Von: luk
Der Immobilienmarkt gilt in Italien traditionell als sichere Anlageform: 69 Prozent der Italiener betrachten ihn als stabil und verlässlich. Doch wie rentabel ist die Investition in Immobilien heute wirklich? Roberto Rossignoli, Head of Research und Senior Portfolio Manager bei Moneyfarm, hat die aktuellen Entwicklungen analysiert.
Rendite und Risiken: Immobilien versus Aktien
Während Immobilienbesitz in den letzten zehn Jahren – mit Ausnahme großer Städte und touristischer Hotspots – durchschnittlich 15 Prozent an Wert verloren hat, hätten Investoren ihr Kapital durch Anlagen in globale Aktienindizes verdoppeln können, so Rossignoli.
In Metropolen wie Rom und Mailand seien die Kaufpreise besonders hoch, was die Bruttorenditen auf etwa fünf bis sechs Prozent pro Jahr drückt. In kleineren Städten seien die Erträge oft höher, allerdings mit Nachteilen: “Es ist schwieriger, zuverlässige Mieter zu finden, Leerstandszeiten sind länger, und die Wertsteigerungspotenziale begrenzt. Hinzu kommen versteckte Kosten wie Instandhaltungsarbeiten, Versicherungen, Gemeindesteuern (IMU für Zweitwohnungen) oder die pauschale Einkommensteuer auf Mieteinnahmen (Cedolare Secca), die die Nettorendite weiter schmälern.”
Der Kauf der ersten Immobilie: Staatliche Förderung als Vorteil
Der Erwerb der ersten eigenen Wohnung ist weniger eine Geldanlage als eine Lebensentscheidung – dennoch gibt es finanzielle Anreize. Käufer in Italien profitieren von Steuererleichterungen wie der IMU-Befreiung, einer reduzierten Registrierungssteuer von zwei Prozent sowie geringen Kataster- und Hypothekengebühren, rechnet der Experte vor. Zusätzlich gibt es den staatlichen Garantie-Fonds für Ersterwerber, der bestimmten Gruppen eine bis zu 80-prozentige Kreditabsicherung für Darlehen bis 250.000 Euro bietet.
Finanzplanung als Schlüssel zum Erfolg
Die Entscheidung für eine Immobilie falle oft in einer Lebensphase, in der langfristige Finanzplanung noch nicht im Fokus steht. “Viele Käufer nehmen hohe Kredite auf, ohne ausreichend Eigenkapital angespart zu haben. Da die Ära der Niedrigzinsen vorbei ist, wird es immer wichtiger, frühzeitig zu sparen, um eine solide Anzahlung leisten zu können”, so Rossignoli weiter.
Ein strukturiertes Anlagekonzept mit einem diversifizierten Portfolio könne dabei helfen, das notwendige Kapital schrittweise aufzubauen. “Angesichts der Tatsache, dass 55 Prozent des Bruttovermögens italienischer Haushalte in nicht-finanziellen Werten – davon 46 Prozent in Immobilien – gebunden sind, könnte eine breitere Investmentstrategie mit einem Sparplan (PAC) eine sinnvolle Ergänzung sein.” So bleibe finanzielle Flexibilität erhalten, während das Ziel „Eigenheim“ Schritt für Schritt realisiert werden kann, erläutert Rossignoli.
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