Bürgermeisterin sieht sich zu drastischer Maßnahme gezwungen – VIDEO

Hart: Nur Brot und Öl für die Kinder säumiger Eltern

Freitag, 10. November 2017 | 08:10 Uhr

Von: ka

Montevarchi/Toskana – Da sie bei ihrer Amtsübernahme ein von säumigen Eltern verursachtes Riesenloch in der Gemeindekasse vorfand, griff Silvia Chiassai, Bürgermeisterin der toskanischen Kleinstadt Montevarchi, zu einer drastischen Maßnahme. Die Mitte-rechts-Mehrheit des Gemeinderats beschloss, dass den Kindern, deren Eltern der Gemeinde das Kostgeld für die Mensa verweigern, anstatt des von Ernährungsberatern erstellten kompletten Menüs nur ein Stück mit Olivenöl beträufeltes Brot, etwas Obst und eine kleine Flasche Wasser serviert wird. Am vergangenen Montag trat die Maßnahme in Kraft.

Twitter/Montevarchi

Schülerinnen und Schüler, deren Eltern nicht gezahlt haben, müssen sich seit Montag zur Mittagszeit mit einer mit Öl bestrichenen „fettunta“ – wie die Bruschetta in der Toskana genannt wird – begnügen. Zudem können sie nicht am selben Tisch wie die „Menükinder“ Platz nehmen, sondern müssen ihre karge Mahlzeit am selben Tisch wie die Kinder, die ihr Essen von Zuhause mitbringen, einnehmen.

Auf die drastische Maßnahme angesprochen, verteidigt Bürgermeisterin Silvia Chiassai den Gemeindebeschluss.

„Im Juni 2016 habe ich in der Gemeindekasse ein Loch von 500.000 Euro vorgefunden, welches allein von Zahlungsverzügen bei der Mensa und dem Schülertransport verursacht worden war. Ich möchte darauf hinweisen, dass sich die „säumigen“ Eltern keineswegs in einer finanziellen Notlage befinden, sondern nur aus „Schlaumeierei“ mehrere Zahlungstermine haben verstreichen lassen“, erklärt Silvia Chiassai.

Twitter/Montevarchi

Die radikale Methode von Montevarchi stößt aber auch auf heftige Kritik. Lucia De Robertis, Vizepräsidentin des Regionalrats der Toskana, die bezüglich dem „Fall Montevarchi“ eine dringende Anfrage beim zuständigen Assessor eingereicht hat, geht mit dieser Art des Geldeintreibens  hart ins Gericht.

„Brot und Öl für säumige Kinder ist eine Diskriminierung, die mit den Grundwerten der Schule unvereinbar ist. Das Problem des Zahlungsverzugs darf nicht zu einer Diskriminierung der Schüler führen. Die Entscheidung der Bürgermeisterin Chiassai, die Kinder der säumigen Eltern auf Brot und Öl zu setzen, hat auf sie einen verheerenden pädagogischen Einfluss“, so die erzürnte Lucia De Robertis.

In Montevarchi wehrt man sich gegen solche Vorwürfe und verweist darauf, dass die Gemeinde den säumigen Eltern auch zwei Monate Zeit gewährt habe und frühere „sanftere“ Maßnahmen nichts gefruchtet hätten. Die Zahlen geben der Bürgermeisterin mit der harten Hand recht. Von vormals 1.738 Schülern, deren Eltern mit den Zahlungen im Verzug sind, sind nach der ersten „Brot und Öl-Woche“ nur mehr ganze acht Kinder übrig geblieben.

Twitter/Montevarchi

Und was meinen unsere Leser? Wie bringt man Eltern zum Zahlen, ohne die Kinder zu treffen?