Herzstillstand durch Kaliummangel oder „hartem Zweikampf“?

Von: ka

Florenz – Der Fiorentina-Spieler Edoardo Bove, bei dem zum Glück keine Herz- und Gehirnschäden festgestellt wurden, befindet sich wieder auf dem Weg der Besserung, aber der Schreck, hilflos mitansehen zu müssen, wie ein Fußballspieler mitten im Spiel zusammenbricht und nach einem Herzstillstand in Lebensgefahr schwebt, steckt allen, die im Stadion oder vor dem Fernsehgerät saßen, noch immer tief in den Knochen.

Seit gestern Abend rätseln daher sowohl Fans als auch angesehene Sportärzte und Kardiologen darüber, was zum Zusammenbruch Edoardo Boves geführt haben könnte. Unter den Medizinern werden verschiedene Formen von Störungen des Herzschlags diskutiert, wobei das Eintreten eines Kammerflimmerns oder einer Tachykardie als die wahrscheinlichsten Ursachen gelten.

Da Bove kurz vor dem Zusammenbruch mit einem Inter Mailand-Spieler einen „harten Zweikampf“ ausgefochten und dabei einen Schlag erlitten hat, steht auch die Möglichkeit eines Thoraxtraumas mit einer damit einhergehenden Myokardkontusion im Raum. Die genaue Ursache kann erst nach längeren Untersuchungen festgestellt werden. „Sportler sind gefährdeter, plötzlich zu sterben“, betont ein Arzt. Edoardo Bove ist zuversichtlich, bald wieder spielen zu können, aber diese Hoffnung wird von den Medizinern nicht geteilt.

Der Zusammenbruch des Fiorentina-Spielers Edoardo Bove geschah in der 17. Minute der ersten Halbzeit. Nachdem Inter Mailand ein Tor geschossen hatte, das vom Schiedsrichter jedoch aberkannt worden war, befand sich das ganze Stadion in Aufruhr. Während der Schiedsrichter die Videoaufnahmen prüfte, fiel wenigen auf, dass Bove seiner Bank ein Zeichen gab, dass er sich nach einem harten Zweikampf mit dem Inter Mailand-Spieler Denzel Dumfries unwohl fühle und sein Trikot wechseln müsse, weil es beim Zweikampf Schaden genommen hatte.

Der 22-Jährige beugte sich kurz, um seine Schuhe zu binden. Als er wieder aufstand, machte er ein paar kleine taumelnde Schritte und brach dann auf dem Rasen zusammen. Die beiden Inter Mailand-Spieler, die ihm am nächsten stehen, schlagen sofort Alarm. Der Fiorentina-Mittelfeldspieler Danilo Cataldi löste seine Zunge, um die Atemwege freizumachen.

Während der Notarzt und sein Team eingriffen und Edoardo Bove wiederbelebten, herrschte im Stadion minutenlang entsetztes Schweigen. Wie der Club mitteilt, befindet sich Edoardo Bove wieder auf dem Weg der Besserung, aber der Schreck, hilflos mitansehen zu müssen, wie ein Fußballspieler mitten im Spiel zusammenbricht und nach einem Herzstillstand in Lebensgefahr schwebt, steckt allen, die im Stadion oder vor dem Fernsehgerät saßen, noch immer tief in den Knochen. Seit gestern Abend rätseln daher sowohl Fans als auch angesehene Kardiologen darüber, was zum Zusammenbruch Edoardo Bove geführt haben könnte.

Nach Ansicht von Experten erlitt Bove auf dem Spielfeld einen Herzstillstand. „Beim Spieler könnte eine von zwei potenziell tödlichen Herzrhythmusstörungen aufgetreten sein, entweder ein Kammerflimmern oder eine Kammertachykardie“, meint der Professor für Innere Medizin und Notfallmedizin, Simone Vanni.

Nachfolgende Untersuchungen scheinen zu bestätigen, dass die starke Herzrhythmusstörung und der nachfolgende Herzstillstand durch einen zu tiefem Kaliumspiegel im Blut Boves ausgelöst worden seien. Laut dem Leiter der klinischen und sportärztlichen Kardiologie am Mailänder Krankenhaus Galeazzi, Daniele Andreini, deutet die nicht unmittelbar auf dem Spielfeld erfolgte Benutzung des Defibrillators darauf hin, „dass es sich zwar um eine schwere Arrhythmie des Herzens, aber nicht um ein Kammerflimmern gehandelt habe. Ein Kammerflimmern hätte zur Wiederherstellung des Herzschlags den sofortigen Einsatz des Geräts erfordert“.

„Es ist nicht auszuschließen, dass das Herz durch die Massage wieder in Gang kam und der Defibrillator erst später, entweder im Ambulanzwagen oder im Krankenhaus, eingesetzt werden musste“, fügt Andreini hinzu. Um Aufschluss über die tieferen Ursachen zu erhalten, müssen die Ergebnisse weitergehender Untersuchungen abgewartet werden. „Ob eine Narbe am Herzen, eine Fettansammlung oder etwa eine abnorme Koronararterie vorliegen könnten, wird sich zeigen. Wenn dies nicht der Fall ist, wird eine eingehende Untersuchung der Herztätigkeit durchgeführt. Die einzige Krankheit, die ohne Anzeichen zu einem Herzstillstand führen kann, ist die arrhythmogene Kardiomyopathie. Die Krankheit, die mit einer bösartigen Arrhythmie beginnen kann, ist sehr selten, aber sie kann vorkommen“, erklärt der angesehene Kardiologe.

Simone Vanni wirft ein, dass „auch ein schweres Thoraxtrauma zu einer Prellung des Herzens, einer sogenannten Myokardkontusion, führen kann, in deren Folge dann Herzrhythmusstörungen auftreten können“. Dabei müsse bedacht werden, dass während eines sportlichen Wettkampfs das Herzkreislaufsystem stark belastet wird. Das möglicherweise durch einen harten Zweikampf ausgelöste angebliche Unwohlsein des 22-Jährigen könnte zusammen mit dem zu niedrigen Kaliumspiegel im Blut die Herzrhythmusstörungen ausgelöst haben. „Sportler sind gefährdeter, plötzlich zu sterben“, betont Vanni.

Die Untersuchungen stehen jedoch erst am Anfang und es ist daher verfrüht, ein abschließendes Urteil zu ziehen. Edoardo Bove ist zuversichtlich, bald wieder spielen zu können, aber diese Hoffnung wird von den Ärzten nicht geteilt. Daniele Andreini betont gegenüber dem Corriere della Sera, dass nach einem defibrillierten Herzstillstand „unabhängig von der Ursache eine Rückkehr zum Wettkampfsport zweifelhaft ist“.

Der gebürtige Römer erhielt zahlreiche Genesungswünsche. Alle hoffen, das 22-jährige Fußballtalent wieder auf dem Rasen zu sehen.