Verletzte Giuseppina Bardelli [88] überlebte vier Tage im Wald – VIDEO

“Ich betete, trank Regenwasser und sprach mit einem Fuchs”

Donnerstag, 29. August 2024 | 07:04 Uhr

Von: ka

Varese – Die waldreichen Berge im Hinterland von Varese in der Lombardei sind Schauplatz einer schönen Geschichte. Nachdem sie sich beim Pilzesuchen verirrt und sich durch einen Sturz verletzt hatte, überlebte die 88 Jahre alte Giuseppina Bardelli vier Tage und Nächte allein im Wald.

Um nicht Durst zu leiden, trank sie aus Pfützen Regenwasser, und um sich zu schützen und nachts weich zu liegen, schnitt sie von den Büschen und Bäumen Zweige ab. Jeden Abend betete sie einen Rosenkranz und als sie ein Fuchs besuchte, sprach sie mit ihm. Nach ihrer Rettung geht es Giuseppina Bardelli den Umständen entsprechend gut. “Sie hat ein paar gebrochene Rippen, aber sie wird nicht lockerlassen”, so einer ihrer Söhne.

Giuseppina Bardelli liebt es seit jeher, in den Wäldern ihrer Heimat nach Pilzen zu suchen. Deshalb war es für die 88 Jahre alte Frau am Mittwoch nichts Ungewöhnliches, mit ihrem Sohn Sergio in den Wäldern des Forcora-Passes, einem Berg an der Schweizer Grenze im Hinterland von Varese, auf die “Jagd” nach diesen Kostbarkeiten des Waldes zu gehen. Die beiden waren nur für ein paar Minuten getrennt, aber die kurze Zeit reichte offenbar aus, dass der Sohn seine betagte Mutter nicht mehr finden konnte. Der 88-Jährigen wurde vermutlich schwindlig. Sie stand zwar kurz darauf wieder auf, verlor aber vielleicht für einen Moment erneut die Orientierung. Sie kam vom Steig ab, rutschte aus und stürzte zwischen den bis zu anderthalb Meter hohen Farnen rund sieben Meter einen Abhang hinunter.

Als er seine Mutter nicht mehr sah, schlug ihr Sohn Sergio sofort Alarm. Suchmannschaften der Feuerwehr und des Zivilschutzes machten sich sofort auf, im abschüssigen und unwegsamen Gelände nach Giuseppina Bardelli zu suchen, aber trotz der intensiven Suche, bei der auch Drohnen, ein Hubschrauber und auch eine Hundestaffel zum Einsatz kamen, konnte die 88-Jährige vier Tage lang nicht gefunden werden. Trotz ihres hohen Alters und obwohl sie sich beim Sturz einige Verletzungen zugezogen hatte, wusste sich Giuseppina Bardelli aber zu helfen.

Vigili del Fuoco

Um nicht Durst zu leiden, trank sie aus Pfützen Regenwasser. Jedes Mal, wenn es Nacht wurde, suchte sie unter den Bäumen Zuflucht. Um sich zu schützen und weich zu liegen, schnitt sie von den Büschen und Bäumen ihrer Umgebung Zweige ab und richtete sich mit ihnen ein “Nachtlager” her. Wie sie später erzählen sollte, hörte sie aus der Entfernung das Kreisen des Hubschraubers und das Summen der Drohnen.

In den langen Nächten des Wartens und Hoffens ließ sich die tiefgläubige Frau von nichts erschrecken. Selbst vor wilden Tieren hatte sie keine Angst. “Sie erhielt mehrmals Besuch von einem Fuchs. Sie wurden fast Freunde. Meine Mutter sprach zu ihm: ‘Tu mir nichts, ich bin brav, sei ruhig'”, berichtet ihr Sohn. Um ihre Hoffnung gefunden zu werden, zu stärken, bat sie oft um himmlischen Beistand. “Jeden Abend betete sie den Rosenkranz. Sie wusste, dass es ihr letzter Tag sein könnte”, fährt ihr Sohn fort.

Am späten Sonntagvormittag kurz vor 11.00 Uhr wurden ihre Gebete erhört. Ein Mitglied einer Suchmannschaft fand die inzwischen entkräftete Frau, die trotz ihres hohen Alters und mehrerer gebrochener Rippen vier Tage im Wald überlebt hatte. “Ho fatto un disaster” (“Ich habe einen Blödsinn gemacht”, lauteten die ersten Worte, die die 88-jährige Giuseppina Bardelli nach ihrer Rettung zu ihren Kindern in ihrem lombardischen Dialekt sagte. Giuseppina Bardelli wurde nach der Erstversorgung ins Krankenhaus von Varese gebracht.

Die Frage, die sich viele Menschen in den Tagen der Suche stellten, war, warum in aller Welt eine Frau in ihrem Alter in einem steilen Wald nach Pilzen suchte. “Unsere Mutter ist so und sie lässt sich nicht aufhalten. Besonders als junge Frau hat sie viele Jahre ihres Lebens in den Bergen verbracht. In den Bergen des Trentino und am Monte Rosa hat sie sich wie zu Hause gefühlt. Dabei hat sie als Teil von Seilschaften auch an Gipfeltouren teilgenommen. In dieser Zeit hat sie sich auch eine entsprechende körperliche Verfassung angeeignet”, erklärt ihr zweiter Sohn Roberto.

Der erste Gedanke ihrer Familie ist nun, sich um Giuseppina zu kümmern und ihr bei der Rückkehr in die Berge beizustehen, denn wie ihre beiden Söhne Sergio und Roberto betonen, wird ihre Mutter auch weiterhin “nicht lockerlassen können”. Das bedeutet, dass sich die 88 Jahre alte Frau nach ihrer Genesung auch in Zukunft nicht nehmen lassen wird, im Spätsommer und im Frühherbst in den Wäldern ihrer Heimat nach Pilzen zu suchen.

“Es ist einfach ein Wunder. Unserer Mutter geht es den Umständen entsprechend gut. Sie hat viel Glück gehabt, denn sie hätte sich viel schwerer verletzen können. Unser Dank gilt den vielen Menschen, die uns nahegestanden sind und uns geholfen haben”, bedanken sich die Brüder bei den Suchmannschaften und den Einwohnern ihrer Gemeinde.

 

Kommentare

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14 Kommentare auf "“Ich betete, trank Regenwasser und sprach mit einem Fuchs”"


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Homelander
Homelander
Universalgelehrter
2 Tage 19 h

Deswegen war jo Wichtig, daß se in do Schuile mol untorichtatn, wie man in do Wildnis in extremfällen ibolebm konn, awi sella ondra Fächo, wos kuan Mensch  intressiert….

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 Tage 17 h

@Homi
Ob sich eine 88-Jährige sich an ihre Schulzeit noch so genau erinnern würde?

nemesis
nemesis
Tratscher
2 Tage 17 h

Jo genau, dass es olls setta ibrgschnoppete “Prepper” wern. Wennses interessiert kennenses lai ibr YouTube lernen, gibs gnua Norrete.

@
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Kinig
2 Tage 15 h

Für einen wie dich, der anscheinend vom Baum geklettert und aus dem Urwald zu und gekommen ist, sich wichtig

Hustinettenbaer
2 Tage 14 h

@Homelander
Ich denke, das was die alte Dame kann, lernt man nicht in der Schule.
Die Lady verfügt wohl ein unerschütterliches Gott- und Selbstvertrauen. (“Resilienz” ?)
Viel Naturerfahrung. Als “junge Frau hat sie viele Jahre ihres Lebens in den Bergen verbracht”.

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
2 Tage 12 h

@Sosodann
Nicht alle ältere Leute sind vergesslich,senil,pflegebedürftig oder leiden unter Demenz☝🏻❗😉

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
2 Tage 12 h

@Nemesis
Wos war eigntlich a “Prepper”….🤔❓Des Wort hon i nou nie keahrt…..😒

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
2 Tage 12 h

@Roby
Natürlich nicht. Du hast aber schon verstanden, wie ich es gemeint habe! Oder glaubst du auch, ihr Überleben verdankt sie den Schuljahren im Alter von 6 bis 15 oder doch eher den Jahren von 15 bis 88?

fingerzeig
fingerzeig
Superredner
2 Tage 8 h

@Sosonadann
eher an die schulzeit, als an gestern.

Sosonadann
Sosonadann
Universalgelehrter
1 Tag 23 h

@finger
Och, an den Fuchs hat sie sich doch erinner!
Abgesehen davon, hab ich nicht von gestern geschrieben, sondern vom größten Teil ihres Lebens!

merlin
merlin
Neuling
2 Tage 21 h

Nach der Geschichte hatte die Seniorin ihr Abenteuer des Lebens,mit happy end und siehe da,nicht alles will einen töten!

Roby74
Roby74
Universalgelehrter
2 Tage 14 h

@merlin
Schon mal gar nicht ein kleines Tierchen wie ein🦊☝🏻❗😉

Nera
Nera
Tratscher
2 Tage 16 h

Schön, daß die alte Dame das fast unbeschadet überstanden hat.

xXx
xXx
Kinig
2 Tage 10 h

Wir können uns nur alle wünschen, in diesem hohen Alter noch so betagt zu sein, un unsere Hobbys auszuüben.

Tatsache ist, die meisten von uns werden dann im Altersheim vor sich hinwegetieren, wenn wir es überhaupt überleben.

Glückwunsch an die Dame und schnelle Genesung, dass sie bald wieder in den Wäldern ihre Streifzüge machen kann.

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