Von: luk
Lanzada/Sondrio – Weil einige Bergsteiger wiederholt die Tür des Winterbiwaks offenließen, musste Giancarlo Lenatti, langjähriger Hüttenwirt des “Rifugio Marco e Rosa” in der Lombardei, per Helikopter auf 3.600 Meter Höhe aufsteigen, um Schäden zu beheben. Doch seit acht Tagen sitzt er nun dort fest. Er ist eingeschneit, bei schlechtem Wetter und mit schwindenden Gasreserven.
Das Rifugio Marco e Rosa gilt als die höchstgelegene Schutzhütte der Lombardei. Bereits vier Mal – im Dezember, Februar, März und zuletzt nun im April – musste Lenatti ausrücken, um das Winterbiwak wieder instand zu setzen. Jedes Mal wurde die Tür offengelassen, sodass Schnee in das Schutzlager eindrang und Betten sowie Matratzen durchnässte. „Der Helikopterflug kostet jedes Mal rund 1.500 Euro“, so Lenatti im Gespräch mit Il Dolomiti, „und das nur wegen rücksichtsloser ‘Pseudo-Alpinisten’.“
Eigentlich hätte das Schutzhaus zu Ostern öffnen sollen. Doch statt Gästen empfing Lenatti eine Schneewüste und chaotische Zustände. „Wir haben das Biwak notdürftig vom Schnee befreit, aber die Matratzen können wir wohl bis Juni nicht nach drausßen bringen, um sie zu trocknen. Ob sie dann noch brauchbar sind, wird sich zeigen“, sagt der Hüttenwirt. Bis dahin bleibt der Notraum geöffnet, doch Lenatti warnt: „Wer nasse Decken vorfindet, weiß, wem er es zu verdanken hat.“
Die Situation ist angespannt: Seit acht Tagen harrt Lenatti mit seinem Team auf der Hütte aus, bei Sturm, eisigen Temperaturen und schwindendem Gasvorrat. „Wenn es so weitergeht, sind bald auch die Heizreserven aufgebraucht“, sagt er. Ein Rückflug ist vorerst nicht möglich, da sich das Wetter nicht bessert.
Ob das Biwak im nächsten Winter erneut geöffnet wird, ist fraglich. Gemeinsam mit dem Alpenverein (CAI) will man darüber beraten – ein dauerhafter Winterbetrieb scheint derzeit fraglich. Lenatti, der die Hütte seit 30 Jahren betreut, zeigt sich zunehmend frustriert: „Früher gab es mehr Respekt. Heute scheint das Verantwortungsgefühl bei manchen komplett zu fehlen.” Sein bitteres Fazit: “Mit der Welt geht es bergab.”
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