Von: ka
Mailand – Der neue außerordentliche Kommissar für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage, General Francesco Paolo Figliuolo, hält trotz vieler Hürden und Widerstände an seinem Plan, in Italien bis zum September die Herdenimmunität zu erreichen, unbeirrt fest. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es unbedingt notwendig, die tägliche Anzahl verabreichter Impfdosen, die derzeit bei rund 170.000 Dosen liegt, innerhalb der nächsten Wochen auf mehr als 500.000 hochzuschrauben. Bei dieser Vervierfachung der verabreichten Impfdosen soll den sogenannten „Impf-Drive throughs“ – ein schleusenartiges System, in dem für die Anti-Covid-19-Impfung es nicht einmal mehr notwendig ist, das Auto zu verlassen – eine besondere Rolle zukommen.
Am Montag wurde in Mailand der erste „Impf-Drive through“ der neuen Art feierlich eröffnet. Nach dem Vorbild der Coronatests, bei dem nach der gleichen Vorgangsweise die Abnahme der Abstriche im Minutentakt geschieht, ist es im Mailänder „Impf-Drive through“ seit Montag möglich, den ganzen Impfvorgang wie am Fließband innerhalb von fünf Minuten zu bewältigen.
Seit Montag ist der größte „Impf-Drive through“ Italiens in Betrieb. Nachdem die italienische Armee zwei der acht „Schleusen“, die bisher für die Abnahme der Abstriche für die PCR- und Antigentests auf das Coronavirus vorgesehen waren, zu „Impfstraßen“ umfunktioniert hatte, konnte der bisher erste „Impf-Drive through“ feierlich eröffnet werden. Während der neun Stunden, in denen das von der italienischen Armee betriebene „Impffließband“ in Betrieb ist, können täglich vorläufig 600 und später bis zu 2.000 Personen geimpft werden. Dank eines ausgeklügelten Systems vergehen von der Annahme bis zur eigentlichen Verabreichung der Impfdosis nur fünf Minuten. Dabei ist es nicht einmal notwendig, dass die zu impfenden Personen ihre Fahrzeuge verlassen. Nach der Impfung werden die Pkw auf einen Parkplatz geleitet, auf dem sich die eben erst geimpften Personen in ihren Fahrzeugen ausruhen und sich bei eventuell auftretenden Nebenwirkungen sofort an die Ärzte und Pfleger des italienischen Heeres, die die beiden „Impfstraßen“ betreiben, wenden können.
Bei Bedarf können die noch für die SARS-CoV-2-Molekulartests und Schnelltests vorgesehenen „Schleusen“ ebenfalls in „Impf-Drive throughs“ umgewandelt werden. Anfangsziel der beiden „Impfstraßen“ ist es, die lombardische Impfkampagne, die derzeit den Kampagnen anderer Regionen – Südtirol ist derzeit die impffleißigste Provinz Italiens – eher hinterherhinkt, spürbar zu beschleunigen. Den Plänen der Region zufolge sollen die beiden „Impfstraßen“ vorerst dazu dienen, das Schulpersonal durchzuimpfen. Mit dem Erreichen der Spitzenmarke von täglich 2.000 verabreichten Impfdosen, sollen vermehrt die Risikokategorien geimpft werden.
Mit der vorläufigen Suspendierung der Verabreichung des Impfstoffs von AstraZeneca durch die zuständige italienische Behörde – die Arzneimittelagentur AIFA („Agenzia Italiana del Farmaco“) – bekamen die ambitionierten Impfziele aber zunächst einen leichten Dämpfer. Die Region Lombardei, die italienische Regierung und das Heer vertrauen aber darauf, dass dank neu hinzukommender Hersteller für die Impfkampagne immer genügend Impfdosen zur Verfügung stehen werden.
In Erwartung von Aussagen vonseiten der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, die die Verwendung der Impfdosen von AstraZeneca betreffen, ruhen die Hoffnungen der italienischen Behörden auf die baldige Verfügbarkeit des Impfstoffs von Johnson & Johnson. Nicht zuletzt auch von der Tatsache, dass im Gegensatz zu den Impfstoffen anderer Hersteller das Vakzin von Johnson & Johnson nur ein einziges Mal verabreicht werden muss, versprechen sich die Behörden den vielleicht entscheidenden Beitrag, bald wieder zur Normalität zurückkehren zu können.
Nach dem Mailänder Vorbild gedenkt die italienische Armee, in weiteren italienischen Städten „Impfstraßen“ zu eröffnen. Trotz der Impfstoffengpässe und organisatorischer Hürden hält der neue außerordentliche Kommissar für die Koordinierung der Maßnahmen gegen die Covid-19-Notlage, General Francesco Paolo Figliuolo, am Ziel, bis Ende September 80 Prozent der italienischen Bevölkerung zu impfen, unbeirrt fest. Zu diesem ambitionierten Ziel sollen die „Impf-Drive throughs“ einen wesentlichen Beitrag leisten. Kann der Plan des Generals gelingen?