Sofia Goggia und ihre Kolleginnen sehnen Matterhorn-Rennen herbei

Hoffnung auf Matterhorn-Premiere nach Trainingsabsage

Freitag, 17. November 2023 | 12:08 Uhr

Von: apa

Mit nur einem Trainingslauf starten die Abfahrerinnen im Schatten des Matterhorns in die Ski-Weltcup-Rennsaison. Das Abschlusstraining in Cervinia am Freitag wurde wegen Windes und trüber Tagesaussichten bereits in aller Früh abgesagt. Cornelia Hütter und Co. müssen daher mit einer Übungsfahrt und intensiverem Videostudium vorliebnehmen. Ob die Rennen am Wochenende stattfinden können, ist völlig offen. Vor allem der Wind bleibt um diese Jahreszeit ein Dauerthema.

Über die eher wenig Schwierigkeiten aufweisende neue Abfahrtsstrecke Gran Becca äußerten sich die Österreicherinnen wohlwollend. “Zum Anfangen ist es eine tolle Strecke. Je nachdem, wie die Sichtverhältnisse sind, erhöht sich dann gleich die Schwierigkeit”, erklärte Nina Ortlieb, die das Projekt als “schon weltcupwürdig” einstufte. “Man muss andere Qualitäten auspacken als auf den meisten Abfahrten”, verriet Hütter, die im einzigen Training als 45. nicht recht in den Attacke-Modus fand.

Einer der vielen Sprünge sorgte bei der Steirerin für eine Schrecksekunde. Ungeachtet dessen wollte sich die 31-Jährige im Rennen “‘einiklemma’, das ist da herunter das Wichtigste”. Zusätzlich im Sommer antrainierte Muskelmasse soll ihr schon beim Saisonstart mit vielen Gleitpassagen zugutekommen. “Man weiß, Kilo schieben in der Abfahrt an”, sagte Hütter lachend.

Im einzigen Training erlebten die 65 Starterinnen von gelegentlichem Sonnenschein über leichte Böen bis hin zu leichtem Schneefall und Wind alles. Das Ergebnis mit den drei Österreicherinnen Christina Ager, Emily Schöpf und Christine Scheyer unter den ersten vier ist damit ohne große Aussagekraft fürs Rennen. Schöpf und Lena Wechner fuhren sich mit dem Training nichtsdestotrotz das Startrecht für ihr Weltcup-Debüt heraus.

Eine Wetterlotterie kann auch am Wochenende am Programm stehen. Besonders wechselnder Wind könnte das Klassement durchwürfeln. Natürlich gebe es einen Druck, nach bisher sechs Matterhorn-Absagen 2022 und 2023, endlich die ersehnte Premiere über die Bühne zu bringen, gab FIS-Renndirektor Peter Gerdol zu. “Aber wir haben ganz klar gesagt, wir fahren, wenn es nicht gefährlich ist. Sonst machen wir keine Kompromisse bei der Sicherheit der Athletinnen.” Für Samstag zeigte er sich nach wie vor optimistisch: “Die Nacht sollte ohne Niederschlag sein und auch mit weniger Wind.”

Groß wäre die Freude jedenfalls, wenn es nach einer langen Trainingssaison auch für die Speed-Pilotinnen “endlich losgeht”, wie auch Ager betonte. “Die Kulisse ist ein Wahnsinn, direkt am Fuße des Matterhorns, das ist schon richtig lässig.” Die Tirolerin hoffte auch für die leidgeprüften Organisatoren des Gletscherrennens auf das Beste. “Sie probieren wirklich alles, es wäre ihnen zu wünschen, dass die nächsten Tage alles gut funktioniert.”

Zu einer echten Zwei-Länder-Abfahrt wird es aber nicht kommen. Im Gegensatz zur längeren Männer-Strecke liegt jene der Frauen gänzlich auf italienischem Staatsgebiet. “Sie haben gesehen, dass es sonst zu extrem ist”, sagte Scheyer über die kurzfristig vorgenommene Verkürzung. Die Höhenlage birgt nämlich nicht nur wettertechnisch Gefahren, sie fordert auch den Sportlerinnen konditionell mehr als üblich ab. “Das, was wir jetzt haben, ist für die Damen die perfekte Länge in diesem Moment”, betonte Gerdol. Laut Scheyer gibt es im Weltcup-Kalender diesbezüglich aber noch forderndere Rennen: “Einen Lake-Louise-Blutgeschmack hat man nicht im Mund.”

Gibt es am Wochenende zumindest ein Rennen, sind auf der Grundlage der Vorsaison Lokalmatadorin Sofia Goggia und die Slowenin Ilka Stuhec als Favoritinnen einzustufen. Außer den beiden gab es 2022/23 nur zwei weitere Gewinnerinnen einer Weltcup-Abfahrt: Elena Curtoni (ITA) und Kajsa Vickhoff Lie (NOR). Goggia strebt ihren fünfte Kristallkugel in dieser Disziplin an – mehr haben nur Lindsey Vonn (8), Annemarie Moser-Pröll (7) und Renate Götschl (5) geholt.