Filippo Turetta legt Geständnis ab

„Hatte nicht den Mut, es zu Ende zu bringen“

Mittwoch, 22. November 2023 | 19:37 Uhr

Von: mk

Vigonovo – Im Verlauf seiner Flucht hat Filippo Turetta mehrmals daran gedacht, seinem eigenen Leben ein Ende zu setzen. Letztendlich habe ihm aber der Mut dazu gefehlt. Dies geht aus dem Protokoll seines Geständnisses hervor.

Der 22-jährige Student wird bekanntlich des Mordes an seiner gleichaltrigen Ex-Freundin Giulia Cecchettin beschuldigt. Er befindet sich derzeit in einer Justizvollzugsanstalt in Halle an der Saale.

Turettas Anwalt Emanuele Compagno hat unterdessen nicht ausgeschlossen ein psychiatrisches Gutachten zu beantragen. Dem Verteidiger zufolge gehe es nicht darum, den jungen Mann von seiner Schuld zu entbinden, sondern bis in die Tiefe zu verstehen, was in ihm vorgegangen sei.

Das Oberlandesgericht im sachsen-anhaltischen Naumburg teilte am Mittwoch mit, die Auslieferungshaft gegen den 21 Jahre alten Italiener angeordnet zu haben.

Der Student der Biomedizintechnik an der Universität Padua wurde am Samstagabend in der Nähe von Leipzig festgenommen. Seine einwöchige Flucht, die ihn über Südtirol nach Lienz geführt hat, hatte Italien in Atem gehalten. Er war am Samstagabend auf der Autobahn bei Bad Dürrenberg in Sachsen-Anhalt vorläufig festgenommen worden, nachdem er wegen Benzinmangels auf dem Standstreifen der Autobahn liegen geblieben war.

Die italienischen Behörden fahndeten bereits seit einer Woche nach dem Mann, gegen ihn lag ein europäischer Haftbefehl vor. Der Student und seine Ex-Freundin galten zunächst als vermisst.

Richterin spricht von „Brutaler Grausamkeit“

Über den Mord sind unterdessen weitere erschütternde Details bekannt geworden: Anhand von Überwachungskameras und Spuren konnte die Polizei in Italien den genauen Tathergang rekonstruieren, wie die italienische Tageszeitung „La Repubblica“ berichtete.

Am Abend des 11. Novembers soll es auf einem Parkplatz in Vigonovo, in der Nähe von Cecchettins Wohnung zu einer Auseinandersetzung gekommen sein. Zeugen sollen gegen 23.15 Uhr Hilfeschreie einer weiblichen Stimme gehört haben.

Giulia Cecchettin wurde darauf in einem Industriegebiet von ihrem Ex-Freund umgebracht. Die brutale Szene wurde von Überwachungskameras vollständig aufgezeichnet.

Auf den Bildern ist zu sehen, wie Giulia zu fliehen versucht, bevor sie vom Täter eingeholt und zu Boden geworfen wird. Er greift sie erneut gewaltsam an und tötet sie darauf. Anschließend entsorgte Turetta die Leiche in der Nähe vom Barcis-See im Friaul und floh nach Deutschland.

Im Haftbefehl, der gegen Turetta vorliegt, spricht Richterin Benedetta Vitolo von „beispielloser Grausamkeit“ und „offenkundiger Unmenschlichkeit“, berichtete der italienische Fernsehsender Sky TG24. Auf den Videos sei klar zu erkennen, dass Turetta seine Ex-Freundin vorsätzlich getötet habe, hieß es italienischen Medien zufolge.