Concetta Marruocco[53] mit 15 Messerstichen ermordet – VIDEO

Grausamer Femizid: Hat die elektronische Fußfessel versagt?

Dienstag, 17. Oktober 2023 | 07:13 Uhr

Von: ka

Cerreto d’Esi – Der Mord an der 53-jährigen Krankenpflegerin Concetta Marruocco, die am frühen Samstagmorgen von ihrem Ex-Mann, dem 55-jährigen Franco Panariello, mit 15 Messerstichen getötet worden ist, wirft mehrere Fragen auf.

Die elektronische Fußfessel, die der Mörder nach der Anzeige des Opfers wegen häuslicher Gewalt tragen musste, soll offenbar erst Alarm geschlagen haben, als sich der Mörder bereits in der Wohnung der 53-Jährigen befand. Die Carabinieri hingegen sollen überhaupt keine Alarmmeldung erhalten haben. Die Frage, ob ein Defekt der elektronischen Fußfessel den Mord an Concetta Marruocco begünstigt haben könnte, ist nun Gegenstand von Ermittlungen.

Concetta Marruocco hatte eigentlich alles richtig gemacht. Nach Jahren sexuellen Missbrauchs und der Gewalt hatte sie sich an ein Anti-Gewalt-Zentrum für Opfer häuslicher Gewalt gewandt und ihren Mann angezeigt, woraufhin Franco Panariello mit einem Annäherungsverbot belegt worden war. Zur Kontrolle dieser einschneidenden Maßnahme war der 55-Jährige dazu verpflichtet worden, eine elektronische Fußfessel zu tragen. Tragischerweise kam es aber dennoch zur Bluttat. In der Nacht vom Freitag auf den Samstag drang der 55-jährige Arbeiter in die Wohnung seiner Ex-Frau ein und stach mit einem Küchenmesser, das er aus seiner Wohnung mitgebracht hatte, 15 Mal auf die 53-Jährige ein.

ANSA/SOCIAL CONFERMATA DALL’AVVOCATO DEL MARITO E FACEBOOK FRANCO PANARIELLO

Nach dem Mord an Concetta Marruocco steht das elektronische Armband, das der Täter trug, im Zentrum der Ermittlungen. Nach Angaben der Carabinieri erreichte „kein Alarmsignal der elektronischen Fußfessel die Ordnungskräfte“.

Tatsächlich sei ein Alarm ausgelöst worden. Der Mörder soll sich zu diesem Zeitpunkt aber bereits in der Wohnung des Opfers befunden haben. Den Ermittlungen zufolge besaßen Concetta Marruocco und ihre 16-jährige Tochter jeweils eine persönliche Notruf-Fernbedienung, die anschlug, sobald Franco Panariello sich ihnen bis auf 200 Meter näherte. Dem 55-Jährigen war es nämlich gerichtlich verboten worden, sowohl seiner Frau als auch seiner Tochter näherzukommen. Laut der Rekonstruktion des Tathergangs habe nur eine der beiden Melder einen Alarm ausgelöst. Ungeklärt ist auch die Tatsache, dass keine Alarmmeldung die zuständigen Ordnungskräfte erreichte. Um sie einer eindringlichen Prüfung unterziehen zu können, wurden die Fernbedienungen des Opfers und der 16-jährigen Jugendlichen beschlagnahmt.

Das Anti-Gewalt-Zentrum, das Concetta nach der Anzeige gegen ihren Mann durchs tägliche Leben begleitete, hält sogar einen weit schwerwiegenderen Sachverhalt für möglich. „Panariello wurde mit dem Anlegen der Fußfessel einer Vorsichtsmaßnahme unterworfen. Gegen diese Maßnahme wurde mehrfach verstoßen, ohne dass andere noch strengere Maßnahmen ergriffen wurden“, so das Anti-Gewalt-Zentrum Artemisia, das in Zusammenhang mit dem Mord an der 53-Jährigen von einem „angekündigten Femizid“ spricht. Unter den Ermittlern wird auch der Verdacht geäußert, dass der Täter die elektronische Fußfessel manipuliert haben könnte.

Gesichert ist bis jetzt nur, dass Panariello am frühen Samstagmorgen gegen 3.00 Uhr mithilfe eines Zweitschlüssels in die Wohnung seiner Frau in Cerreto d’Esi eindrang und nach einem kurzen Streit mit einem mitgebrachten Küchenmesser 15-mal auf Concetta Marruocco einstach. Anschließend bat er die durch die verzweifelten Schreie ihrer Mutter aufgeweckte 16-Jährige darum, die Carabinieri zu verständigen. „Ich habe einen Blödsinn angestellt, ruf die Carabinieri!“, schrie er seine jüngste Tochter an.

Franco Panariello ließ sich widerstandslos festnehmen. Für Concetta Marruocco hingegen kam jede Hilfe zu spät. Der Leidensweg der 53-jährigen dreifachen Mutter hatte bereits vor fast zwei Jahrzehnten begonnen, als sie wegen einer Kopfverletzung ins Krankenhaus eingeliefert worden war. In den folgenden Jahren war die Frau von ihrem Mann immer wieder gedemütigt, geschlagen, misshandelt und sexuell missbraucht worden. Während eines Prozesstages im September schilderte die Frau dem Gericht ihre Leidensgeschichte. Wenige Tage später erlitt der 55-Jährige einen Herzinfarkt. Aber weder die elektronische Fußfessel noch seine Herzprobleme hielten Franco Panariello davon ab, seinen Mordplan in die Tat umzusetzen.

APA/HANS KLAUS TECHT

Der Mord an Concetta Marruocco wird in der italienischen Öffentlichkeit zum Anlass genommen, über einschränkende Maßnahmen wie die elektronische Fußfessel zu debattieren. Für viele Italiener ist es schockierend, dass diese Maßnahme die Bluttat nicht verhindern konnte. Abgesehen von der Diskussion über mögliche technische Mängel der elektronischen Fußfessel vertreten immer mehr Bürger die Meinung, dass es für die Opfer ohnehin das Beste sei, die Täter sicher im Gefängnis zu wissen.