Von: ka
Rom – Der groß ankündigte Protesttag der Impfgegner und Gegner des Grünen Passes hat sich als gewaltiger Flop entpuppt. Über die sozialen Netzwerke – darunter besonders Telegram – waren die No-Vax- und No-Green-Pass-Aktivisten in den vergangenen Tagen dazu aufgerufen worden, sich vor insgesamt 53 Bahnhöfen in ganz Italien zu versammeln, um gegen die Einführung der Pflicht des Grünen Passes für Hochgeschwindigkeitszüge, Flüge und den Besuch der Universitäten zu protestieren. Militante Impfgegner hatten in einigen Chats sogar dazu aufgerufen, die Abfahrt der Hochgeschwindigkeitszüge zu verhindern.
Nicht zuletzt aufgrund der sich häufenden Gewalttaten und Bedrohungen, die sich gegen Journalisten, Politiker, Schuldirektoren und Virologen richten, nahmen die Ordnungskräfte die angekündigte italienweite Protestwelle sehr ernst. Der Ankündigung der Innenministerin Luciana Lamorgese folgend, dass man keine Zugunterbrechungen oder sonstige Gewalttätigkeiten dulden werde, wurden in ganz Italien die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Um den regulären Ablauf der Zugfahrpläne zu gewährleisten, waren die 53 Bahnhöfe, für die Protestkundgebungen angekündigt waren, bereits in den frühen Morgenstunden des 1. September mit zusätzlichen Ordnungskräften abgesichert worden. Besonders die großen Bahnhöfe von Rom, Mailand, Turin, Genua, Florenz, Bologna und Neapel wurden von Dutzenden von Polizeibeamten und Carabinieri abgeschirmt.
Der groß ankündigte Protesttag, der laut dem Bestreben militanter Impfgegner „den Zugverkehr hätte lahmlegen und Italien in der Mitte teilen sollen“, entpuppte sich aber als gewaltiger Flop. Selbst in den italienischen Millionenstädten wie Mailand und Rom fanden sich vor den entsprechenden Bahnhöfen, die täglich Tausende Fahrgäste zählen, wenige Dutzend Protestierende ein. In Neapel verirrten sich gar nur sage und schreibe zwei fahnenschwingende Demonstranten auf dem Platz vor dem Bahnhof. „Aber ist denn niemand da?“, „Ich bin seit einer halben Stunde hier, aber ich sehe nur Journalisten“ und „Habe ich mich im Tag geirrt?“, so nicht wenige Demonstranten, die sich selbst darüber wunderten, dass sie so wenige waren.
In ganz Italien blieben die Proteste überwiegend friedlich. Von Fotografen und Journalisten umlagert und von den Ordnungskräften streng beobachtet, beließen es die kleinen Grüppchen von Demonstranten dabei, vor den Bahnhöfen ihre Protestkundgebung abzuhalten. Lediglich in Genua kam es zu Spannungen, als eine protestierende No-Green-Pass-Aktivistin der Anweisung der Polizei, sich auszuweisen, zunächst nicht Folge leisten wollte. Daraufhin händigte sie zwar ihren Ausweis aus, begann aber, die anwesenden Polizisten zu beleidigen. Sie wurde wegen der Weigerung, ihre Personalien anzugeben und wegen Beamtenbeleidigung auf freiem Fuß angezeigt. Eine weitere Demonstrantin, die angegeben hatte, keinen Ausweis dabei zu haben, wurde ebenfalls auf die Quästur gebracht.
Auch in Turin wurde ein Demonstrant, der nach seiner Weigerung, sich auszuweisen, die Beamten mit Fußtritten angegriffen hatte, zur Quästur geleitet und angezeigt. In Mailand hingegen stritten sich mehrere junge Demonstrantinnen, die zwar gültige Zugtickets, aber keinen Grünen Pass besaßen, mit den anwesenden Polizisten. Entgegen der Absicht mehrerer militanter No-Vax- und No-Green-Pass-Aktivisten war in ganz Italien der reguläre Ablauf des Zugverkehrs zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
DOVEVANO BLOCCARE LE FERROVIE PER PROTESTARE CONTRO LA CARTA VERDE MA SI PRESENTANO IN POCHI. FLOP DELLA PROTESTE NO VAXSi è sgonfiata la protesta annunciata dei No Green pass nelle stazioni italiane. Nessun blocco dei treni. Ingenti spiegamenti di uomini delle forze dell'ordine per alcune decine di manifestanti, distribuiti da nord a sud. L'inviato Massimo Veneziani dal Tg3 delle 19 del primo settembre 2021
Posted by Tg3 on Wednesday, September 1, 2021
Auch in Bozen war die Anzahl der Polizisten und Journalisten weit größer als jene der protestierenden Impfgegner. Im Gegensatz zu Protestkundgebung auf den Talferwiesen, an der am vergangenen Wochenende rund 2.500 Demonstranten teilgenommen hatten, fanden sich laut der Tageszeitung La Repubblica zum vereinbarten Zeitpunkt am Mittwochnachmittag lediglich vier Gegner des Grünen Passes zur „Protestkundgebung“ ein. Die zahlreichen Polizeibeamten, die in der Bahnhofshalle und an den Gleisen Stellung bezogen hatten, hatten einen ruhigen Nachmittag. Wie in allen anderen italienischen Bahnhöfen war auch im Bahnhof Bozen der reguläre Ablauf des Zugverkehrs zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
Die ruhig verlaufende Einführung der Pflicht des Grünen Passes für Hochgeschwindigkeitszüge wurde nicht nur von der römischen Regierung, sondern auch von der italienischen Öffentlichkeit mit großer Erleichterung aufgenommen. Viele politische Beobachter meinen, dass das klägliche Scheitern des groß ankündigten Protesttages der Impfgegner und Gegner des Grünen Passes zeige, dass die „schweigende Mehrheit“ der Italiener hinter dem Grünen Pass und hinter der Impfkampagne steht. Auf der anderen Seite blicken die italienischen Sicherheitsbehörden mit Sorge darauf, dass sich ein Teil der No-Vax-Szene immer stärker radikalisiert.