Von: ka
Rom – Gerade verglichen mit dem Corona-Desaster in Deutschland und Österreich gilt Italien in Europa als Modell, wie eine Coronawelle „geglättet“ werden kann. In Rom freut man sich über das Interesse, mit dem viele andere Länder auf den Stiefelstaat blicken.
Auf der anderen Seite ist in der Regierung und unter den Experten, die sie beraten, die Furcht groß, durch die neue Omikron-Variante um die Früchte der erfolgreichen Impfkampagne gebracht zu werden. Noch glaubt die Regierung, durch die Einführung des Super Green Pass – sprich der 2G-Regel – und seiner Ausweitung auf immer größere Bereiche auf der sicheren Seite zu sein, aber angesichts der nicht ganz zufriedenstellenden Zahlen der Erstimpfungen häufen sich die Stimmen, die eine Impfpflicht fordern.
In der Tat tun sich die Regierenden schwer, die verbliebenen rund 6,3 Millionen italienischen Über-Zwölfjährigen, die noch nicht geimpft sind, dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen. Auch die Einführung der 2G-Regel und die Ausweitung der Impfpflicht auf weitere Berufsgruppen brachte nicht den erhofften Erfolg.
Nach einem Tiefpunkt in der ersten Novemberwoche, als in Italien lediglich 109.000 Erstimpfungen verabreicht worden waren, stieg in der ersten und zweiten Dezemberwoche die Anzahl der verabreichten Erstdosen zwar auf jeweils 224.000 und 234.000, aber viele Experten gehen nicht davon aus, dass dieser neugewonnene Schwung genügen wird, um eine entscheidende Menge von Zögernden und Skeptikern für die Impfung zu gewinnen. Während die Jüngeren eher bereit sind, sich impfen zu lassen, scheinen besonders Menschen mittleren Alters gegenüber der Impfung Vorbehalte zu hegen.
Sergio Abrignani gehört zu jenen gewichtigen Stimmen, die keine Alternative zur Impfpflicht mehr sehen. Der Immunologe, der als Professor für Allgemeine Pathologie an der Staatlichen Universität von Mailand lehrt, das Nationale Institut für Molekulargenetik „Romeo und Enrica Invernizzi“ leitet und Mitglied des Technisch Wissenschaftlichen Komitees (CTS), das die Regierung Draghi berät, ist, vertritt die Ansicht, dass die Pandemie nur mehr durch die Impfung aller Impfbaren besiegt werden kann.
„Die Impfpflicht ist der einzige Weg, das Virus zu besiegen. Ist eine Krankheit so weit verbreitet wie diese, bedeutet eine fehlende Impfung aller Impfbaren, dass man sich selber Schaden zufügen will”, meint Sergio Abrignani, der gegenüber der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera seine Befürwortung einer Impfpflicht erneut bekräftigte.
Das Mitglied des Technisch Wissenschaftlichen Komitees (CTS) begrüßt auch die Verlängerung des Ausnahmezustands. „Es ist eine politische Entscheidung, die auf Fakten beruht. Covid-19 führt dazu, dass die Notlage länger dauert, als man es sich je hätte vorstellen können. Wir laufen dem Virus hinterher, nicht umgekehrt”, meint Sergio Abrignani. Gerade aus diesem Grund ist es laut dem angesehenen Immunologen nötig, eine Impfpflicht einzuführen.
SCUOLE E FORZE DELL’ORDINE SCATTA L’OBBLIGO DI VACCINAZIONE
SCUOLE E FORZE DELL’ORDINE SCATTA L’OBBLIGO DI VACCINAZIONE Da domani scatta l’obbligo vaccinale per scuole e forze dell’ordine. E gli agenti non vaccinati dovranno riconsegnare pistola e tesserino. Massimo Veneziani dal Tg3 delle 19 del 14 dicembre 2021
Posted by Tg3 on Tuesday, December 14, 2021
„Wenn man eine pandemische Infektionskrankheit bekämpfen will und über einen gut funktionierenden Impfstoff verfügt, ist es die goldene Regel, ihn allen impfbaren Menschen zu verabreichen. Wir stehen also zum ersten Mal vor der Notwendigkeit, innerhalb kurzer Zeit Milliarden von Menschen zu immunisieren. Andernfalls wird SARS-CoV-2 wahrscheinlich nie verschwinden, sondern alle drei bis vier Monate in Form einer neuen Variante wiederkehren und uns zu entschlossenem Handeln zwingen”, erläutert der Experte, der die Regierung berät.
Was die Omikron-Variante des Coronavirus anbelangt, betont Abrignani, dass es derzeit keine definitiven Daten gebe, „um daraus Schlussfolgerungen zur Morbidität und Letalität” des neuen Virusstamms zu ziehen. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass diese Variante die Wirksamkeit des Impfstoffs beeinträchtigt und die Verwendung eines auf diesen Stamm abgestimmten Impfstoffs erforderlich erscheinen lässt. Es sind nicht wir, die unsere Meinung ändern, sondern es ist das Virus, das sich verändert. Wir müssen dem Virus folgen. Das Auftreten des Coronavirus hat auch die Schwächen der entwickelten Welt offengelegt. Unsere Art zu leben, ist einer Infektionskrankheit in erschreckendem Maße ausgesetzt”, setzt Sergio Abrignani einen fast schon philosophischen Schlusspunkt.
Vieles wird davon abhängen, ob eine genügende Anzahl der 6,3 Millionen italienischen Über-Zwölfjährigen, denen noch keine einzige Impfdosis verabreicht wurde, für die Impfung gewonnen werden können. Die Experten sind sich einig, dass das Boostern der bereits Geimpften alleine nicht ausreichen wird. Sollten weiterhin Millionen Ungeimpfter übrig bleiben – glauben viele Beobachter – dürfte auch Italien auf eine Impfpflicht zusteuern.