Erneut erschüttert ein "Zufallsmord" Italien – VIDEO

“Ich habe Mist gebaut”: 31-Jähriger wegen Kopfhörer getötet

Montag, 14. Oktober 2024 | 08:04 Uhr

Von: ka

Rozzano – Nur wenige Stunden nachdem er in Rozzano bei Mailand einen Mann, den 31-jährigen Manuel Mastrapasqua, niedergestochen und ihm seine Kopfhörer im Wert von nur 15 Euro geraubt hatte, stellte sich der 19-jährige Daniele Rezza in Alessandria der Polizei. “Ich trage eine Last mit mir herum, ich habe Mist gebaut, ich habe in Rozzano jemanden umgebracht”, gestand er den Beamten der Eisenbahnpolizei, die ihn zufällig kontrolliert hatten. Nach der Festnahme sind Abscheu und Entsetzen groß. Die Tatsache, dass nur zweieinhalb Monate nach dem grausamen Mord an Sharon Verzeni es erneut zu einem “Zufallsmord” gekommen war, lässt viele Italiener ratlos zurück.

Manuel ucciso per un paio di cuffiette da 15 euroHa confessato il 19enne fermato per l'omicidio di Manuel Mastrapasqua, il giovane accoltellato a Rozzano mente rientrava dal lavoro: "Volevo rubargli le cuffiette ma lui ha reagito". Diana Fichera per il Tg3 delle 12 del 13 ottobre 2024

Posted by Tg3 on Sunday, October 13, 2024

Kurz nach Samstagmittag waren Beamte der Eisenbahnpolizei am Bahnhof von Alessandria gerade dabei, unter den aus Mailand ankommenden Passagieren stichprobenartige Kontrollen durchzuführen, als ein junger Mann, der 19 Jahre Daniele Rezza, dessen Personalien sie eben erst kontrolliert und in ihren Terminal eingegeben hatten, nach wenigen Schritten wieder zu ihnen zurückkehrte. “Ich trage eine Last mit mir herum, ich habe Mist gebaut, ich habe in Rozzano jemanden umgebracht”, gestand er den beiden Polizisten.

Zu diesem Zeitpunkt waren ihm die Ermittler der Mailänder Mordkommission, die damit beschäftigt waren, die Videos der Überwachungskameras der Umgebung des Tatorts in Rozzano auszuwerten, bereits dicht auf den Fersen. Die Aufnahmen, die vom frühen Samstagmorgen stammen, zeigen den 19-Jährigen, der einen schwarzen Overall und eine weiße Mütze trug und allein unterwegs war, wie er um 2.40 Uhr von seiner Wohnstraße in eine Nachbarstraße wechselt. “Ich hatte einen schlechten Tag, ich war nervös. Ich habe ihn getötet, um seine Kopfhörer zu stehlen”, sollte er später aussagen. Wie das Bild einer Kamera bestätigt, hatte er bereits beim Verlassen seines Hauses ein Messer bei sich. Im Foto sind die Klinge und seine Hand, die das Messer in den Bund seines Overalls schiebt, deutlich zu erkennen.

ANSA/CARABINIERI

Die letzten Aufnahmen, in denen das Opfer, der 31-jährige Manuel Mastrapasqua, zu sehen ist, wurden von den Kameras um 2.54 Uhr aufgenommen. Der junge Mann, der eben erst seinen Schichtdienst in einem bis Mitternacht geöffneten Mailänder Supermarkt beendet hatte, befand sich auf dem Heimweg. Nachdem er aus der Straßenbahn nach Rozzano gestiegen war, legte er den letzten Teil seiner Arbeitsstrecke zu Fuß zurück. Wie Daniele Rezza war auch Manuel Mastrapasqua allein unterwegs, aber während des gesamten Heimwegs hielt der 31-Jährige ständigen Kontakt mit seiner in Ligurien lebenden Verlobten Ginevra, mit der er mehrere Nachrichten austauschte.

Sie sprachen gerade über die Arbeit des Tages als Ginevra Punkt um 2.55 Uhr auf ihrem Chat-Bildschirm plötzlich sah, wie Manuel Mastrapasqua eine Sprachnachricht aufnahm, sie aber nicht abschickte. Besorgt schrieb sie ihm eine Nachricht, aber sie erhielt keine Antwort mehr. Angesichts der Aufnahmen mehrerer Überwachungskameras und der nie vollendeten Sprachnachricht sind sich die Ermittler sicher, dass Manuel Mastrapasqua genau in diesem Moment von Daniele Rezza angegriffen wurde.

Instagram/Manu Mastra, Manuel Mastrapasqua

“Gib mir was!”, bedrohte der 19-Jährige sein Opfer mit einem Messer. Er riss ihm die Kopfhörer vom Kopf, aber laut Daniele Rezzas Geständnis setzte sich der 31-Jährige zur Wehr. “Er hat sich gewehrt und ich habe auf ihn eingestochen”, so Daniele Rezza. Für den 31-Jährigen kam jede Hilfe zu spät. Als nur drei Minuten später, um 2.58 Uhr, zufällig eine Streife der Carabinieri von Rozzano vorbeikam, war Manuel Mastrapasqua bereits tot. Wie im Falle des Mordes an Sharon Verzeni in Terno d’Isola, die ihren Mörder ebenfalls zufällig getroffen hatte, wurde die Tat innerhalb von nur zwei Minuten verübt. Wie Manuel Mastrapasqua war auch die junge Frau durch mehrere Messerstiche getötet worden.

ANSA/COMBO OMICIDIO VERZENI – FRAME DELL’UOMO FERMATO QUALE INDIZIATO DI DELITTO Moussa Sangare

Wie der Mörder von Sharon Verzeni suchte auch Daniele Rezza das Weite. Der 19-Jährige, der als Minderjähriger wegen Diebstahls und erst vor einem Jahr wegen eines versuchten Raubüberfalls angezeigt worden war, zog sich in seiner Wohnung um und plante, nach Frankreich zu flüchten. Nachdem er von den nichts ahnenden Beamten zufälligerweise kontrolliert worden war, wurde er jedoch offensichtlich von Gewissensbissen geplagt.

Obwohl die beiden in Rozzano weniger als einen Kilometer voneinander entfernt wohnten, kannten sie sich letzten Erkenntnissen zufolge nicht. Was den jungen Mann, der gleich wie sein Opfer in einem Supermarkt arbeitete, dazu brachte, den 31-Jährigen wegen zweier Kopfhörer, die im Netz für nur 15 Euro angeboten werden, zu ermorden, lässt selbst hart gesottene und langjährige Ermittler ratlos zurück. Wie im Fall des Mordes an Sharon Verzeni, die Ende Juli in Terno d’Isola bei Bergamo während einer Joggingrunde erstochen worden war, hatte auch Manuel Mastrapasqua das Pech, zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort zu sein.

Facebook/Sergio Ruocco

Es ist zu früh, von einer Serie zu sprechen, aber die Tatsache, dass innerhalb von nur zweieinhalb Monaten eine junge Frau und ein junger Mann Opfer von “Zufallsmorden” geworden sind, wirkt auf viele Italiener zutiefst verstörend.