Von: ka
Rom – Gefährliche Infektionskrankheiten wie Masern und Keuchhusten, die bereits fast als ausgerottet galten, sind in ganz Europa wieder auf dem Vormarsch.
Wie aus den Zahlen des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) hervorgeht, wird auch in Italien, wo gleich wie in vielen anderen europäischen Ländern die Durchimpfungsrate rückläufig ist, eine Häufung von Masern- und Keuchhustenfällen beobachtet. Besonders Neugeborene, die noch nicht geimpft werden können, und chronisch kranke Erwachsene, die ebenfalls keinen Schutz besitzen, sind gefährdet, an einer der beiden gefährlichen Infektionskrankheiten schwer zu erkranken. Sie können nur geschützt werden, wenn sich möglichst viele Personen impfen lassen. Aus diesem Grund schlagen Mediziner Alarm.
„Die Impfung von Kindern und Erwachsenen, die nie mit der Krankheit in Kontakt gekommen oder nie geimpft worden sind, ist unerlässlich“, so die Mediziner. Angesichts der in Großbritannien grassierenden Masernepidemie warnen Ärzte davor, diese seit langer Zeit bekannten Infektionskrankheiten auf die leichte Schulter zu nehmen.
Masern und Keuchhusten sind in ganz Europa auf dem Vormarsch, und Italien bildet hier keine Ausnahme. Die vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und dem Obersten Gesundheitsinstitut ISS anlässlich der europäischen Impfwoche für Italien erhobenen Daten zeigen, dass in allen Altersgruppen die Anzahl der Infektionen zunimmt, während zugleich die Durchimpfungsrate stetig sinkt. Dadurch können sich diese Infektionskrankheiten weiterhin verbreiten, was Neugeborene und chronisch kranke Personen einem Umfeld aussetzt, in dem die durch eine breite Impfabdeckung gewährleistete Herdenimmunität nicht mehr zum Tragen kommt.
Aus diesem Grund schließt sich die Italienische Gesellschaft für Allgemeinmedizin (SIMG) dem Appell der Vereinigung der italienischen Kinderärzte an und ruft dazu auf, die Kinder gegen alle durch Impfung vermeidbaren Krankheiten zu impfen. Zugleich fügen die beiden Ärztevereinigungen hinzu, dass die Erwachsenen unbedingt die notwendigen Auffrischungsimpfungen vornehmen sollten. „Die Masernfälle sind in Europa um das 60-fache gestiegen“, schlägt die SIMG Alarm.
Zwischen März 2023 und Ende Februar 2024 wurden in Italien mindestens 5.770 Masernfälle gemeldet, wobei die Krankheit zumindest in fünf Fällen mit dem Tod endete. Die vom 1. Januar bis 31. März 2024 gemeldete Anzahl von Masernfällen beträgt 213, wobei hervorzuheben ist, dass 88 Prozent der Masernpatienten zum Zeitpunkt der Infektion nicht geimpft waren. In 56 Fällen, was 26,3 Prozent aller in den ersten drei Monaten des heurigen Jahres aufgetretenen Fälle entspricht, trat mindestens eine Komplikation auf. Darunter befanden sich 23 Fälle von Lungenentzündung und ein Fall von Enzephalitis. Letztere Komplikation betraf einen ungeimpften jungen Erwachsenen.
Das höchste Risiko besteht aber für Kleinkinder unter einem Jahr, die noch zu jung sind, um geimpft zu werden, und für immungeschwächte, chronisch kranke Personen, die nicht geimpft werden können. Diese Bevölkerungsgruppen sollten durch die Herdenimmunität geschützt werden. Da sich Masern sehr leicht verbreiten, ist zur Verhinderung einer Übertragung eine Durchimpfung von mindestens 95 Prozent der Bevölkerung erforderlich.
Wie der ECDC hervorhebt, wird in mehreren EU-Ländern seit Mitte 2023 ein Anstieg der Keuchhustenfälle festgestellt. Vorläufige Daten deuten darauf hin, dass sich die Zahl der Fälle in den Jahren 2023 und 2024 im Vergleich zu den vorherigen beiden Jahren mehr als verzehnfacht hat.
„Die besorgniserregenden Zahlen über die Ausbreitung von Masern und Keuchhusten veranlassen uns, die entsprechenden Impfungen nicht nur für Kinder, für die Impfkalendertermine angesetzt sind, sondern auch für Erwachsene, die noch nicht geimpft sind oder eine Auffrischung benötigen, dringend zu empfehlen. Die Impfung ist nämlich nicht nur ein individueller Schutz, sondern sie schützt auch Personen, die aufgrund einer Immunschwäche nicht geimpft werden können und daher Gefahr laufen, sich mit Masern anzustecken, was schwerwiegende, manchmal sogar tödliche Folgen haben kann“, erklärt der Präsident der SIMG, Alessandro Rossi.
„Die Auffrischungsimpfung gegen Masern ist für das Gesundheitspersonal, für gefährdete Patienten und für Frauen, die eine Schwangerschaft planen, angezeigt“, betont Alessandro Rossi.
„Was Keuchhusten betrifft, so müssen Erwachsene alle zehn Jahre eine Dreifachdosis Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Impfstoff erhalten. Neben Tetanus, der jedes Jahr zahlreiche Todesfälle verursacht, sollte man sich auch gegen Keuchhusten schützen. Es handelt sich dabei um eine Krankheit, die vor allem für Säuglinge, Herzpatienten, Patienten mit schweren Atemwegserkrankungen und Diabetiker ein ernstes Risiko darstellt. Das Risiko besteht auch darin, die Krankheit mit einem anhaltenden Husten zu verwechseln und die gefährlichen Folgen daher zu unterschätzen“, unterstreicht der Präsident der SIMG.
Mit Blick auf die in England grassierende Masernepidemie warnen die beiden italienischen Ärztevereinigungen davor, die Gefahr, die von Masern und Keuchhusten ausgeht, auf die leichte Schulter zu nehmen. Allein in der letzten Woche wurden auf der Insel 103 Neuinfektionen diagnostiziert, womit die seit dem 1. Oktober 2023 labormedizinisch bestätigten Masernfälle auf 1.212 ansteigen. Eine solche Epidemie möchten die italienischen Mediziner unbedingt verhindern.