährige Frau und seine beiden jeweils 16 und fünf Jahre alten Söhne ermordet hat, kommen immer mehr schreckliche Details der erschütternden Bluttat ans Tageslicht.
Es verdichten sich Hinweise, dass am Dreifachmord weitere Personen beteiligt gewesen sein könnten. Zwei von ihnen, Sabrina Fina und Massimo Carandente, wurden von den Carabinieri festgenommen. Sie werden beschuldigt, Giovanni Barreca dazu angestiftet zu haben sollen, seine Familie auszulöschen, oder gar selbst an der Ermordung von Antonella Salamone und ihren beiden Söhnen Kevin und Emanuel beteiligt gewesen zu sein.
Offenbar weil er glaubte, dass in seinem Haus der Dämon wohne, ermordete der 54-jährige Giovanni Barreca seine 41-jährige Frau und seine beiden jeweils 16 und fünf Jahre alten Söhne. Die 17-jährige Tochter des Paars blieb wie durch ein Wunder am Leben. Giovanni Barreca, der selbst die Carabinieri verständigt hatte, wurde festgenommen.
Noch am selben Tag nahmen die Carabinieri ein Paar, das mit Giovanni Barreca befreundet war und seine „religiösen Überzeugungen“ teilte, in Gewahrsam. Die ermittelnde Staatsanwaltschaft von Termini Imerese legt Sabrina Fina und Massimo Carandente zur Last, Giovanni Barreca zum Mord an seiner Familie angestiftet zu haben oder gar an der tödlichen Teufelsaustreibung beteiligt gewesen zu sein.
Sabrina Fina und Massimo Carandente und Giovanni Barreca hatten sich in der evangelischen Gemeinde von Palermo kennengelernt. Nachdem sie eine Zeit lang am religiösen Leben der evangelischen Gemeinde teilgenommen hatten, beschlossen sie, eine eigene Sekte zu gründen, die sie „Brüder Gottes“ nannten. Während Giovanni Barreca geständig ist und in seinem religiösen Wahn nach wie vor davon überzeugt ist, dass in seinem Haus der Teufel gewesen sei, beteuert das Paar seinem Anwalt zufolge nicht nur seine Unschuld, sondern auch Giovanni Barreca kaum gekannt zu haben.
Der Bruder der ermordeten Antonella Salamone, Calogero Salamone, widerspricht dieser Darstellung. „Meine Schwester erzählte uns, dass Sabrina und Massimo in ihre Familie eingedrungen seien. Sie erzählten, dass meine Schwester und mein Neffe vom Dämon besessen seien und daher verbrannt und begraben werden müssten. Wir hielten das nur für Gerede, aber wir versuchten trotzdem, sie davon zu überzeugen, diese Leute wegzuschicken“, so Calogero Salamone.
Laut dem Bruder der ermordeten Antonella Salamone sollen Sabrina Fina und Massimo Carandente Barreca davon überzeugt haben, sie bei ihm schlafen zu lassen, „um die Geister zu vertreiben“. Laut einem Klassenkameraden des älteren Sohnes habe Emanuel ihm berichtet, dass in seinem Haus ein Mann und eine Frau – die „Brüder Gottes“ – eingezogen seien.
Erste Ermittlungsergebnisse stützen die Aussage von Calogero Salamone und des Schülers. Sabrina Fina hatte aus ihrer religiösen Besessenheit ein einträgliches Geschäft gemacht. Im Netz veröffentlichte sie Botschaften, die an Exorzismus erinnern, betrieb dort gleichzeitig aber auch Werbung für Nahrungsergänzungsmittel, Kräutertees und Körperpflegeprodukte, die sie zum Kauf anbot.
Massimo Carandentes Seite im sozialen Netzwerk hingegen ist voller religiöser Botschaften. Neben zahlreichen „Glaubensbekenntnissen“ fand sich auch eine Botschaft, die im Lichte des schrecklichen Dreifachmords erschaudern lässt. „Der Bruder wird den Bruder und der Vater den Sohn zum Tode verurteilen. Die Kinder werden sich gegen die Eltern erheben und sie zum Tode verurteilen“, so die Botschaft, die ebenfalls als Teil einer Teufelsaustreibung verstanden werden kann. Ähnlich wie Barreca beschuldigte auch er die offizielle Kirche, vom wahren Glauben abgefallen zu sein.
Ersten Ermittlungserkenntnissen zufolge sollen die Leichen des fünfjährigen Kevin und seines 16-jährigen Bruders Emanuel von extremer Gewalteinwirkung zeugen. Im Rahmen eines mutmaßlich mehrere Tage dauernden wahnhaften „Reinigungsrituals“ waren die beiden Söhne von Antonella Salamone, deren Leichen in ihren Zimmern gefunden wurden, gefesselt, gefoltert und zuletzt mit einer Kette erdrosselt worden. Nähere Details zu ihren erschütternden Todesumständen wird die von der Staatsanwaltschaft angeordnete Autopsie offenbaren. Antonella Salamone hingegen war laut denselben Mutmaßungen bereits mehrere Tage vor dem Tod ihrer Söhne ermordet und verbrannt worden. Die verkohlten, unter wenigen Zentimetern Erde verscharrten sterblichen Überreste der Frau wurden im Garten entdeckt.
Auf dem Grundstück des Hauses der Familie Barreca befreiten Tierärzte auch zwei Hunde. Die beiden Hunde waren völlig verwahrlost und unterernährt. Von einem Kätzchen, das die Nachbarin den Kindern geschenkt hatte, fehlt hingegen jede Spur. Der Verdacht liegt nahe, dass das Kätzchen ebenfalls einem schändlichen Ritual zum Opfer gefallen war.
Die Ermittler der Staatsanwaltschaft von Termini Imerese sind von der Schuld des Paars überzeugt. Auch laut der Aussage der einzigen Überlebenden, der 17-jährigen Jugendlichen, sollen Sabrina Fina und Massimo Carandente an der Bluttat mitgewirkt haben. “Sie haben eine Teufelsaustreibung vorgenommen”, so die Jugendliche. Zugleich gerät die 17-Jährige, die als Barrecas Liebling galt, selbst in Verdacht. Die Fragen, warum sie mit ihrem Telefon, das bis zum Samstag klingelte, keine Hilfe holte, und ob sie zum Tatzeitpunkt unter Drogen stand, werden weiterführende Untersuchungen klären müssen. Laut Angaben der Schulen fehlten alle drei Kinder – angeblich aufgrund einer Grippe – seit einer Woche vom Unterricht.
Zudem steht der Verdacht im Raum, dass an den Morden weitere „Brüder Gottes“ beteiligt gewesen sein könnten. Anhand der Auswertung der Smartphones und der Seiten in den sozialen Netzwerken des Paars, Zeugenaussagen sowie der Aufnahmen der Überwachungskameras der Umgebung hoffen die Ermittler, aller möglichen Beteiligten habhaft zu werden.
Das ganze Ausmaß der Tragödie macht viele Italiener fassungslos. Der Gedanke, dass religiöser Fanatismus eine ganze Familie auf so schreckliche Art und Weise dahinraffte, ist weit über Sizilien hinaus für viele Menschen unerträglich.