Von: ka
Mailand – Ein in Mailand gefälltes Gerichtsurteil lässt die gesamte italienische Justiz- und Verkehrswelt aufhorchen. Im Rahmen eines vor dem Vorverhandlungsrichter von Mailand, Livio Cristofano, stattgefundenen Vergleichs wurde ein 55-jähriger Maresciallo der Carabinieri wegen Mordes im Straßenverkehr zu einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren und – die eigentliche Überraschung – zu einem lebenslänglichen Entzug des Führerscheins verurteilt. Der 55-Jährige wurde für schuldig befunden, vor fast zwei Jahren einen tödlichen Motorradunfall verursacht zu haben.
L’ergastolo della patente è una sentenza storica.
E’ stata revocata, a vita, ad un maresciallo dei carabinieri che aveva causato la morte di un giovane milanese, #NicolòLuckenbach.
E’ un caso che farà scuola ma soprattutto che funzionerà da deterrente.#sicurezzastradale pic.twitter.com/xbJ2MXwSOr— Associazione Familiari e Vittime della Strada (@AsVittimeStrada) October 9, 2019
Laut den vom Staatsanwalt Mauro Clerici geleiteten Ermittlungen befand sich der 55-Jährige an jenem fatalen 18. Dezember 2017 hinter dem Steuer eines Dienstfahrzeugs des Innenministeriums. Obwohl im Mailänder Viale Tebaldi ein Gebot, nur geradeaus zu fahren, herrscht, bog der Maresciallo der Carabinieri links ab. Genau in diesem Moment kam ein vom 32-jährigen Nicolò Luckenbach gelenktes Motorrad aus der Gegenrichtung. Der abbiegende Wagen des Innenministeriums zwang Nicolò Luckenbach dazu, seine Maschine scharf abzubremsen. In der Folge verlor der 32-Jährige die Kontrolle über sein Motorrad und kam schwer zu Sturz. Nicolò Luckenbach wurde mit schwersten Verletzungen in das Krankenhaus eingeliefert. Trotz der Bemühungen der Ärzte, das Leben des bekannten Mailänder Fotografen zu retten, erlag Nicolò Luckenbach wenige Tage nach dem Unfall im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.
Nicolò Luckenbach morto a 32 anni in un incidente: carabiniere accusato di omicidio stradale https://t.co/CEANCJcOiT pic.twitter.com/E9vJhcITlz
— Blitz quotidiano (@BlitzQuotidiano) January 24, 2019
In einem ersten Moment wurde gegen den 55-jährigen Unfallverursacher wegen fahrlässiger Tötung ermittelt. Vor einigen Monaten wurde im Lichte der Untersuchungen während einer Anhörung vor dem Vorverhandlungsrichter die Anklage in Mord im Straßenverkehr umgewandelt. Im Rahmen eines Vergleichs stimmte der 55-jährige Maresciallo der Carabinieri einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren und – die eigentliche Überraschung – einem lebenslänglichen Entzug des Führerscheins zu.
Viele Beobachter der den Straßenverkehr betreffenden Justiz werteten das Urteil als „historisch“. „Auch wenn seine Lieben Nicolò niemals mehr umarmen können, so ist das doch ein Fall, der Schule macht und wenn nicht sonst wenigstens für Gerechtigkeit sorgt“, so der Rechtsanwalt der Opferfamilie, Domenico Musicco. „Der lebenslängliche Entzug des Führerscheins ist ein historisches Urteil“, meint Domenico Musicco, der zugleich auch Präsident der italienischen Vereinigung der Opfer von Verkehrsunfällen ist.
Die meisten Italiener kommen zu ähnlichen Schlüssen. Viele Leser und Kommentatoren stimmen darin überein, dass bei besonders schweren Verkehrsdelikten wie Unfällen mit Todesfolge der lebenslängliche Führerscheinentzug ein probates Mittel sein könnte, in Zukunft solche Tragödien wie den schuldlosen Unfalltod von Nicolò Luckenbach zu verhindern.
Travolto in circonvallazione: choc per Nicolò, morto a 32 anni – Milano, 19 dicembre 2017 – Scontro mortale in viale Tibaldi ieri mattina. Non ha avuto scampo Nicolò Luckenbach, milanese di 32 anni, centrato in pieno da un’auto mentre era in sella al … https://t.co/HbkA3aTdaX
— Giorno Milano (@Giorno_Milano) December 19, 2017