Mutter schildert die Entführung ihres neugeborenen Mädchens – VIDEO

„Ich bin die Tagesmutter, vor wie vielen Stunden wurde sie gewickelt?“

Dienstag, 04. März 2025 | 08:30 Uhr

Von: ka

Castrolibero/Cosenza – Mehr als einen Monat nach dem Albtraum der Entführung ihres neugeborenen Mädchens schildert die Mutter Valeria Chiappetta die schrecklichen Momente, nach denen sie glaubte, ihre Sofia nie mehr wiederzusehen.

„Ich dachte an die Ruhe und Professionalität, mit der diese Frau hereingekommen war und sich als Tagesmutter ausgegeben hatte. Es dauerte nur einen Augenblick, und schon hatte sie mir meine Tochter weggenommen“, erzählt Valeria Chiappetta. Den Ermittlungen zufolge soll die Täterin Rosa Vespa vor der Entführung der neugeborenen Sofia etwa eine Stunde lang nach einem „geeigneten Baby“ gesucht haben, was viele Fragen zur Sicherheit von Gebärenden und Neugeborenen aufwirft.

Facebook/Questura di Cosenza

„Guten Abend, ich bin die Tagesmutter, vor wie vielen Stunden wurde das Baby gewickelt?“, mit diesen Worten überzeugte Rosa Vespa, deren sehnlicher Kinderwunsch unerfüllt geblieben war, die richtige Mutter, ihr die neugeborene Sofia zu übergeben. Nach Angaben der Polizei hatte Rosa Vespa, die später verhaftet wurde und gegen die nun gemeinsam mit ihrem Ehemann Moses Chiediebere Omogo ermittelt wird, monatelang eine Schwangerschaft vorgetäuscht. Zudem wurde sie in den Tagen vor Sofias Entführung mehrfach in der Umgebung des Krankenhauses beobachtet.

Facebook/Questura di Cosenza

Offensichtlich auf der Suche nach einem neugeborenen Buben lief die Entführerin am Tag der Entführung etwa eine Stunde lang durch die Entbindungsstation, schaute in die Zimmer der frischgebackenen Mütter und klopfte an die Türen.

Nachdem sie in einem Zimmer zunächst abgewiesen worden war, hatte sie in jenem, in dem Valeria Chiappetta und die erst einen Tag alte Sofia lagen, mehr Glück. Zu Hilfe kam ihr, dass das neugeborene Mädchen an diesem Tag noch nicht gewickelt worden war.

„Im Gegensatz zum Vortag war seit 11.00 Uhr vormittags niemand mehr gekommen, um das Baby zu wickeln, so dass meine Mutter es am Nachmittag tat“, erinnert sich Valeria Chiappetta im Gespräch mit La Verità an die Minuten der Entführung ihrer Tochter Sofia.

Facebook/Questura di Cosenza

Es war am späten Nachmittag gegen 18.30 Uhr, als Rosa Vespa in ihr Zimmer kam. „Guten Abend, ich bin die Tagesmutter, vor wie vielen Stunden wurde das Baby gewickelt?“, fragte die Entführerin. „Ich antwortete, dass das Mädchen am Morgen zum Wickeln abgeholt worden war und dass es am Nachmittag meine Mutter gewickelt hatte, worauf sie wörtlich antwortete: „Das ist schon über drei Stunden her! Dann geben Sie mir eine Windel und Tücher und wir wickeln sie!““, schildert Valeria Chiappetta den Moment der Entführung.

Facebook/Questura di Cosenza

Zu diesem Zeitpunkt befanden sich auch der Vater und die Großmutter des Mädchens im Zimmer, aber niemand schöpfte Verdacht. Sekunden später verließ Rosa Vespa mit Sofia im Arm das Zimmer und ging unbehelligt zum Eingang der Klinik Sacro Cuore in Cosenza, wo ihr Mann, der angeblich von nichts wusste, auf sie wartete. Niemandem fiel auf, dass es sich bei Rosa Vespa weder um eine Mutter noch um eine Besucherin handelte.

Facebook/Rosa Vespa

Es war die Mutter des Kindes selbst, die Alarm schlug, als sie sah, dass das Kind nicht in ihr Zimmer zurückkehrte. „Nach 20 Minuten begann ich mich zu fragen, wo sie war und warum sie so lange brauchte, also bat ich meinen Mann, nach ihr zu sehen. Zusammen mit meiner Mutter verließen wir das Zimmer und kamen auf dem Flur an einer Hebamme vorbei, die wir um Auskunft baten. Sie sagte, sie sei vielleicht oben beim Kinderarzt und verschwand“, erzählt Valeria Chiappetta. Doch in Wirklichkeit war Sofia entführt worden.

Facebook/Questura di Cosenza

„Es war ein Albtraum. In dieser und den folgenden Nächten konnte ich kein Auge schließen. Immer wieder habe ich zur Tür geschaut und an diesen Moment gedacht. Es ist schwer zu erklären und ich versuche immer noch, das Geschehene mithilfe eines Psychologen zu verarbeiten. Ich dachte wirklich, ich würde sie nie mehr wiedersehen“, gesteht die Mutter.

„Ich war ungläubig und schockiert. Ich dachte an die Ruhe und Professionalität, mit der diese Frau hereingekommen war und sich als Tagesmutter ausgegeben hatte. In diesem kurzen Moment hat sie mir meine Tochter weggenommen“, denkt Valeria Chiappetta immer wieder an diesen Abend zurück.

Sofias Mutter erhebt schwere Vorwürfe gegen die Klinik und weist auf mangelnde Kontrollen hin, die es der Entführerin erst ermöglichten, ungestört zu agieren. „Tagelang lief diese Person unbemerkt in und vor der Klinik herum. Sie konnte ohne Probleme durch die Räume gehen und mit einem Baby im Arm die Klinik verlassen“, sagt Valerias Mutter.

Facebook/Valeria Chiappetta

Über ihre Anwälte haben Valeria Chiappetta und ihr Mann die Klinik abgemahnt. Um die zivil- und strafrechtliche Haftung zu klären, behalten sich Sofias Eltern rechtliche Schritte vor. „Ich lag auf der Entbindungsstation und meine neugeborene Tochter wurde mir weggenommen. Das Kind konnte natürlich nicht als Besucherin durchgehen. Es war bestenfalls ein Neugeborenes, das entlassen werden musste. Niemand hat etwas gemerkt, ich habe Alarm geschlagen. Damit ist klar, dass es keine Kontrollen gab“, erklärt Valeria Chiappetta.

Für die Klinik Sacro Cuore in Cosenza könnte die Entführung von Sofia, die glücklicherweise glimpflich ausging, noch ein juristisches Nachspiel haben. Valeria Chiappetta fordert strengere Kontrollen, damit Mütter und neugeborene Babys besser geschützt sind.

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