Von: mk
Arabba – Hummer gilt als Delikatesse, auf die manche offenbar nicht verzichten wollen. Um Touristen und Wanderer zu beeindrucken, werden die Schalentiere mittlerweile selbst auf Berghütten angeboten. So kann man etwa das Antlitz der Marmolata in den Dolomiten bewundern und gleichzeitig die Meeresspezialität genießen. Ein Hummer am Rande eines Gletschers, der vermutlich nicht mehr allzu lange einer bleibt, ist in der Tat eine umwerfende Erfahrung, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht.
Rechnet man sich die Klimabilanz nämlich durch, verschlägt es einem die Sprache. Diese Mühe haben sich die Betreiber der Instagram-Seite „L’occhio del Gigiat“, gemacht, die aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Blog „Alto-Rilievo/voci di montagna“ und dem Kollektiv „Ci Sarà Un Bel Clima“ entstanden ist. Das Ergebnis ist vernichtend und zeigt wie vermeintliche Bergliebhaber und Naturfreunde mit ihrem Verhalten zum Klimawandel und zur Gletscherschmelze beitragen.
„Machen wir eine einfache Rechnung“, heißt es im Beitrag auf Instagram. „Der Hummer in Arabba stammt bestenfalls aus einer Farm in Gallipoli (die Aufzucht erfolgt in großen Räumen in getrennten Käfigen, weil sie sich gegenseitig fressen könnten, aber das ist ein anderes Thema). Wahrscheinlich wurde er in einem Lkw transportiert, der die 1161 Kilometer zurücklegte, und dieser Lkw wird, wenn alles gut geht, etwa 150 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, also insgesamt 174,15 Kilogramm CO2“, lautet der Beginn der Übung. Dabei werde der CO2-Ausstoß des Hüttenbetriebs selbst nicht berücksichtigt. Nur vom Transport von der Hafenstadt in Apulien in die Dolomiten sei die Rede, heißt es weiter.
Doch was macht das freigesetzte CO2? „Es wird in der Atmosphäre verbleiben und zu den bereits vorhandenen 424 ppm CO2 hinzukommen“, heißt es in den Beitrag.
Zum besseren Verständnis: Die Fieberkurve der Klimakrise, die Keeling-Kurve, die die CO2-Konzentration in der Atmosphäre misst, ist mittlerweile auf fast 425 ppm (parts per million) gestiegen. Das ist der höchste Stand seit Millionen von Jahren. Das kalifornische Forschungszentrum Scripps Institution of Oceanography, das seit 1958 auf Hawaii die CO2-Konzentration in der Luft erfasst, meldete für den 29. Mai 2023 einen Tageswert von 424,61.
Ein so hoher Wert wurde nie zuvor gemessen. Daten aus Eisbohrkernen in der Antarktis zeigten, dass in den vergangenen 800.000 Jahren nie Werte über 300 ppm erreicht wurden, auch nicht während der Eem-Warmzeit, als der Meeresspiegel in Grönland zwei Meter höher als jetzt lag und die Temperatur um fünf Grad höher war.
Zur Veranschaulichung wird im Instagram-Beitrag ein drastischer Vergleich gezogen: „Euer Teller Hummer emittiert so viel wie die jährlichen Emissionen von zwei Einwohnern der Demokratischen Republik Kongo. Zwei Einwohner. Jährlich. All dieses CO2 für den Verzehr eines Tellers mit Pfifferlingen und Hummer auf der Gorza-Hütte wirkt sich durch den Anstieg der globalen Durchschnittstemperaturen direkt auf das Schmelzen des Gletschers auf der Marmolata aus, der den Hintergrund für dieses schöne Foto bildet.“
2018 habe eine Studie ergeben, dass jedes emittierte Kilogramm CO2 rund 15 Kilogramm Eis zum Abchmelzen bringe, heißt es weiter. „Unser Dolomiten-Hummer könnte also zum Schmelzen von 2.600 Kilogramm Eis auf der Marmolata beitragen.“
Während man also das Panorama genießt, trägt man mit so einem Gericht dazu bei, dass zur gleichen Zeit ein so wunderbarer Gletscher wie die Marmolata weiter schwindet. Das Ganze passiert praktisch vor den eigenen Augen. Na dann, Mahlzeit!
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28 Kommentare auf "Hummer auf Dolomiten-Hütte: Ein wahres Desaster fürs Klima"
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…was tut man nicht alles, damit es den Touris gefällt…
😄
Es gibt auch genug einheimische Angeber.
Die “Touris” allgemein dürften wohl eher nicht zur Zielgruppen von “Hummer auf der Berghütte” zählen, das zielt auf eine bestimmte Clientel ab.
Aber für Deine tägliche neidgetriebene Pauschalhetze ist das ja kein Hindernis.
@ Frank…du hast recht es sind wohl eher die eingeborenen der hiesigen schkimiki – angehörigen die solchen sachen essen
Obo ohne die Touris, missatmo olla in Höhlen lebm, vosteat des decht 😭😉
@forrest
Glaube kaum dass es so viele Touris gibt, die dort oben diesen Hummer essen müssen, deswegen kein Höhlenleben wegen der Touris.
Man muss dieses Lokal nur meiden, als Einheimischer und als Tourist, denn wenn die Betreiber nicht so viel in der Birne haben, und solche Gerichte anbieten wollen.
Herr, schicke Hirn……
Donk ihnan hobmo giterta Stroßn. Zoag amol Donkborkeit
Einfache Rechnung??? Weil 1 Lkw mir 1 Hummer fohrt. Typisch Klimaaktivisten. Bin ober a der Meinung dass a Hummer eats net auf die Speißekarte fa a Olmhütte kert. Hon gern Südtirolerprodukte
@Daniel
Das ist mir auch aufgefallen. Schade, denn durch solche Übertreibungen wird der an sich korrekte Vorwurf angreifbar. Das ist aber leider ein Problem unserer Zeit.
genau. und wenn ich was anderes esse ist das dann ohne co2. milchmädchenrechnung nennt man das.
Wie du lesen kannst, entsprechen auch 3kg Rindfleisch, dem Jahreskonsum zweier Kongolesen.
Ist zwar deutlich mehr als eine Portion, aber trotzdem….
bravo! de rechnung honn i so a gemocht rechnung! obs hummer in berghütte braucht, darüber konn man streitn, im so monchn tol, also a poor höhenmeter tiefer gibs de sicher long schun!
ps: wieviel kg gletschereis kostet eigendlich a banane de moncher bergwondrer im rucksock und monchersonne anbeter in der strondtasche hot ….
wieviel kg. gletschereis kostet nor eigentlich, wenn de de rechnung schun so mochn, epper a banane de a bergwondrer im rucksock mithot ….
Genau. Und das CO2 verbleibt nicht ewig in der Atmosphäre, sondern wird täglich von der Vegetation wieder “eingeatmet”. Siehe https://airs.jpl.nasa.gov/resources/122/watching-earth-breathe-the-seasonal-vegetation-cycle-and-atmospheric-carbon-dioxide/
Der reiche ruiniert dei Welt, nicht der, der fürs Wohnen und Essen arbeitet.
Nicht wir die 10.000km und weniger im Jahr das Auto benützen.
@Pasta
Alle ruinieren die Welt. Der Reiche mehr, der Arme weniger.
Es liegt alles im Auge des Betrachters. Du hältst dich für arm und Unschuldig. Im Auge von mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung sind “wir” auch reich und ruinieren die Welt mehr, als diese “noch ärmeren” Menschen!
Südtirol ist das neue Monaco der Alpen. Wer Geld hat kann sich hier alles leisten. Profitieren tun davon nur einige wenige. Die Einheimischen müssen dafür immer mehr ausstellen. Verkaufte Heimat, verkaufte Natur und verkaufte Kultur nenn ich so etwas. Die Gesellschaftswandel berrifft nicht nur mehr die Touristen sondern auch immer mehr die Einheimischen. Reiche Südtiroler und Touristen, arme Ausländer und Senioren leben noch hier. Junge Leute und Familien gehn. Was für eine Schande.
warum bieten die dann dieses gericht überhaupt an??
Wahrscheinlich für die einheimischen vipps,( fohrn oder fliagn jo a gearn weit genua weg um an Fisch zu essen, weil di knödel zu minder sein)weil a gast braucht so epoes wohrscheinlich net.
Einfach Dekadent, muss denn alles auf die Spitze getrieben werden?
die hotels restaurants und vor allem berghütten sollen sich der heimischen küche verschreiben und nicht solche exotischen sachen anbieten…..in theiland oder australien hab ich noch nie speckknödel oder gar pressknödel gegessen…..was zuviel ist ist zuviel
Ich fürchte es ist eh schon wurscht.😞
Vielleicht gibs dafür in Dubai “original Südtiroler Knödel”?! Bin auch der Meinung, ist ja mehrfach zu sehen, dass es recht viele Reiche gibt, die Null Empfinden für die Umwelt haben und mit ihrem protzigen Getue großen Schaden für die Welt erzeugen.
Ich frage mich wie hoch der Co² Abdruck für einen original südtiroler Speck mit den Schweinen aus den Niederlanden ist 🙂
Ohne Worte, aber manche gierigen Hoteliere bezw. Gastwirte würden sich für Gekd auch sen Nabel heraus……
was ist die klimabilanz der avocados aus peru und der mandeln aus kalifornien für die vegan*er*innen?
30 Jahre lang sind wir nach Südtirol gefahren.
Jetzt frage ich mich, was ist aus diesem schönen Land geworden.
Des tat i af olla Fälle vobiatn! Muss das wirklich sein?? De sottn afando Hitte an Kaisaschmorrn odo a Melchamuis fressn, sischt sotnse afn Meer bleibm, nua kenn se sebm Hummer essn… wos man et ols tut für das liebe Geld und die Touris zi doholtn!
Soviel an jene, die dauernd schreiben, Südtirol werde am Klimawandel nichts ändern und man soll nach xy schauen.
Und weil die wahrscheinlich auch keine ganzen Artikel sinnerfassend lesen, hier der Satz:
Euer Teller Hummer emittiert so viel wie die jährlichen Emissionen von zwei Einwohnern der Demokratischen Republik Kongo.