Von: ka
Rom/Donezk – Francesco Lorusso wird von einem traurigen Vaterschicksal geplagt. Nachdem seine ehemalige ukrainische Partnerin die gemeinsame Tochter Laura bereits im Jahr 2021 ein erstes Mal entführt hatte, flüchtete sie nach einem kurzen Wiedersehen mit dem heute sechs Jahre alten Mädchen nach Russland.
Francesco Lorusso, der sich seit Juni in Russland befindet, möchte das kleine Mädchen, das er in einem russischen Waisenhaus entdeckt hat, nach Italien zurückbringen. Die Genehmigung der Moskauer Behörden lässt jedoch auf sich warten. Francesco Lorusso befindet sich in arger Not. Ein Komitee sammelt Geld, um ihm zu helfen.
Francescos Vatersein gleicht einer Odyssee, von der man noch nicht weiß, ob sie ein glückliches Ende finden wird. Seine Ex-Frau, die ukrainische Staatsbürgerin ist, war mit der damals drei Jahre alten Laura im Arm bereits vor drei Jahren ein erstes Mal geflohen. Nachdem er das kleine Mädchen vor zwei Monaten in einem Krankenhaus in Donezk wiedergefunden hatte, wo es wegen bei einem Bombenangriff erlittenen Verletzungen stationär aufgenommen worden war, musste er hinnehmen, dass die Mutter die gemeinsame Tochter erneut entführte.
Die Frau holte Laura von der Abteilung ab und setzte sich mit ihr nach Russland ab. Zum Glück konnte Francesco Lorusso seine Tochter wenig später in einem Waisenhaus unweit der russisch-ukrainischen Grenze erneut ausfindig machen. Von seiner Ex-Frau, die in Italien der Kindesentführung beschuldigt wird, fehlt jede Spur, aber es scheint, dass sie vom Kind getrennt wurde, weil sie Anzeichen von geistiger Verwirrung gezeigt hatte.
Ecco Laura Lorusso! Il tuo sorriso ci illumina il 💖 piccola
Posted by Riportiamo a casa Laura Lorusso on Wednesday, July 17, 2024
Francesco Lorussos trauriges Vaterschicksal ist damit jedoch noch nicht beendet. Im Beisein seines Anwalts, der für ihn auch als Dolmetscher fungiert – aufgrund der Entführungen spricht seine Tochter Laura nur Russisch – durfte er seine Tochter zwar bereits mehrere Male im Waisenhaus besuchen, kann mit ihr aber nicht das Land verlassen. Die Ausreisegenehmigung der Moskauer Behörden lässt noch immer auf sich warten.
Die Tatsache, dass ein anderer Mann behauptete, Lauras Vater zu sein, legte ihm weitere Steine in den Weg. Zum Glück hielt die Behauptung des Unbekannten dem DNA-Test nicht stand. Zudem wurde die von dieser Person vorgelegte Genprobe vom zuständigen russischen Richter als unzuverlässig eingestuft.
„Ich werde Russland nicht ohne meine Tochter verlassen“, gibt sich Francesco Lorusso, der in Italien als Pizzaiolo arbeitet, standhaft. Für das Genehmigungsverfahren ist seine Arbeit von entscheidender Bedeutung. Erst nach der Überprüfung seiner Beschäftigungs- und Vermögensverhältnisse und erst nach der Abgabe eines positiven Gutachtens durch den Sozialassistenten und den Psychologen kann ihm das kleine Mädchen anvertraut werden.
„Ich warte, aber es ist schwer, denn ich habe kein Geld mehr. Ich bin dazu gezwungen, mich zu verschulden. Wenn ich nach Italien zurückkehre, ist es vorbei“, so Francesco Lorusso gegenüber dem Corriere della Sera.
Um den verzweifelten Vater bei seinem Kampf um seine Tochter zu unterstützen, wurde das Komitee „Bringen wir Laura Lorusso nach Hause“ gegründet. Über die Facebook-Seite des Komitees werden Spendengelder gesammelt. Das Geld dient dazu, Francesco Lorussos Aufenthalt in Russland zu bezahlen.
Auf der Seite wird auch Francescos traurige Geschichte erzählt. Nach der ersten Entführung war die Frau monatelang wie vom Erdboden verschluckt. Erst als der Krieg ausbrach, rief Lauras Mutter ihn wieder an und bat ihn um Geld. Als „Gegenleistung“ bot sie ihm Videoanrufe an, in denen sie ihm das kleine Mädchen zeigte. Doch nach jeder seiner Bitten, seine Tochter wieder in die Arme schließen zu können, verschwand die Frau über Wochen hinweg von der Bildfläche. Sie meldete sich erst wieder bei ihm, wenn sie in finanziellen Schwierigkeiten steckte.
Im Mai letzten Jahres kam es zur Wende. Durch eine Reihe von Zufällen erkannte Lorusso auf Fotos von Bombenangriffen in Donezk das Auto seiner Frau wieder. Nach Nachforschungen wurde ihm bestätigt, dass das Mädchen zu den vielen Kindern gehörte, die aufgrund von Kriegsverletzungen in das örtliche Krankenhaus eingeliefert worden waren.
Als feststand, in welchem Krankenhaus Laura behandelt wurde, beschloss Francesco Lorusso, nach Russland zu reisen. Aufgrund des Krieges durfte der Vater aber nicht in der Nähe seiner Tochter in Donezk bleiben. Um Laura zu besuchen, musste er von Rostow am Don, wo er sich aufhielt, ins 500 Kilometer entfernte Donezk reisen.
Aber die Wiedersehensfreude währte nur für den Zeitraum eines Treffens. Die Mutter, die vom Besuch des Vaters gehört hatte, entführte Laura aus dem Krankenhaus und floh mit ihr nach Russland. Dort wurde sie offenbar gestellt und gezwungen, sich vom kleinen Mädchen zu trennen. Laura landete daraufhin in einem Waisenhaus.
Seither kämpft Francesco Lorusso darum, für Laura das Sorgerecht zu erhalten und mit ihr nach Italien ausreisen zu können. Der Pizzaiolo ist zuversichtlich, aber das Genehmigungsverfahren der russischen Behörden zieht sich in die Länge. Wird Francescos trauriges Vaterschicksal ein glückliches Ende nehmen?