Geringe Impfquote und Proteste begünstigen das Virus – VIDEO

Impfgegner-Hochburg Triest wird zum italienischen Corona-Hotspot

Dienstag, 26. Oktober 2021 | 08:10 Uhr

Von: ka

Triest – Gewaltsame Ausschreitungen von Gegnern des Grünen Passes und die relativ geringe Impfquote in der Stadt haben dazu geführt, dass aus der Impfgegner-Hochburg Triest der Corona-Hotspot mit der höchsten Wocheninzidenz Italiens geworden ist. Wie ein Immunologe erklärt, begünstigten die Proteste, bei denen Ungeimpfte dicht gedrängt gegen die Einführung des Grünen Passes für die gesamte Arbeitswelt protestierten, die Verbreitung des Coronavirus.

ANSA/ PAOLO GIOVANNINI

„Triest ist der Beweis dafür, was die Anti-Impf-Bewegung anrichten kann“, so die drastischen Worte des Immunologen Mauro Minelli, der für das italienische Onlinemedium HuffPost die Gründe für diese bedenkliche Entwicklung aufzählt. „Dicht gedrängte Menschenmassen, ein relativ geringer Anteil von Geimpften, aber auch der Feinstaub im Hafengebiet fallen ins Gewicht“, fügt der Experte hinzu.

Facebook/Mauro Minelli

Es scheint kein Zufall zu sein, dass eine Woche nach den gewaltsamen Protesten und der Räumung des von Pass-Gegnern blockierten Hafengeländes durch die Polizei Triest die traurige Rangliste der Stadt mit der höchsten Corona-Wocheninzidenz Italiens anführt. Während im italienischen Durchschnitt die auf 100.000 Einwohner gerechnete wöchentliche Inzidenz sich unterhalb der Schwelle von 50 Fällen befindet, werden in Triest immer auf dieselbe Einwohnerzahl 139 neue Positive gezählt. In den Nachbarstädten Triests, Udine und Görz, beträgt die Inzidenz nicht einmal ein Viertel des Wertes der Hafenstadt. Mit 91 Fällen auf 100.000 Menschen erreicht nur die kalabrische Stadt Vibo Valentia eine mit Triest vergleichbare Wocheninzidenz.

„Triest weist landesweit nicht nur die höchste Ansteckungsrate, sondern im Vergleich zum ausgezeichneten italienischen Durchschnitt eine wenig ermutigende Durchimpfungsrate auf“, legt der Immunologe Mauro Minelli den Finger in die Wunde. Während im gesamten Staatsgebiet rund 85 Prozent der impfbaren Bevölkerung geimpft sind, beträgt dieser Wert in Triest nur 71 Prozent. Auch der Vizepräsident und Regionalassessor für das Gesundheitswesen der Region Friaul Julisch Venetien, Riccardo Riccardi, ist tief besorgt. „Die Zahl der Fälle ist ähnlich hoch wie im Oktober des letzten Jahres“, so Riccardo Riccardi.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Triests „heißer Oktober“, der von protestierenden, dicht gedrängten Menschenmassen gekennzeichnet war, die gemeinsam lautstark Parolen gegen den Grünen Pass skandierten, begünstigte die Ausbreitung des Virus. „Die Ansteckungsgefahr besteht leider nicht nur in geschlossenen Räumen. Letztes Jahr wurde eine unserer Studien veröffentlicht, die wir zusammen mit Epidemiologen und Statistikern der Universität L’Aquila durchgeführt hatten. Die wissenschaftliche Forschungsarbeit zeigt, dass das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken, in bestimmten Gebieten und unter bestimmten Bedingungen auch im Freien besteht. Diese Gefahr sollte nicht unterschätzt werden. So kann sich das Virus beispielsweise in der Nähe von Industrie- und Gewerbegebieten mit starkem Autoverkehr, die eine hohe Luftkonzentration einer bestimmten Art von Feinstaub (PM 2,5) aufweisen, leichter ausbreiten“, erläutert der angesehene Immunologe. Der stark besuchte Hafen von Triest dürfte mit seinem intensiven Schiffsverkehr von diesen Risiken nicht ausgenommen sein.

ANSA/BENEDETTA MORO – archiv

„Die hohe Inzidenz von Covid-19 in den großen Industriegebieten Norditaliens zu Beginn der Pandemie stützt diese Erkenntnis. Hinzu kommt, dass in der Hauptstadt von Friaul-Julisch Venetien während der Proteste die grundlegenden Corona-Hygiene und -Sicherheitsmaßnahmen missachtet wurden. Es kam zu Menschenansammlungen von zumeist ungeimpften Personen, von denen nur sehr wenige Mundnasenschutzmasken trugen. All diese Umstände trugen leider dazu bei, für das Virus ‚ideale‘ Bedingungen für seine Ausbreitung zu schaffen“, erklärt Mauro Minelli.

„Der Fall Triest muss uns eine Warnung sein. Die Impfstoffe sind sicher. Die wahre Gefahr für die Gesundheit ist das Virus. Abgesehen von denjenigen, die aufgrund bestimmter Krankheiten nicht geimpft werden können, ist es unerlässlich, dass alle, die dazu in der Lage sind, sich impfen lassen und die Gewohnheit des täglichen Tests aufgeben. Zudem müssen wir in Italien den Fehler, der zum aktuellen Szenario in Großbritannien geführt hat, vermeiden. Gute Angewohnheiten wie das Einhalten der sozialen Distanzierung und das Tragen von Masken müssen uns daher auch im kommenden Winter begleiten“, betont der Immunologe abschließend.

Angesichts des Triester Corona-Desasters und den in halb Europa erneut explodierenden Coronazahlen ist den Worten von Mauro Minelli nichts hinzuzufügen.