Von: mk
Canazei – Die überdurchschnittlich hohen Temperaturen im vergangenen Juni haben zu einer verstärkten Gletscherschmelze geführt. Rund sieben Zentimeter pro Tag seien in diesem Zeitraum abgeschmolzen. Dies geht aus einem technischen Gutachten hervor, das die Staatsanwaltschaft von Trient nach dem verheerenden Unglück am 3. Juli Trient in Auftrag gegeben hat.
Bekanntlich sind damals bei einem Gletscherbruch auf der Marmolata elf Bergsteiger ums Leben gekommen.
Der Bericht umfasst 45 Seiten und wurde von Professor Carlo Baroni von der Abteilung für Erdwissenschaften an der Universität von Pisa sowie von Alberto Bellin von der Fakultät für Ingenieurswesen an der Universität in Trient unterzeichnet. Zu dem Gutachten haben außerdem drei weitere Universitätsdozenten sowie ein Wissenschaftler des nationalen Forschungsrats beigetragen.
Aus dem Bericht geht hervor, dass die Dicke der Eisschicht auf der Marmolata in nur zehn Jahren im Durchschnitt über fünf Meter abgenommen hat. 7,7 Millionen Kubikmeter Eis hat die Marmolata in diesem Zeitraum verloren. In etwas mehr als 30 Jahren ist der Gletscher in seiner Ausdehnung rund um die Hälfte geschrumpft.
Den Experten zufolge ist der Gletscherbruch auf der Marmolata im Juli von mehreren Faktoren verursacht worden: Einerseits ist viel Schnee auf der Oberfläche geschmolzen und es kam zu Wasserrinnsalen im Schnee, die zum Zerfall eines Gletschers beitragen.
Trotz allem sei das Unglück mit dem zur Verfügung stehenden Daten damals nicht vorhersehbar gewesen. Es sei nicht möglich gewesen, Anzeichen in den Tagen zuvor zu erkennen, die auf einen bevorstehenden Gletscherbruch hindeuten.
Auf Grundlage des Gutachtens hat die Staatsanwaltschaft von Trient den Antrag auf Archivierung der Ermittlungen gestellt.