Eros Di Ronza [37] erstochen, zwei Chinesen festgenommen – VIDEO

“Gratta e Muori”: Versuchter Raubüberfall mündet in Tragödie

Montag, 21. Oktober 2024 | 07:53 Uhr

Von: ka

Mailand – Ein am letzten Donnerstag in Mailand versuchter Raubüberfall mündete in eine Tragödie. Als die chinesischen Inhaber einer Bar im Morgengrauen bemerkten, dass zwei Männer einen heruntergelassenen Rollladen aufgebrochen hatten und in das Lokal eingedrungen waren, rannten sie sofort auf die Straße hinunter und stachen mit einer Schere auf einen der beiden Räuber, den 37-jährigen Eros Di Ronza, ein. Für den vorbestraften 37-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, er erlag noch am Tatort seinen schweren Stichverletzungen.

Neben seiner Leiche lagen einige Blöcke Rubbellose Gratta e Vinci, die der Räuber gestohlen hatte. Die beiden Chinesen, der 30 Jahre alte Shu Zouund und sein 49-jähriger Onkel Liu Chongbing, wurden wegen Mordes festgenommen und nach dem Verhör ins Gefängnis gebracht. Zwei Tage später wurden sie jedoch in den Hausarrest entlassen. “Durch frühere Raubüberfälle verursachter Frust führte zu einem Kontrollverlust”, begründet die Untersuchungsrichterin die Hafterleichterung. Der Tod des Räubers befeuert erneut die in Italien nie ganz abgeflaute Debatte, wie weit Notwehr gehen könne und ob die durch die vielen Diebstähle und Raubüberfälle verursachte “Frustration” der Lokalinhaber ein Milderungsgrund sei.

ANSA/Andrea Fasani

Die Bluttat geschah am frühen Donnerstagmorgen, als die Bar, die sich in der südlichen Peripherie der lombardischen Metropole befindet, noch geschlossen war. Eros Di Ronza und ein Komplize tauchten gegen 5.00 Uhr auf einem gestohlenen Scooter vor der Bar auf. Während sein Komplize Schmiere stand, machte sich der 37-Jährige an einem der heruntergelassenen Rollläden zu schaffen. Um ihn aufzubrechen und gewaltsam nach oben zu schieben, benutzte er einen Wagenheber.

Eine über der Bar installierte Überwachungskamera zeichnete fast den gesamten Tathergang, jedoch nicht den Mord selbst auf. In dem fast fünf Minuten dauernden Video ist zu sehen, wie der Komplize des Ermordeten vor dem Scooter stehend vom Gehsteig aus die Umgebung beobachtet. Währenddessen bricht Eros Di Ronza den Rollladen auf und dringt kriechend in die Bar ein, um sie auszurauben.

Die beiden Kriminellen ahnten jedoch nicht, dass im ersten Obergeschoss über der Bar der Neffe des Lokalinhabers wohnt. Von verdächtigen Geräuschen aufgeschreckt, die auf eindringende Diebe schließen ließen – die chinesischen Inhaber der Bar waren bereits mehrmals Opfer von Diebstählen und Raubüberfällen geworden – rannten der Neffe des Inhabers, der 30 Jahre alte Shu Zouund, und sein 49-jähriger Onkel Liu Chongbing auf die Straße hinunter, wo sie auf Eros Di Ronza und seinen Komplizen trafen.

In der Videoaufnahme ist nur zu sehen, wie der 37-Jährige in die Bar schleicht und der “Aufpasser” auf dem Bürgersteig bleibt, um sich zu vergewissern, dass niemand kommt. Just im selben Moment erscheint in den Aufnahmen ein Mann – den Ermittlungen zufolge handelte es sich bei ihm um den 30-jährigen Shu Zouund – der sich mit einer Schere in der Hand auf den Schmiere stehenden Kriminellen zubewegt. Um den Chinesen abzuwehren, wirft Eros Di Ronzas Komplize seinen Helm nach dem Täter und ergreift dann die Flucht. Es gelang ihm zwar, den Chinesen, nicht jedoch den Gesetzeshütern zu entkommen. Er wurde nach einer nur wenige Stunden dauernden Flucht am Donnerstagnachmittag in seiner Wohnung von der Polizei festgenommen.

Der 37-Jährige hingegen hatte weniger Glück. Als er unter der aufgebrochenen Rolllade aus dem Lokal kriecht, versetzt ihm der Chinese zwei deutlich erkennbare Stiche.

Verfolgt von den beiden Chinesen kann Eros Di Ronza noch flüchten, verliert dabei jedoch seine magere “Beute”, eine Handvoll Gratta e Vinci-Rubbellose. Der Mord an den 37-Jährigen wird nicht vom elektronischen Auge erfasst. Rund 20 Meter vom ersten Zusammentreffen entfernt holen ihn die Chinesen ein. Laut den Ermittlern habe der 30-jährige Chinese mit seiner Schere erneut mehrmals auf den Kriminellen eingestochen. Selbst als dieser bereits wehrlos auf dem Boden gelegen sei, habe er ihm weitere tödliche Stichverletzungen zugefügt. Für den einschlägig vorbestraften 37-Jährigen kam jede Hilfe zu spät, Eros Di Ronza starb innerhalb weniger Minuten durch Verbluten. Als die Polizei am Tatort erschien, lagen die Gratta e Vinci-Rubbellose neben der Leiche auf dem regennassen Asphalt.

Facebook/Eros Di Ronza

Shu Zouund und sein Onkel Liu Chongbing wurden wegen Mordes festgenommen und nach dem Verhör ins Gefängnis gebracht.

Zwei Tage später wurden sie jedoch in den Hausarrest entlassen. “Durch frühere Raubüberfälle verursachter Frust führte zu einem Kontrollverlust”, begründete die Voruntersuchungsrichterin Tiziana Gueli ihre Entscheidung für diese erhebliche Hafterleichterung. Tiziana Gueli berücksichtigte die vorangegangenen Raubüberfälle, die die chinesischen Barinhaber erlitten hatten, und fügte hinzu, dass keine Fluchtgefahr bestehe. “Es ist klar, dass die beiden Verdächtigen nicht wussten, wie sie diese negativen Emotionen mit der notwendigen Klarheit und Rationalität bewältigen sollten. Der Schockzustand, in dem sie von der Polizei angetroffen wurden, zeugt jedoch von ihrem Bewusstsein und ihrer Verzweiflung über die Begehung einer so schweren Tat, wie sie von ihnen vielleicht selbst nicht für möglich gehalten wurde”, so die zuständige Untersuchungsrichterin Tiziana Gueli.

Der Tod des Räubers befeuert erneut die in Italien nie ganz abgeflaute Debatte, wie weit Notwehr gehen könne und ob die durch die vielen Diebstähle und Raubüberfälle verursachte “Frustration” der Lokalinhaber ein Milderungsgrund sei. Über diese Fragen wird in Italien heftig debattiert. Das hingegen, was passiert ist, fasst ein Leser mit Blick auf die magere Beute des Ermordeten in nur drei Worten zusammen: “Gratta e Muori”.