Onkologen, Kardiologen und Hämatologen schlagen Alarm – VIDEO

H1N1, Covid und Bronchiolitis: „Gesundheitswesen unter Druck“

Donnerstag, 11. Januar 2024 | 07:13 Uhr

Von: ka

Rom/Vicenza – Die Menschen möchten sich an die dunkle Pandemiezeit nicht mehr gerne erinnern, aber das heißt nicht, dass von den Viren keine Gefahr mehr ausgeht.

Der italienische Verband der Onkologen, Kardiologen und Hämatologen FOCE warnt davor, die Infektionsgefahren und deren Folgen zu unterschätzen, und weist darauf hin, dass durch die H1N1-Grippe, durch Covid-19 und die Bronchiolitis die Krankenhäuser erneut unter Druck geraten. „Das Gesundheitssystem steht unter Druck“, üben die Mediziner herbe Kritik. „Die Impfkampagne war eine Katastrophe und das sind jetzt die Folgen“, so der sichtlich verärgerte Immunologe Matteo Bassetti.

APA/APA (Symbolbild/dpa)/Andreas Gebert

Von der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet, geraten die Krankenhäuser wieder unter Druck. Das gleichzeitige Zusammentreffen mehrerer Infektionswellen, von denen die H1N1-Grippe, Covid-19 und Bronchiolitis nur die wichtigsten sind, sorgt dafür, dass insbesondere die Notaufnahmen und die Infektionsabteilungen einer höheren Belastung ausgesetzt sind. Nach dem Tod von zwei Patienten, die im Krankenhaus San Bortolo von Vicenza innerhalb weniger Stunden an einer H1N1-Grippeinfektion gestorben waren, wurde nicht zuletzt auch aufgrund der steigenden Anzahl von Bronchiolitis-Fällen bei Kindern die Alarmstufe erhöht.

Der Leiter der Intensivstation des Krankenhauses von Vicenza, Vinicio Danzi, zeigt sich überrascht. „Die Lage ist schwierig und komplex. Für mich persönlich ist es das erste Mal, dass so viele kritische H1N1-Fälle intensivmedizinisch betreut werden müssen. Das ist besorgniserregend“, erklärt Danzi. Vinicio Danzi betont, dass die einzige Möglichkeit, sich gegen die „Schweinegrippe“ zu schützen, die Impfung ist. „Wer sich gegen die Grippe impfen lässt, ist auch gegen die sogenannte Schweinegrippe geschützt“, so der Leiter der Intensivstation des Krankenhauses von Vicenza.

APA/APA/dpa-Zentralbild/Bodo Schackow

Ursprünglich wurde angenommen, dass die Todesfälle durch die Schweinegrippe verursacht worden seien, aber es handelt sich vielmehr um den saisonalen Virus, der seit 2009 viele Grippewellen kennzeichnet, und nicht um dessen Variante. „Die diesjährige saisonale Grippe ist durch die Verbreitung des H1N1 pdm09-Virus (Pandemie Mexiko 2009) gekennzeichnet. Es handelt sich dabei um einen Grippevirus, der seit dem Jahr 2009 bekannt und seither weit verbreitet ist. In der Zeit, in der sie in Umlauf sind, verursachen Atemwegsviren jedes Jahr einen Anstieg der Krankenhausaufenthalte und der Sterblichkeit, wobei die derzeit herrschende Infektionswelle in ihrem Ausmaß jenen vor der Pandemie entspricht. In jedem Fall bleibt die Überwachung durch die Haus- und Kinderärzte sowie der in den Krankenhäusern tätigen Mediziner von großer Wichtigkeit“, bekräftigt die Regionalabteilung für Präventionsmedizin der Region Venetien in ihrer Presseaussendung.

APA/APA (dpa/Archiv)/Stephan Jansen

„Die Impfkampagne war eine Katastrophe und das sind jetzt die Folgen“, so der sichtlich verärgerte Immunologe Matteo Bassetti. Der Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten am Krankenhaus San Martino in Genua prangert gleich wie seine Kollegen des italienischen Verbandes der Onkologen, Kardiologen und Hämatologen den Misserfolg der diesjährigen Impfkampagne an. Insbesondere bei den verschiedenen Gruppen gefährdeter Personen – so der Verband – seien die Impfraten viel zu gering.

Matteo Bassetti und der Verband der Onkologen, Kardiologen und Hämatologen nehmen die geringen Impfraten zum Anlass, die Vorbereitung und Planung der Grippeimpfkampagne kritisch zu hinterfragen. „Es ist ärgerlich, weil es sich um eine Form der Grippe handelt, die wir gut kennen. Leider haben sich zu wenige Leute geimpft“, unterstreicht Bassetti.

Facebook/Prof. Matteo Bassetti – Infettivologo

Laut Foce dürfe die in den letzten Wochen anhaltende Belastung des Gesundheitssystems nicht unterschätzt werden. Der Verband spricht davon, dass manche Krankenhäuser stark unter Druck seien. Um den Anstieg der Einweisungen und Behandlungsanfragen bewältigen zu können, wurden Berichten zufolge in einigen Regionen bereits Ärzte aus ihrem geplanten Urlaub zurückgerufen. Dem italienischen Verband der Onkologen, Kardiologen und Hämatologen zufolge wurden die Folgen der wenig erfolgreichen Impfkampagnen, die sowohl jene gegen die Grippe als auch die gegen Covid-19 betrafen, unterschätzt, was nun dazu führt, dass das Gesundheitswesen mit Engpässen zu kämpfen hat.

APA/APA (dpa-Zentralbild)/Ralf Hirschberger

Schuld daran – so Foce – sei das „Fehlen jeglicher Planung und Organisation einer ohnehin schwierigen Impfkampagne. Hervorzuheben ist auch die Verschwendung öffentlicher Mittel durch die Nichtverwendung großer Mengen bereits vom Staat erworbener Impfdosen“. Zum Ärger des Gesundheitspersonals müssen nun die Krankenhäuser die Folgen der wenig erfolgreichen Impfkampagnen ausbaden.