Gast beschwerte sich über „Flüchtlinge“ – es waren aber algerische Marinesoldaten

Hoteldirektor antwortet auf rassistischem TripAdvisor-Eintrag

Freitag, 30. Juni 2017 | 08:56 Uhr

Von: ka

Sarzana/La Spezia/Ligurien – Die Antwort eines Hoteldirektors von Sarzana, einem kleinen ligurischen Küstenstädtchen, auf einem rassistischen TripAdvisor-Eintrag, machte im Netz schnell die Runde und löste dort eine lebhafte Debatte um Rassismus und Hotelbewertungen aus.

Ein Gast, Giacomo G., der zwei Wochen vorher eine Nacht im Hotel verbracht hatte, schrieb auf dem Hotelbewertungsportal TripAdvisor eine sehr negative Rezension, wobei er sich besonders über angebliche 31 „algerische Flüchtlinge“ beschwerte, welche während seines Aufenthalts in der Eingangshalle des Hotels Domino gespielt und algerisches Fernsehen geschaut hätten.

Die Antwort des Betreibers des betroffenen Hotels „Al Sant’Andrea“, Dario Tognelli, ließ nicht lange auf sich warten.

„Wahrlich ein schlechtes Geschäft, mit Leuten wie Ihnen zu tun zu haben. Aus ihren Worten ist klar ersichtlich, dass das vollkommen negative Urteil allein auf die Anwesenheit von jenen Menschen, die sie fälschlicherweise für illegale Einwanderer gehalten haben, zurückzuführen ist. Die 31 angeblichen „Flüchtlinge“ sind aber Teil der Besatzung eines Marineschiffes, das eine Schiffswerft der Umgebung an die algerische Marine verkauft hat. Die Besatzungen der Schiffe – fünf an der Zahl und je Einheit 300 Millionen Euro teuer – werden ein Jahr lang von der italienischen Marine ausgebildet. Ein Teil dieser zukünftigen Besatzungen ist Gast meines Hotels und wird meinen Herbergsbetrieb in der letzten Juniwoche verlassen. Nach einem Jahr als Gäste des Hotels, kann ich versichern, dass sich die 31 Angehörigen der algerischen Marine immer korrekt und tadellos verhalten haben und allen Angestellten und Gästen mit Respekt begegnet sind. Und dann erscheint ein unmöglicher Tourist wie Sie, der sich darüber aufregt, dass sie in der Eingangshalle des Hotels Domino spielen und das algerische Fernsehen schauen“, so der zutiefst verärgerte Direktor des Hotels „Al Sant’Andrea“, Dario Tognelli.

Mit „Ich bin kein sogenannter ‚Gutmensch‘, aber vor einer solch geschmacklosen und von dummem Rassismus strotzenden Bewertung bleibt mir, in der Hoffnung Sie niemals wiederzusehen, nichts anderes übrig, als darüber hinwegzusehen. Unnötig hinzuzufügen, das ich Ihre Bewertung aufgrund der rassistischen Absichten bei TripAdvisor anzeigen werde“; schließt Dario Tognelli seine harte Replik.

https://www.facebook.com/insultaresutrip/photos/a.492779434217971.1073741828.492776404218274/778370555658856/?type=3&theater

Aufgrund des Hinweises des Direktors wurde die Rezension von Giacomo G. gelöscht, wobei leider auch die Replik des Direktors verschwand. Aber dank der Facebook-Seite „Insultare su TripAdvisor sentendosi grandi chef“, auf dem die Rezension und die Antwort des Hoteldirektors darauf veröffentlicht worden waren, machte die Affäre schnell die Runde im Netz und löste eine heftige Debatte um Rassismus und Hotelbewertungen aus.

Von den hohen Wellen, die seine Replik geschlagen hat, überrascht, lässt Dario Tognelli auf der Facebook-Seite seines Hotels verlautbaren, dass er allen für die erwiesene Solidarität danke und Giacomo G. „verzeihe“. Darüber hinaus ziehe er einige Lehren aus der Affäre.

https://www.facebook.com/permalink.php?story_fbid=1901819663374623&id=1445057015717559