Kamera fängt beklemmende Szene ein - zwei Schlepper verhaftet – VIDEO

Grausam: Schlepper verlassen Flüchtlinge auf hoher See

Freitag, 12. Mai 2017 | 08:12 Uhr

Von: ka

Catania/Rom – In einer von einer Hubschrauberkamera aufgenommen und von der Polizei und der Finanzwache am Donnerstag veröffentlichten Videoaufnahme ist das erste Mal genau jener Moment des „Schleppergeschäfts“ zu sehen, bei dem die Schlepper die Flüchtlinge, nachdem sie sie bis weit hinaus auf die hohe See begleitet haben, im Meer alleine ihrem Schicksal überlassen. Ein Schlepper gibt den Flüchtlingen letzte Anweisungen, bevor er einen seiner „Kollegen“ wieder auf sein Boot nimmt und zurück zur libyschen Küste fährt. Oftmals montieren die Schlepper die wertvollen Motoren von den Flüchtlingsbooten ab, um sie später erneut verwenden zu können. Wie die Polizei und die Marine berichten, werden die Flüchtlinge immer näher an der libyschen Küste zurückgelassen.

Twitter/Catania

Wie am Donnerstag bekannt wurde, wurden in Catania zwei libysche Staatsbürger verhaftet. Sie werden von der Staatsanwaltschaft beschuldigt, dem Schlepperhandwerk nachzugehen. Einer der beiden Verhafteten, der 21-jährige Abouzid Nouredine Alhadi, wird zudem verdächtigt, bei der Ermordung des ebenfalls 21-jährigen aus Sierra Leone stammenden Flüchtlings Kellie Osman eine zweifelhafte Rolle gespielt zu haben.

Im Video ist zu erkennen, dass Abouzid Nouredine Alhad nicht zu den anderen Schleppern ins Motorboot steigt, sondern bei den Flüchtlingen bleibt. Der libysche Schlepper wurde kurze Zeit später zusammen mit 394 Flüchtlingen vom Schiff Phoenix der Nichtregierungsorganisation MOAS aus dem Meer gerettet. Auf einem der Flüchtlingsboote fanden die Ermittler später den leblosen Körper des 21-Jährigen aus Sierra Leone, der – so mehrere Zeugenaussagen – deshalb ermordet worden war, weil er einem der Schlepper nicht seine Baseballkappe überlassen hatte.

Twitter/Catania

Der Staatsanwalt von Catania, der bereits in der Vergangenheit sich sehr kritisch über die Rettungsaktionen der humanitären Nichtregierungsorganisationen geäußert hatte, SüdtirolNews berichtete – https://www.suedtirolnews.it/italien/italien-ueberlegt-strengere-regeln-fuer-ngos-im-mittelmeer – https://www.suedtirolnews.it/italien/sizilianischer-staatsanwalt-will-ngo-finanzierung-pruefen – verlangt von den Rettungsschiffen, in größerer Entfernung von der libyschen Küste und weit in den internationalen Gewässern zu bleiben, sodass die Schlepper gezwungen sind, aus ihrer Deckung zu kommen und somit die Chance besteht, ihrer habhaft zu werden.

Denn wäre ein Schiff der italienischen Marine in der Nähe gewesen, so Staatsanwalt Zuccaro weiter, hätte man alle Schlepper und auch den Mörder des Flüchtlings aus Sierra Leone verhaften können.