Domenico Scarcella [86]: Ermittlungen wegen versuchten Mordes eingestellt – VIDEO

„Ich würde nie jemanden umbringen, aber ich muss meine Familie verteidigen“

Freitag, 31. Januar 2025 | 08:04 Uhr

Von: ka

Bergamo – Im Fall des 86-jährigen Domenico Scarcella, der am 27. April des vergangenen Jahres im Schlafzimmer seines Hauses einen Einbrecher angeschossen hatte, kam es ein Dreivierteljahr später zu einer für den pensionierten Maresciallo der Finanzwache glücklichen Wende.

Das nach dem Schuss gegen ihn eröffnete Verfahren wegen versuchten Mordes wurde mit Blick auf das Gesetz, das die Fälle von Notwehr neu regelt, eingestellt. „Ich würde nie jemanden umbringen, aber ich muss meine Familie verteidigen“, meint Domenico Scarcella gegenüber dem Corriere della Sera.

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Der Fall des pensionierten Maresciallo der Finanzwache, der im Schlafzimmer seiner kleinen Villa einen bewaffneten Einbrecher angeschossen hatte, schlug im April des vergangenen Jahres hohe Wellen. Am 27. April 2024 gegen 21.30 Uhr brachen der 27-jährige Albaner Edvin Paluschi und sein Komplize Fatmir Mollaj eine Balkontür im Erdgeschoss auf. Nachdem sie von dort aus bis in den ersten Stock geklettert waren, drangen sie in die eigentliche Wohnung des 86-Jährigen ein. Domenico Scarcella, der vor dem laufenden Fernseher eingeschlafen war, wachte erst auf, als die beiden maskierten Einbrecher im Schlafzimmer vor seinem Bett standen.

YouTube/Tgcom24/Domenico Scarcella

„Ich schlief bereits fest, als zwei schwarz gekleidete, maskierte Männer mit Sturmhauben mich aufweckten. Alles war dunkel. Ich sah, dass sie bereits die Schubladen durchwühlt hatten. Mein Portemonnaie hatten sie bereits gefunden. Ich sagte ihnen, dass das ganze Geld – insgesamt 500 Euro – darin aufbewahrt sei, aber sie gaben nicht nach und schrien mich weiter an“, so Domenico Scarcella, der es in diesem Moment mit der Angst zu tun bekam.

„Während der eine ein Brecheisen in der Hand hielt, war der andere mit etwas Metallischem bewaffnet, das ein Messer oder eine Pistole hätte sein können“, fährt der 86-Jährige fort. Es war ein Schraubenzieher, aber in der Dunkelheit konnte er ihn nicht erkennen. „Ich dachte zuerst fünf Sekunden lang nach und griff dann nach der Pistole, die unter dem Kopfkissen lag. Um sie zu erschrecken, feuerte ich nach oben gegen die Decke. Sobald ich geschossen hatte, rannten sie weg. Ich weiß nicht einmal, wie ich ihn treffen konnte, vielleicht prallte die Kugel von der Wand ab“, erklärt der pensionierte Maresciallo der Finanzwache. Durch eine der abgefeuerten Kugeln erlitt Edvin Paluschi eine leichte Halsverletzung.

In der Folge wurde gegen den pensionierten Maresciallo der Finanzwache ein Verfahren wegen schuldhafter Überschreitung der Notwehr und versuchten Mordes eröffnet. Edvin Paluschi sagte aus, Domenico Scarcella hätte auf ihn aus nächster Nähe geschossen. Die ballistische Untersuchung widerlegte den Einbrecher, schloss aber auch aus, dass die Kugel zuerst die Wand und dann den Hals des Albaners getroffen hatte. Die Ballistiker fanden dafür eine Erklärung. Laut dem Untersuchungsbericht hatte sich Palushi zu Scarcella hinuntergelehnt, der auf jeden Fall von unten nach oben und nicht auf Augenhöhe geschossen hatte.

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Mit Blick auf die auf Betreiben des damaligen Innenministers Matteo Salvini im Jahr 2019 erfolgte Gesetzesnovellierung, bei der für die Notwehr in den eigenen vier Wänden der Begriff „immer“ eingeführt und die Verhältnismäßigkeit zwischen der Tat und der Gegenwehr, wenn auch unter bestimmten Bedingungen, neu geregelt worden waren, gelangten die Staatsanwälte zur Ansicht, den Fall zu archivieren.

YouTube/Domenico Scarcella

Der Untersuchungsrichter erkannte die Rechtfertigung der Notwehr an, schloss jedoch die vom Staatsanwalt geltend gemachte schuldhafte Überschreitung aus.

Die beiden Richter sind sich darin einig, dass Scarcella sein Haus, sein Leben und das seiner Frau im Obergeschoss geschützt hat. Für den Staatsanwalt jedoch ist die Verhältnismäßigkeit „zwar gegeben“, wenn es um die Benützung der rechtmäßig gehaltenen Pistole geht, aber nicht in Bezug auf „die Art und Weise, wie sie verwendet wurde“. Die Begründung lautet, dass Scarcella, der in der Lage war, mit Waffen umzugehen, nicht auf lebenswichtige Organe hätte schießen dürfen. Palushi kam mit einer Heilungsdauer von 15 Tagen davon, aber die Kugel, die seinen Hals verletzte, hätte ihn leicht töten können.

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Posted by News Prima on Thursday, January 30, 2025

Domenico Scarcella ist über den Ausgang des Verfahrens glücklich und bereut nichts. „Ich würde nie jemanden töten, aber mehr noch als mein Leben muss ich das meiner Familienmitglieder schützen, insbesondere das meines Enkels“, so der 86-Jährige, der hofft, seine Pistole zurückzuerhalten. Edvin Paluschi und sein Komplize Fatmir Mollaj hingegen wurden zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

 

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