Von: ka
Selva di Cadore – Der bekannte Touristenort Selva di Cadore in den Belluneser Dolomiten ist Schauplatz einer unglaublichen Begebenheit.
Mit der Begründung, dass „Israelis für Völkermord verantwortlich und daher keine willkommenen Gäste“ seien, wies der Inhaber des Hotels Garni Ongaro in Selva di Cadore ein Paar aus Tel Aviv, das bei ihm Anfang November über Booking zwei Nächte gebucht hatte, am Vorabend ihres Fluges nach Italien ab. „Wenn Sie stornieren möchten, garantieren wir Ihnen eine kostenlose Stornierung“, fügte der Inhaber des Hotels, Patrick Ongaro, hinzu. Die Nachricht von der Zurückweisung des israelischen Paares löste eine Welle der Empörung aus.
Ein israelisches Ehepaar aus Tel Aviv, das in Selva di Cadore zwei Tage in den Belluneser Dolomiten verbringen wollte, erhielt am Vorabend ihres Fluges nach Italien vom gebuchten Hotel eine Whatsapp-Nachricht, die ihnen die Sprache verschlug. „Guten Morgen, wir möchten Sie darüber informieren, dass Israelis als Täter eines Völkermordes in unserem Haus keine willkommenen Gäste sind. Wenn Sie also Ihre Reservierung stornieren möchten, garantieren wir Ihnen, dies gerne kostenlos zu tun“, so die Nachricht, die ersten Erkenntnissen zufolge direkt vom Inhaber des Hotels, Patrick Ongaro, stammte. Das Paar aus Tel Aviv, das Anfang November im Hotel Garni Ongaro über Booking zwei Nächte gebucht hatte, fiel aus allen Wolken.
Auch wenn es dafür keine Bestätigung gibt, sollen nach dieser schockierenden Nachricht der Hotelier und das israelische Ehepaar telefonisch miteinander in Kontakt getreten sein, wobei die „freundliche Einladung“, auf den über die Buchungsplattform Booking gebuchten Kurzurlaub zu verzichten, sich vonseiten des Hoteliers in ein „Lasst Euch hier ja nicht blicken“ verwandelt haben soll.
Nachdem der Präsident der jüdischen Kultusgemeinde von Venedig, Dario Calimani, öffentlich auf diesen schockierenden Fall von Diskriminierung von israelischen Urlaubern hingewiesen hatte, ergoss sich über das Hotel Garni Ongaro und seinem Besitzer eine Welle der Empörung. Viele Politiker aller Lager und eine große Anzahl von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verurteilten die Diskriminierung des Paars aus Tel Aviv. Unter der Nachricht, die am Donnerstagmorgen in den sozialen Medien gepostet wurde, ließen Dutzende von empörten und entsetzen Kommentatoren ihrer Wut und ihrer Abscheu freien Lauf. Mehrere Posts gipfelten in der Forderung, den Hotelinhaber anzuzeigen.
Der Inhaber des Hotels Garni Ongaro, Patrick Ongaro, dessen Facebook-Seite seit dem Aufkommen der Empörungswelle gesperrt ist, ist hingegen weder telefonisch erreichbar noch offensichtlich dazu bereit, eine Stellungnahme abzugeben.
„Was in Selva di Cadore geschehen ist, ist nicht nur sehr ernst, sondern auch äußerst besorgniserregend. Es handelt sich um Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Nationalität oder Religion. Leider kommt es in ganz Europa immer häufiger zu Ausbrüchen von unerträglichem Antisemitismus, gegenüber dem es keinerlei Toleranz geben darf“, meint Sefano Casali aus Verona. Der Strafverteidiger und Regionalrat der Regierungspartei Fratelli d’Italia steht der italienisch-israelischen Glaubensgemeinschaft von Verona und Venetien nahe.
Wohlgemerkt vertritt Casali das Ehepaar aus Tel Aviv zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht als Rechtsbeistand und letzten Erkenntnissen zufolge soll auch noch keine formelle Anzeige der israelischen Urlauber vorliegen. Es ist jedoch schwer vorstellbar, dass diese Anzeige nicht erfolgen wird. Im Falle eines Justizverfahrens und eines Schuldspruchs könnte der Inhaber des Hotels zu einer hohen Strafe verurteilt werden.
Inzwischen versuchen Politiker, versöhnliche Worte zu finden. „Verwechsle niemals Völker mit ihren Machthabern und den Fehlern von Staaten. Das gilt sowohl für Israelis als auch für Palästinenser. Schimon Peres hat an die Zweistaatenlösung geglaubt, ein Ziel, das mir immer noch als das einzig realistische und mögliche erscheint. Ich glaube nicht, dass die Diskriminierung israelischer Touristen der beste Weg ist, neue Wege einzuschlagen. Ich halte die Entscheidung des Hotelinhabers für falsch“, erklärt der Präsident des Regionalrats von Venetien, Roberto Ciambetti.
Die ehemalige Bürgermeisterin von Selva di Cadore, Silvia Cestaro, verurteilt ebenfalls die Abweisung des israelischen Touristenpaars. „Selva di Cadore hat den israelisch-palästinensischen Konflikt immer aufmerksam verfolgt und Gäste beider Seiten empfangen und willkommen geheißen. Ich verurteile und bedauere diesen äußerst gravierenden Vorfall“, so Silvia Cestaro, die negative Auswirkungen auf das Image ihres Heimatortes befürchtet.
Leider sind Fälle von Diskriminierung israelischer Touristen nichts Neues. Bereits im Juli dieses Jahres hatte der Eigentümer einer über die Plattform Airbnb vermieteten Wohnung einer israelischen Familie die Gastfreundschaft verweigert. Der Abweisung war sogar eine antisemitische Beleidigung hinzugefügt worden. Nach diesem Vorfall hatte das Online-Vermietungsportal den Gastgeber aus Cadore gesperrt. Sie war erst aufgehoben worden, nachdem zwischen den Parteien eine „mühsame“ Klärung stattgefunden hatte.
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