Vier Erzieherinnen werden der Kindesmisshandlung beschuldigt – VIDEO

Horrorkinderhort: Gewalt, Schmutz und Betrug

Montag, 03. Februar 2020 | 08:11 Uhr

Von: ka

San Martino Siccomario – Ein Kinderhort in San Martino Siccomario, eine Gemeinde vor den Toren von Pavia, erwies sich – so die von der Staatsanwaltschaft von Pavia koordinierten Ermittlungen – als wahrer Albtraum. Die zwischen drei Monate und drei Jahre alten Kinder wurden misshandelt und in einem schmutzigen Ambiente alleine gelassen. Laut den Ermittlern betrog die Verantwortliche des privaten, aber mit der Gemeinde konventionierten Kinderhorts zudem sowohl die Eltern als auch die Gemeinde. Sie ordnete – so der nicht unbegründete Verdacht – nur die Hälfte der von den Eltern bezahlten und von der Gemeinde bezuschussten Mahlzeiten, während das Geld für die andere Hälfte in ihre eigene Tasche floss.

Der private Kinderhort von San Martino Siccomario, der sich „Mondo Incantato“(Verzauberte Welt, Anmerkung der Redaktion) nannte, hatte in Wirklichkeit überhaupt nichts von einem für Kleinkinder liebevollen, verzauberten Ort. Nach Abschluss der von der Staatsanwaltschaft von Pavia eingeleiteten und von der Staatsanwältin Chiara Giuiusa koordinierten Ermittlungen wurden der verantwortlichen Inhaberin des Kinderhorts sowie drei weiteren Erzieherinnen der Abschluss der Untersuchungen mitgeteilt. Den vier zwischen 21 und 42 Jahre alten Frauen werden Kindesmisshandlung, Kindesaussetzung und Betrug zur Last gelegt.

Die Ermittlungen kamen ins Rollen, nachdem die Gemeinde San Martino Siccomario, die für einen Teil der Kinder des privaten, aber mit der Gemeinde konventionierten Kinderhorts für die Kosten aufkam, einige Hinweise und Beschwerden erhalten hatte. Die folgenden Ermittlungen förderten unglaubliche Zustände zutage. Die rund zwei Dutzend zwischen drei Monate und drei Jahre alten Kleinkinder wurden oft heftig angefasst, an den Haaren gezogen oder stundenlang bis zur Erschöpfung weinend alleine gelassen. In einem Fall wurde ein zweijähriger Bub, der an einer Sprachstörung litt, an einen Stuhl gefesselt und geohrfeigt. Als der kleine Bub mit einer geplatzten Lippe nach Hause kam, wurde den Eltern weisgemacht, dass das Kind einen „Unfall beim Spielen“ erlitten habe.

APA/APA (Fohringer)/HELMUT FOHRINGER

Auch die Einnahme der Mahlzeiten verwandelte sich für die Kleinkinder in einen wahren Albtraum. Buben und Mädchen, die keinen Appetit zeigten, wurden entweder ohne Essen alleine gelassen, oder es wurden ihnen die Speisen gewaltsam in den Mund gestopft. Zudem wurden die Kleinkinder für die nachmittägliche Ruhezeit in Bettchen mit schmutzigen Leintüchern und Matratzen gebettet. Anschließend – so Augenzeugen – begaben sich die Erzieherinnen zum Kaffeetrinken in eine Bar, wobei sie bei den eigentlich ihnen anvertrauten Buben und Mädchen nur eine junge Frau zurückließen, die für diese Aufgabe keine passende Ausbildung besaß. Um Geld zu sparen, ordnete die Inhaberin den drei Erzieherinnen außerdem an, den Kleinkindern nur einmal am Tag die Windeln zu wechseln, wodurch mehrere Buben und Mädchen Infektionen und Wundflächen erlitten.

Die Inhaberin machte sich den Ermittlungen zufolge aber auch des Betrugs schuldig. Sie bestellte – so der nicht unbegründete Verdacht – nur die Hälfte der von den Eltern bezahlten und für einen Teil der Kleinkinder von der Gemeinde bezuschussten, erforderlichen Mahlzeiten, ließ sich aber sowohl von den Eltern, als auch von der Gemeinde San Martino Siccomario für die volle Anzahl der für die Kleinkinder bestimmten Mahlzeiten bezahlen. Durch dieses betrügerische Gebaren gelang es der 42-jährigen Inhaberin – so die Staatsanwaltschaft von Pavia – eine nicht unerhebliche Geldsumme in die eigene Tasche fließen zu lassen.

Der Fall der misshandelten Kleinkinder von San Martino Siccomario sorgte weit über die Gemeinde vor den Toren von Pavia hinaus für Abscheu und Entsetzten. Nachdem es in Italien bereits in der Vergangenheit zu ähnlichen Vorfällen gekommen war, forderten viele Italiener die Politiker und Richter auf, die entsprechenden Gesetze zu verschärfen und ein Exempel zu statuieren.